Claudia Cardinale und Alain Delon verzückten das Málaga der 1960er Jahre
Die italienische Schauspielerin ließ sich während der Dreharbeiten an der Costa del Sol vielerorts sehen und sprach auch über ihr Privatleben
Paco Griñán
Málaga
Freitag, 26. September 2025
Kurz nachdem die Welt Robert Redford verloren hat, musste nun auch Abschied von einer anderen Leinwandllegende genommen werden: Claudia Cardinale.
In den 1960er Jahren sah Málaga viele renommierte Schauspieler und die italienische Diva tunesischer Herkunft war keine Ausnahme. 1965 sorgte der Star aus «Spiel mir das Lied vom Tod» rund um das Hotel Pez Espada in Torremolinos für Aufsehen - ähnlich der Stimmung beim heutigen Filmfestival im Palacio de Málaga. Nur der rote Teppich fehlte damals. Doch den hatte die Schauspielerin auch gar nicht nötig. Ihre Filme mit Alain Delon und ihr jüngstes Hollywood-Debüt mit Burt Lancaster eilten ihr voraus und Reporter gaben alles für ein Lächeln und ein Porträt der jungen Berühmtheit.
Auch mein Vater, Eugenio Griñán, war unter diesen Fotografen. Er schaffte es bis ins Hotel, sah die Schauspielerin an der Rezeption und sagte nur: «Claudia.» Cardinale drehte sich um, als sie gerade den Schlüssel zu ihrer Suite entgegenahme. Es entstand eine sympathische Schwarzweiß-Aufnahme, obwohl das Kino damals schon in Technicolor erstrahlte. Im Hintergrund des Schnappschusses kann der Rezeptionist in makelloser Uniform den Blick nicht vom Gesicht der Schauspielerin abwenden. Modisches Kopftuch, dunkle, schwarz umrandete Sonnenbrille, Glamour pur selbst in diesem Freizeitlook.

Die Schauspielerin kam an der Seite von George Segal, der ebenso wie Anthony Quinn und Maurice Ronet für den geplanten Film gebucht war. Alain Delon, der unvergessliche Partner von Claudia Cardinale in «Rocco und seine Brüder» und «Der Leopard», der das Hotel gegen die Anonymität einer Villa in Rancho Domingo in Benalmádena getauscht hatte, vervollständigte die Besetzung. Sie alle bildeten die Miliz in «Sie fürchten weder Tod noch Teufel», einem Kriegsfilm von Mark Robson, der während der französischen Besatzung Algeriens spielt. Die italienische Schauspielerin, auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, spielte eine mutige algerische Spionin, die sich in den von Delon gespielten Soldaten verliebt. Und vice versa.
Málaga wurde zu Algerien. Mit denkwürdigen Szenen auf dem Markt von Salamanca, wo Cardinale und Delon einen Kaffee trinken, der von einer Demonstration für die Unabhängigkeit unterbrochen wird. Oder am Strand der Bil-Bil-Burg in Benalmádena, wo sie eine romantische Szene im Stil von «Von hier bis zur Ewigkeit» spielen. Der amerikanische Regisseur von «Sie fürchten weder Tod noch Teufel» wollte zweifelsohne die unbestrittene erotische Chemie des «Leopard»-Paares aufleben lassen...
Während Delon sich während der Drehtage rar machte, war Cardinale in Restaurants und Tablaos an der Costa del Sol zu sehen. In der Taberna Gitana in Málaga etwa, wo sie von einem Journalisten von «Ideal» angesprochen wurde, der sie an Ort und Stelle interviewen wollte. Der Redakteur war doppelt überrascht. Sie antwortete ihm in perfektem Spanisch und stimmte dem Vis-a-Vis unter einer Bedingung zu: «Stellen Sie Fragen, aber berühren Sie keine privaten Themen». Cardinale, die bereits mit John Wayne in Madrid «Zirkuswelt» gedreht hatte, erzählte, dass sie sich in den Tablaos «sehr gut amüsiert» habe und dass sie sich in diesem letzten Tablao mit dem Cantaor Antonio «El Chaqueta» und seinen Tänzern vergnügt habe. Am Ende der Show habe man ein Foto auf der Bühne gemacht.

Auch erzählte sie, dass sie inzwischen nicht mehr wisse, wie viele Filme sie gedreht habe. Es müssten über 20 sein. Dass sie14 Stunden am Tag arbeite, weil «ich neben den Dreharbeiten auch Gymnastik, Make-up, Studien und die Durchsicht des Drehbuchs als Arbeit betrachte», und dass sie zwar auf ihr Essen achte, aber den «exquisiten» kleinen Chanquetes-Fischen nicht habe widerstehen können. Schließlich wurde der Interviewer dann doch noch persönlich und stellte die «verbotenen» Fragen. Cardinale war keineswegs verärgert, sondern antwortete, um deutlich zu machen, dass sie Herrin ihres Schicksals war:
Stimmt es, dass Sie nicht heiraten können, weil ihr Vertrag mit der Produktionsfirma Sie daran hindert?
Es gibt kein solches Hindernis. Es gibt keine solche Klausel. Ich kann, wenn die Zeit gekommen ist, den Mann meiner Wahl heiraten.
Wie sollte Ihr idealer Mann sein?
Ich weiß es noch nicht. Natürlich muss er ein einfacher, liebevoller Mann sein... und seine männliche Schönheit und sein Alter sind mir gleichgültig.
Glauben Sie an die Liebe?
Unbedingt.
Heute weiß man, dass die Schauspielerin es im Leben und beim Film nicht leicht hatte. Im Alter von 17 Jahren wurde sie Opfer einer Vergewaltigung, aus der ihr ältester Sohn, Patrick, hervorging. Ein Trauma, das sie jahrzehntelang verheimlichte, so dass sogar ihr eigener Sohn in dem Glauben aufwuchs, Cardinale sei seine ältere Schwester. Ein Drama, das zweifellos diese unabhängige Frau und Schauspielerin geprägt hat, die immer die Freiheit und die Stärke der Frauenrollen bei Federico Fellini («Achteinhalb») und Visconti («Rocco und seine Brüder») der Popularität und der Sklaverei Hollywoods vorzog.

Davon sprach sie auch bei ihrem nächsten Besuch in Málaga, 45 Jahre nach den Dreharbeiten zu «Sie fürchten weder Tod noch Teufel», als sie 2010 das kurzlebige Internationale Gay-Filmfestival der Costa del Sol mit ihrem neuesten Film «Le fil» eröffnete, einem engagierten Film über Homosexualität in der arabischen Welt. Cardinale, die daran gewöhnt war, ein Symbol zu sein, fügte stolz hinzu, dass sie eine Ikone der schwulen Gemeinschaft sei. Auch erzählte sie, dass sie gerne an ihre Dreharbeiten in Málaga und Almería zurückdachte.
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