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Die Fahrradkultur hat es in Málaga schwer. Grafik: A. Martín Campos
Mobilität

Málaga ist die Stadt mit dem kleinsten Radwegenetz unter Spaniens größten Städten

Radfahrer weisen auf zahlreiche «schwarze Punkte» hin und fordern getrennte Fahrspuren bei allen neuen Projekten

Chus Heredia und Ignacio Lillo

Málaga

Montag, 10. November 2025

Im Zuge der nachhaltigen Mobilität wurde schon lange vor dem Aufkommen der «sauberen» Autos, der Sperrzonen und dem strengen Blick auf Emission stets die Bedeutung des kollektiven Verkehrs und des Fahrrads hervorgehoben. Es gibt Städte, die zu Vorbildern für den Zweiradverkehr geworden sind wie zum Beispiel Sevilla. In Málaga hingegen beklagen sich die Nutzer über ein Radewegenetz, das nur langsam vorankmmt, gefährliche Stellen für Radfahrer und Fußgänger birgt, an vielen Stellen nur schlecht vom restlichen Verkehr getrennt ist - oftmals sind die Radwege nur farblich gekenntzeichnet - und im Zickzack verläuft. Auch das Wort Netz hat der Radwegeflickentepppich bislang eigentlich nicht verdient.

Tägliches Miteinander

Im Alltag scheint das Miteinander von Radfahrern, Fußgängern und motorisiertem Verkehr kompliziert. Und es gibt Faktoren, die nicht hilfreich sind. So nutzen viele Touristen mit Koffern auf Rädern die Radwege, um besser voranzukommen. Auch ist die Sicht oftmals schlecht, weil die Radwege um Vordächer oder Kioske herumführen. Am schlimmsten sind die Stellen, an denen die Fahrspur endet und Radfahrer nicht wissen, wo es weitergehen soll. Außerdem gibt es bei Baustellen für Autos und Fußgänger meist Ausweichmöglichkeiten, für Fahrräder nicht.

Nach Angaben der Mobilitätsabteilung der Stadtverwaltung von Málaga sind die aktuellen Zahlen wie folgt: In der Stadt gibt es inzwischen 51 Kilometer vom Verkehr getrennte Radwege. Weitere vier Kilometer sind im Bau, neun befinden sich in der Projektierungsphase. Darüber hinaus gibt es 63 Kilometer Fahrspuren mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Stundenkilometern, die vorrangig von Fahrzeugen der persönlichen Mobilität und Fahrrädern genutzt werden können.

Aktuelle Fahrradwege in Málaga

Die andalusische Regionalregierung hat ihrerseits bereits einen Radweg im Technologiepark PTA gefördert und arbeitet nun an dessen Verlängerung mit einer 2,6 Kilometer langen Straße zum Gütertransportzentrum.

Eine Studie von PONS Mobility, einem internationalen Beratungsunternehmen, das sich auf nachhaltige und sichere Mobilität spezialisiert hat, hat zusammen mit der digitalen Plattform Meep die zwanzig bevölkerungsreichsten Städte Spaniens im Jahr 2024 mit Blick auf das Radwegenetz analysiert. Málaga schnitt dabei nicht gut ab. Sie war die Großstadt mit den wenigsten Kilometern (4,95, jetzt 5,1) pro 100.000 Einwohner. Am anderen Ende des Ranking ist Vitoria-Gasteiz mit 70,34 Kilometern. Es folgen Córdoba (41,08), Alicante (38,08) und Sevilla (27,48). Die Schlusslichter sind Elche (10,91), Vigo (6,81), Madrid (5,85) und auch Málaga.

«Der Radweg ab El Palo in Richtung Zentrum endet an den Baños del Carmen. Ab da wird Fahrradfahren gefährlicher».

María José Márquez, Professorin für Architektur an der Universität Málaga (UMA), ist Vorsitzende von Ruedas Redondas (Runde Räder), einer Gruppe, die sich seit Jahren für die Verbesserung des Straßennetzes für Radfahrer in Málaga einsetzt. Die Liste der «schwarzen Punkte» für Nutzer von Zweirädern beginnt im Osten der Stadt. Márquez sagt: «Der Radweg ab El Palo in Richtung Zentrum endet an den Baños del Carmen. Ab da wird das Fahrradfahren gefährlicher. Das Gleiche passiert auf der anderen Seite in Richtung Rincón de la Victoria über El Candado und La Araña.»

Eine weitere konfliktträchtige Achse ist der Alcazaba-Tunnel. «Nachdem sie fast drei Millionen Euro für die Aufstellung von nutzlosen Trennwänden ausgegeben haben, soll kein Platz mehr für den Radweg sein», beschwert sich Márquez und verweist darauf, dass ihre Gruppe eigene Messungen vorgenommen hat, um zu beweisen, dass ein Radweg passen würde. «Sie wollten ihn einfach nicht einrichten», sagt sie. Auch die Wege vom Zentrum nach El Ejido und entlang der Calle Victoria nach Fuente Olletas seien problematisch.

Als die Alameda Principal mit acht Millionen Euro saniert wurde, hat man auch dort die Arbeiten nicht genutzt, um einen separaten Fahrradweg zu schaffen. «Die Wege, die wir uns mit Fußgängern teilen mussen, helfen da nicht weiter», moniert Márquez und bedauert, dass beide Fälle «verpasste Gelegenheiten» zur Verbesserung der städtischen Mobilität sind und verweist vor allem auf «katastrophale Räume der Koexistenz» wie die bereits erwähnte Alameda und die Promenade Pablo Ruiz Picasso, wo verwirrende und schlecht abgegrenzte Streifen Radfahrer von Fußgängern trennen.

Farblich abgegrenzter Radweg auf dem Paseo Pablo Ruiz Picasso. ÑITO SALAS

Im Randgebiet La Térmica in Richtung Sacaba beklagt Márquez «große Alleen mit sechs oder sieben Spuren für Autos und keiner einzigen für Radfahrer. Bei Großprojekten wie diesem werden sie von Anfang an einfach nicht berücksichtigt und müssen dann hineingezwängt werden».

Neue Impulse für das Radwegenetzt gab es dank der europäischen Förderlinie Next Generation. Die Arbeiten zur Anbindung von Teatinos an das Gebiet des Palacio de Ferias und die Strecken um Martín Carpena, Sostoa, Juan XXIII, Ortega y Gasset, Avenida María Zambrano und Intelhorce sind im Gange.

Bei der Einrichtung von Radwegen werden häufig Gehwege und Grünflächen in Mitleidenschaft gezogen, Straßenlaternen und Straßenmobiliar, Bänke und Bäume versetzt. Manchmal müssen auch Parkplätze entfernt werden. Inzwischen wird versucht, die Spuren auf eine Breite zwischen 2,20 und 2,80 Metern anzulegen. Die Abstände zwischen Radfahrern und dem motorisierten Verkehr werden ebenfalls auf mindestens 0,30 Meter festgelegt. Was die Geschwindigkeiten angeht, so sehen die fortschrittlichsten Wege 30 Stundenkilometer vor, 15 km/h gelten an den problematischsten Kreuzungen.

Die Radfahrergemeinschaft fordert zwar weiterhin mehr getrennte Radwege, aber auch andere Maßnahmen, wie das «Befriedungsmodell», das in Europa angewandt wird.

Das Radfahrerkollektiv fordert zwar weiterhin mehr getrennte Radwege, aber auch andere Maßnahmen, wie das «Befriedungsmodell», das in Europa angewandt wird und «unendlich billiger» ist, wie die Präsidentin von Ruedas Redondas betont. Die Idee ist, dass in Nebenstraßen der Stadtteile Autos nur in eine Richtung fahren, Fahrräder hingegen in beide Richtungen unterwegs sein können. «Das kostet nichts, nur eine vertikale Beschilderung und ein bisschen Farbe auf dem Boden. Man muss den Fahrradweg nicht bauen oder den Fußgängern Platz wegnehmen», erklärt Márquez. Es sei eine Alternative, die bereits in vielen europäischen Ländern wie Deutschland, Belgien und Irland gefördert werde.

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