Deutsches Residentenpaar aus Benalmádena organisiert regelmäßig Familientreffen über Grenzen hinweg
Ralf Böwing und seine Frau Laura haben in diesem Jahr in Mecklenburg-Vorpommern mehr als 90 Familienmitglieder vereint
DANA NOWAK
BENALMÁDENA.
Dienstag, 26. August 2025
Schon als Kind hatte Ralf Böwing den Traum, einmal nach Spanien auszuwandern. Heute, viele Jahre später, sitzt er mit seiner Frau Laura auf der Terrasse ihres Hauses in Benalmádena, schaut aufs glitzernde Mittelmeer und genießt genau das Leben, das er sich immer gewünscht hat.
Der Entschluss reifte über Jahre. Immer wieder verbrachte die Familie Urlaube an der Costa del Sol. Aber irgendwann stand fest, hier wollen sie leben. Zwei Jahre lang suchten sie nach dem perfekten Zuhause. «Wir wollten uns Zeit lassen und sicher sein, dass wir die richtige Entscheidung treffen», sagt Ralf Böwing. Der erste Kaufversuch in Benalmádena scheiterte. Doch wenige Wochen später fanden sie ihr Traumhaus. «Wir haben hier alles, was wir uns gewünscht haben, Meer, Berge, Wanderwege, eine gute Infrastruktur und Freunde aus aller Welt.»
Die charmante Küstenstadt liegt nur wenige Minuten von Málaga und dem Flughafen entfernt, gleichzeitig bieten die Altstadt, der moderne Yachthafen und die zahlreichen Strände alles, was sie sich erträumt hatten. Ihr Lieblingsplatz ist der Hafen. Hier liegt ihr Motorboot, mit dem sie die Küste erkunden. «Wenn man mit dem Boot hinausfährt, ankert, im Meer schwimmt und einfach das Leben genießt, ist das ein unbezahlbares Gefühl.» Schon bald wollen sie einen längeren Törn Richtung Portugal unternehmen. In Deutschland besaßen sie zwar ein kleines Boot in Holland, doch Wetter und Arbeitsstress ließen ihnen kaum Zeit, die Saison zu nutzen.
Ursprünglich stammt das Paar aus Erkrath bei Düsseldorf. Über 30 Jahre führten sie dort erfolgreich ein Unternehmen, das sie inzwischen verkauft haben. Ganz gelöst haben sie die Verbindung zu Deutschland nicht, noch immer betreuen sie etwa 20 Ferienwohnungen in Erkrath und in Mettmann. «Das nimmt ein bis zwei Stunden am Tag in Anspruch. Der Rest des Tages gehört uns», sagt er.
Den Übergang vom strukturierten Arbeitsleben zur entspannten Lebensweise in Spanien empfanden sie als Herausforderung. «Ich habe fast zwei Jahre gebraucht, um wirklich anzukommen und den neuen Rhythmus zu finden. Es war anfangs ungewohnt, den Tag neu zu füllen, aber heute genießen wir es, den Tag einfach auf uns zukommen zu lassen», sagt der ehemalige Immobilienentwickler.
Neben dem Bootfahren und Spaziergängen mit ihrem Hund erkunden sie Andalusien. «Wir entdecken immer noch neue Orte, schöne Wanderwege und kleine Restaurants. Die Region ist unglaublich vielfältig.»
Das Paar ist in Spanien angekommen, doch verbindet sie mit Deutschland ihre außergewöhnliche Familie, die nicht nur 90 Familienmitglieder zählt, sondern seit Jahrzehnten den Zusammenhalt pflegt. Alle drei Jahre trifft sich ein Kreis von Verwandten, der einst durch die innerdeutsche Grenze getrennt war. Die Wurzeln dieser Familie reichen zurück in eine Zeit, als Deutschland noch geteilt war. Vier Geschwister wuchsen in Westdeutschland, vier in Ostdeutschland auf. «Viele Familien haben sich durch die innerdeutsche Grenze verloren, wir nicht», erzählt Böwing.
Familientreffen über Grenzen hinweg
Vor der Wiedervereinigung fand der Kontakt unter schwierigen Bedingungen statt. Besuche im Osten waren streng reglementiert, Autos wurden durchsucht, mitgebrachte Videokassetten beschlagnahmt. «Als die Mauer fiel, standen uns die Tränen in den Augen. Endlich konnten wir ohne Hindernisse zu Geburtstagen, zu Ostern oder einfach nur so zusammenkommen.»
Gerhard und Anna Austerhoff hatten seit 1938 einen Bauernhof in Saatel bewirtschaftet. Ihre acht Kinder wurden zwischen 1917 und 1930 geboren. Zwischen 1942 und 1962 schenkten sie ihren Eltern 21 Enkelkinder. Durch den Mauerbau im August 1961 wurden die acht Geschwister getrennt. Die Enkelkinder haben 37 Urenkel und 52 Ururenkel, insgesamt 90 Familienmitglieder, die zu den Treffen anreisen, wie auch in diesem Jahr zu Pfingsten in Duvendieck. Zu den Familientreffen reisen diese aus Spanien, Österreich, Nordrhein- Westfalen, Niedersachsen, Thüringen, Berlin, Baden-Württemberg, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern an. Der Ort wechselt, mal Ostsee, mal Berlin, doch der Zusammenhalt bleibt. «Wichtig ist, dass wir einander sehen. Es geht um Nähe, nicht um den Ort.»
Organisatorisch sind die Fasmilientreffen durchaus eine Herausforderung. Nicht jeder nutzt E-Mail, manche reagieren nur auf Anrufe. Dennoch klappt am Ende alles. «Es ist viel Aufwand, aber es macht auch Spaß. Wir wissen, dass wir etwas Besonderes bewahren, den Zusammenhalt einer großen Familie, die einst durch eine Grenze getrennt war», sagt Ralf Böwing, der das Treffen in diesem Jahr bei Barth an der Ostsee organisiert hat, weil dort in der Nähe auch viele Familienmitglieder wohnen.
Ganz in der Nähe mietete Böwing ein schönes Naturcamp mit Häusern, Wohnungen und einer dazugehörigen Restauration. Was vor über 35 Jahren begann, ist bis heute eine feste Tradition: die Familientreffen, die Generationen zusammenführen und Erinnerungen lebendig halten. «Es ist für uns sehr schön, dass wir diese Tradition haben. Sie erinnert uns daran, woher wir kommen und dass Familie einfach alles ist», schließt Ralf Böwing.
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