Von der Psychologin in Granada zur Imkerin im 80-Seelen-Dorf Sillar Baja
Die 32-jährige Carolina García hat sich mit dem Aufbau eines Bienenzuchtbetriebs und dem Anbau von Pistazien und Oliven einen Traum erfüllt
Laura Ubago
Diezma
Sonntag, 2. November 2025
Carolina hat eine Adrenalin-Fertigspritze in ihrem Jeep dabei, für den Notfall. Sie ist allergisch gegen Bienengift und Besitzerin einer Farm mit 200 Bienenstöcken und vier Millionen Bienen. Ihr Gesicht hellt sich auf, wenn sie von ihren Gewohnheiten und Bräuchen erzählt, und sie ist stolz darauf, «wie intelligent sie sind». Sie kennt die Bienen sehr gut und liebt sie. «Wenn man ihnen nichts antut, stechen sie nicht», sagt Carolina, während sie ruhig eine Biene von ihrem Finger nimmt. Carolina ist Landwirtin und Imkerin. Neben ihrer Arbeit als Imkerin baut sie auch Pistazien und Oliven an, ihr Mann besitzt einen Ziegenbetrieb.
Im Alter von 32 Jahren ist Carolina García glücklich in einem Dorf mit 80 Einwohnern. Es heißt Sillar Baja und gehört zu Diezma, etwa zwanzig Minuten mit dem Auto von Guadix entfernt. In dem Dorf gibt es nur wenige Häuser, die sich um eine Arztpraxis und ein einstiges Seniorenzentrum gruppieren, das heute eine Bar und einen Laden beherbergt. Das Geschäft heißt Sierra de Arana und ist jeden Tag außer montags und dienstags vormittags und nachmittags geöffnet.
Es wird von einem jungen Paar geführt, und es gibt noch ein weiteres Paar in den Zwanzigern, Carolinas Schwester Encarni und ihren Freund. Sie arbeiten in einer Gartenbaufirma und sind diejenigen, die das Dorf wohnlich erscheinen lassen, das an einem der letzten Nachmittage im Oktober sauber und gepflegt aussieht. Der Rest der Nachbarn ist ziemlich alt und es gibt kein einziges Kind. Es herrscht Stille und es gibt ein paar Hunde, die jedem entgegenkommen, der vorbeikommt, wenn überhaupt jemand vorbeikommt.
Ursprünglich wollte die aus dem ebenfalls in der Provinz Granada gelegenen 80-Einwohner-Nest Tocón de Quéntar stammende Frau Psychologin werden. Sie studierte in Granada Psychologie und arbeitete auch eine zeitlang in der Provinzhauptstadt mit behinderten Kindern, aber sie wusste bald, dass dies nicht ihr Ding war. Weder die Stadt, noch der Stress, noch der Beruf. «Dann dachte ich daran, aufs Land zurückzukehren, beantragte eine Subvention und baute den Betrieb auf», erzählt Carolina.
Carolina steht früh auf und kümmert sich um ihren Bauernhof, der den Spitznamen «La Patrona» trägt - wie ihre Produkte - eine klare Anspielung darauf, dass sie die Chefin ist und ihr Handwerk beherrscht, nachdem sie eine Umschulung gemacht hatte. Die Imkerin erzählt begeistert allerlei Kuriositäten über ihre Bienen. So etwa, dass sie sie einmal für zwanzig Tage nach Almeria mitgenommen hat, damit sie mit einigen sehr guten Blumen aus Almeria Honig erzeugen konnten.
Imkerin ist glücklich mit dem Leben auf dem Dorf
Die junge Landwirtin kontrolliert jeden Tag, ob es den Bienen gut geht, ob sie Futter und sogar Streicheleinheiten bekommen. Der Rosmarinhonig von La Patrona ist ein großer Erfolg, und Carolina hofft, von der Ruhe und dem Frieden in Sillar Baja mit ihrem Geschäft leben zu können.
Die Imkerin verteidigt das Leben in Sillar Baja, weil es ihr an nichts mangelt. «Wenn wir ein bisschen Abwechslung wollen, fahren wir nach Guadix, das ist ja gleich um die Ecke», sagt sie. Dann läuft sie durch das Dorf. Sie grüßt die einzige Person, die vorbeikommt, ihre Cousine, und lächelt beim Anblick des ersten angezündeten Kamins, während ihre Bienen in ihren Bienenstöcken ruhen und sich vor der Kälte verstecken, die in Sillar Baja früh Einzug hält.