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Einige Werke der Reihe 'The Animals ' von Estela de Castro. BEATRICE LAVALLE
Ausstellung

'El Sueño animal' – Das Centre Pompidou in Málaga setzt sich mit der Psyche der Tiere auseinander

Die im Rahmen der Reihe 'Hors Pistes' organisierte Ausstellung untersucht unsere Beziehung zu nicht-menschlichen Lebewesen

BEATRICE LAVALLE

MÁLAGA.

Donnerstag, 9. Oktober 2025

Fotos von Tieren, die vor dem Schlachthaus, der Jagd, einem tristen Dasein im Zoo oder einem Zirkus, dem illegalen Handel und medizinischen Experimenten gerettet wurden, leiten die Ausstellung 'El Sueño animal' ein, die im Rahmen der Reihe 'Hors Pistes' bis zum 2. November im Centre Pompidou Málaga zu sehen ist. Die Künstlerin Estela de Castro konfrontiert den Betrachter mit den eindringlichen Blicken dieser Tiere, die von uns Menschen zu Objekten degradiert, versklavt und misshandelt wurden und denen man die Fähigkeit zu Fühlen und zu Leiden aberkannt hat.

Die diesjährige Ausstellung von 'Hors Pistes', eine Reihe, die sich zum Ziel setzt, aktuelle gesellschaftliche Themen aus dem Blickwinkel der zeitgenössischen Kunst zu beleuchten, geht von der vieldiskutierten Frage aus, ob Tiere träumen, und dieses Träumen Ausdruck einer vielschichtigen Innenwelt ist. Anhand von Bild- und Tonsequenzen erkunden die teilnehmenden Künstler den Zustand zwischen Wachen und Schlaf, Realität und Fiktion und laden den Besucher dazu ein, die Grenze zwischen menschlicher Vorstellungskraft und tierischer Erfahrung zu hinterfragen. In den begleitenden Texten wird das Potenzial von Träumen als Ort der Erfindung — nicht als bloße Reproduktion vergangener Ereignisse, sondern als Schöpfung innerer Welten hervorgehoben.

Dabei gehen die elf vertretenen Künstler — sechs aus Frankreich und fünf aus Spanien — auf ganz unterschiedliche Weise an das Thema heran. Die Auswahl reicht von dokumentarisch anmutenden Videoarbeiten bis zu stark inszenierten Foto-Statements und Klangstücken, die zusammen eine Art 'Partitur' aus Bildern und Tönen bilden.

Die gezeigten Werke arbeiten häufig mit Fragmenten: kurze Videoepisoden, Foto-Sequenzen, Tonforschungen. Manche Arbeiten dokumentieren reale Interaktionen zwischen Menschen und Tieren; andere erfinden narrative Situationen, in denen Tiere zu Protagonisten fiktionaler Szenen werden oder in anthropomorphen Traumlandschaften erscheinen. Insgesamt zielt die Ausstellung weniger auf zoologische Genauigkeit als auf empathische und ästhetische Perspektivenwechsel ab.

So zeigt etwa die Spanierin Bego Antón in ihren Fotos und Videos Frauen, die mit ihren Hunden tanzen; Estela de Castro ist neben ihrer erwähnten Serie über die Misshandlung von Tieren mit der Reihe 'Zoocosis' über das gleichnamige Syndrom von in Zoos eingesperrten Tieren vertreten und Ruth Montiel Arias hinterfragt mit einfühlsamen Fotografien und einer dokumentarischen Arbeit unsere Beziehung zu Lebewesen wie etwa den Primaten, deren DNA zu fast 100 Prozent mit der unseren übereinstimmt.

Die 'Machinimales' von Hortense Gauthier und Antoine Schmitt, kleine aus allen möglichen Elementen wie Knochen, Pflanzen, Mineralien und Mikroprozessoren kreierte Robottiere, ahmen mit ihren Bewegungen verschiedene tierische Reaktionen wie Angst oder Neugier nach; in dem Video 'King of Cyborg Elephant' entführt der Filmemacher Nanut Thanapornrapee den Betrachter in die Alpträume von Elefanten und in dem Film 'Solenopsis Invicta' von Victor Missud wird ein harmonisches Universum aus Pflanzen und Insekten mit einer Gruppe von Schädlingsbekämpfern konfrontiert.

Candela Sotos untersucht in ihrem Projekt 'Danza III' unter Zuhilfenahme eines Dokumentarfilmes über Bienen, den ihr Großonkel in den 1930er Jahren zu drehen begann, die symbiotische Beziehung zwischen Mensch und Tier; Ana Frechilla präsentiert 'Proyecto Loba', eine künstlerische Erforschung der Geschichte des iberischen Wolfes: Clément Cogitore bedient sich in seinem Werk 'Lascaux' eines Dokumentarfilmes aus den 1980er Jahren über die prähistorische Höhle und kombiniert diesen mit einem eigenen Film über den Schmetterlingsflug zu einem magischen Erlebnis, das den Betrachter zu den Anfängen der Geschichte der Menschheit führt und Thibault Brunet zeigt in 'Fragile' die Stadt Marseille aus der Sicht eines Tieres.

Die Ausstellung wird wie gewohnt von Veranstaltungen und Führungen begleitet werden, die die Betrachtung der Werke als Ausgangspunkt für Diskussionen über Zeit, Erinnerung und Wahrnehmung nutzen. Damit wird die Ausstellung nicht nur als Schau, sondern als Anlass verstanden, über die politischen und ethischen Folgen unseres Verhältnisses zu nicht-menschlichen Lebewesen nachzudenken.

'El sueño animal' ist kein naturkundliches Porträt — es ist eine künstlerische Einladung, die eigene Wahrnehmung zu verschieben. In einer Zeit, in der Debatten über Tierethik, Biodiversität und Anthropozentrismus die öffentliche Agenda bestimmen, bietet die Ausstellung einen ungewohnten Zugang: nicht nur Fakten über Tiere zu liefern, sondern die Vorstellungskraft mit einzubeziehen— wodurch sich auch ethische Fragestellungen oft unmittelbarer und sinnlicher erschließen als durch die reine wissenschaftliche Annäherung.

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