Centre Pompidou Málaga zeigt Ausstellung, die «die Augen für die Kunst öffnen» soll
Die Werkschau 'To Open Eyes. Miradas de Artista' vereint Werke herausragender Künstler aus der Sammlung des Pariser Kunstzentrums
Beatrice Lavalle
Málaga
Sonntag, 20. Juli 2025
Mit emblematischen Werken der Kunstgeschichte wie die Installation 'Precious Liquids' von Louise Bourgeoise, 'Anthropmétrie de l'Epoque Bleue' von Yves Klein oder dem Werk 'Merda d'artista' mit dem der italienischen Konzeptkünstlers Piero Manzoni Anfang der 1960er Jahre für Aufsehen sorgte, will das Centre Ppmpidou Málaga zur Reflexion über die Kunstbetrachtung und den Einfluss der Kunst auf unser Weltbild anregen. Die neue, am vergangenen Donnerstag in der Filiale des französichen Kunstzentrums eröffnete Langzeitaustellung 'To Open Eyes. Miradas de Artista', die bis Ende Januar 2027 inMálaga bleiben wird, nimmt das Zitat des deutschen Künstlers Josef Albers – «Die Kunst lehrt uns, das Leben zu sehen und zu spüren» – als Ausgangspunkt. Albers wollte mit diesem Satz klarstellen, dass Kunst nicht nur eine visuelle Darstellung ist, sondern auch eine Möglichkeit, die Welt bewusster wahrzunehmen und mit allen Sinnen zu erfassen. Und so soll auch diese Ausstellung dem Besucher helfen, die Welt mit neuen Augen zu sehen.
Die Werkschau, die Werke bedeutender Künstler des 20. und 21. Jahrhunderts vereint, verzichtet auf eine chronologische oder narrative Abfolge. In sechs Abteilungen, die universelle Themen behandeln, stellt sie Verbindungen von Werken unterschiedlicher Epochen, Stile, Techniken und kultureller Kontexte her.
Ein Werk von Albers selbst macht den Auftakt der 'Iconos / Signos' betitelten Abteilung, die hauptsächlich abstrakte und konzeptuelle Werke vereint, die fern der vorherrschenden Stile und Moden ihrer Zeit, die traditionelle Idee des Kunstwerks hinterfragen. Neben Albers sind hier auch Marcel Breuer, Paul Klee oder László Moholy-Nagy vertreten, weitere Künstler der Kunst, Design- und Architekturschule Bauhaus, die die moderen Kunst entscheidend beeinflusst hat, Gemeinsam haben die Werke dieser Abteilung auch den künstlerischen Minimalismus, der den Betrachter zur aktiven Teilnahme animiert.
In 'Cuerpos / Colores' steht der menschliche Körper in all seinen Varianten im Mittelpunkt. Die den Kubisten und der Dada-Bewegung nahestehende französische Künstlerin Juliette Roche zeigt in ihrem als 'American Picnic' bekannten Werk ohne Titel ein sehr befreites Bild der Frau. In den 1970er Jahren setzten feministische Künstlerinnen wie etwa Judy Chicago, die hier mit einem Video vertreten ist, ihr Frauenbild dem 'männlichen Blick' entgegen. Neben Werken von Joan Jonas oder Friederike Pezold, die sich gegen die Kommodifizierung des weiblichen Körpers auflehnen und ihre eigene Körpervorstellung zeigen, sind hier auch Designerobjekte von den 50er bis 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu sehen, die den Wandel der Gesellschaft hin zu einem hedionistischen Lebenstil illustrieren.
Die Sektion 'Gestos / Huellas' nähert sich dem Körper in seinen gestischen und performativen Ausdrucksformen, angefangen vom von Jackson Pollock angeführten abstrakten Expressionismus über die exzentrische Abstarktion von Claire Falkenstein bis hin zur Performance und Body Art von Künstlern wie Carolee Schneemann, Marina Abramović und Ulay, Sonia Andrade oder Alice Anderson, die mit ihrer Installation 'Floorboards Data', enorme mit Kupferdraht umwickelte kreisförmige Strukturen, vertreten ist.
Sehr heterogene Künstler, deren Werke sich zwischen Tradition und Moderne bewegen, treffen in der Abteilung 'Espiritualidades / Sincretismos' aufeinander. Louise Nevelson schafft eine Synthese zwischen Primitivismus und Moderner Kunst, Mathias Goeritz inspiriert sich in die präkolumbianischen Kulturen und Michael Heizer lässt die Grenzen zwischen Frühgeschichte und dem industriellen Zeitalter verschwimmen. Die Bedeutung der Kunst auf die seelischen Bereiche, die empfänglich für Magie und schamanistischen Zauber sind, wird hier auch durch ein Video von Joseph Beuys aufgezeigt.



'Ficciones / Proyecciones' behandelt die von Künstlern dargestellten Utopien und idealisierten Zukunftsvisionen. Die Eroberung des Weltraumes in den 1960er Jahren inspirierte Künstler wie Pierre Paulin und Olivier Mourgue zu futuristischen Möbeldesigns und Architekten wie Paul Maymont und Nicolas Schöffer experimentierten in ihren Entwürfen mit neuen Formen des Wohnens. Das aus Claude Parent und Paul Virilio besthende Duo Architecture Principe revolutionierte die Baubranche mit ihrer 'schrägen Architektur' und der chilenische Architekt und Konzeptkünstler Gordon Matta-Clark legte mit seinen 'Cuttings' mit der Motorsäge die innere Struktur der Gebäude frei.
Der letzte Bereich der Ausstellung 'Espacios / Revelaciones' beschäftigt sich mit der Verbindung von Werk, Raum und Betrachter. Hier sind Werke des Minimalisten Donald Judd, der auf die Autonomie und Neutralität seiner Werke pochte; des Land-Art-Künstlers Robert Smithson und die anfangs erwähnte Installation von Louise Bourgeois zu sehen. Der Hauptsaal des Zentrums beherbergt zudem das tiefschwarze Gemälde von Pierre Soulages, das zur Meditation einlädt; das Gemälde 'La Tabula', mit dem Simon Hantaï über die Beziehung des Künstlers zur Leinwand und den kreativen Prozess reflektiert und die raumfüllende Installation 'Lingering Nous' der südkoreanischen Künstlerin Haegue Yang.
Die Filiale des Centre Pompidou, die dank des im März unterzeichneten Abkommens für weitere zehn Jahre in Málaga bleiben wird, bietet mit dieser Ausstellung einen beeindruckenden Rundgang durch die moderne und zeitgenössische Kunst.
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