50 Jahre Verbrauchermarkt: «Es war der Wahnsinn: Jeden Abend waren die Regale leer»
Man schrieb das Jahr 1975: Málaga importiert aus Frankreich das dort bereits erfolgreiche «Hipermercado»-Modell und revolutioniert die Einkaufsweise der Malagueños
Nuria Triguero
Málaga
Donnerstag, 13. November 2025
Das Arbeitsleben von Paco Godoy ist heutzutage eine Seltenheit: In 46 Jahren Berufstätigkeit hatte er nur einen einzigen Job. Im Alter von 19 Jahren begann er bei Hiper zu arbeiten, dem ersten großen Verbrauchermarkt Andalusiens, dem zweiten in ganz Spanien. Nur Barcelona war schneller gewesen.
Es war ein revolutionäres Handelsformat, das bereits andere europäische Länder im Sturm erobert hatte, und Málaga führte es sogar noch vor der Landeshauptstadt Madrid ein. Urheber der durchschlagenden Geschäftsinitiative für Málaga war der örtliche Unternehmer Manuel Martín Almendro, der auf einer Reise nach Frankreich von den großen Supermärkten beeindruckt war, die sich dort bereits ausbreiteten. Er beschloss, das Konzept in sein Heimatland zu importieren, und eröffnete 1975 Málagas ersten großen Verbrauchermarkt. Er nannte ihn schlecht «Hiper», denn es gab damals ja keine anderen «Hipermercados», von denen man sich hätte unterscheiden müssen.
Mit einem Team von 350 Angestellten wurde eröffnet, der Slogan lautete «Hiper bricht die Preise» und das Konzept war von Anfang an ein ungemeiner Erfolg. Mehr noch. «Ein echter Wahnsinn», wie pensionierte Angestellten sagten, die in dieser Woche an der Gedenkfeier zum 50-jährigen Bestehen von Hiper teilnahmen, das später zu Pryca und dann zu Carrefour Los Patios wurde. An der Veranstaltung nahmen auch der Bürgermeister von Málaga, Andalusiens Landesarbeitsminister, der Präsident des CEA-Unternehmerverbandes, der Direktor von Carrefour in Andalusien und andere Persönlichkeiten teil.
«Am Anfang war ich Lagerist und kam um sechs Uhr morgens. Jeden Abend waren die Regale leer, weil alles ausverkauft war», erinnert sich Godoy. Seine ebenfalls pensionierte Kollegin, Pepi González, fing im Hiper an, als sie erst 17 Jahre alt war. «Am Anfang konnten sie mich nicht als Kassiererin einsetzen, weil ich noch nicht 18 war», erinnert sie sich und beschreibt die ersten Monate als «echten Wahnsinn». «Wir hatten einen festen Arbeitsbeginn, aber keinen festen Feierabend. Die Leute überfielen uns regelrecht! Sie waren schlichtweg baff beim Anblick der endlos scheinenden Tiefkühltheken, der prall gefüllten Regale, der vielen Kisten und Kartons mit den unterschiedlichsten Produkten... Daran war ja niemand gewöhnt!», erzählt sie.
Neue Kaufgewohnheiten
Und es gab viele Neuerungen auf einmal. Die Einkaufswagen, das Selbstbedienungsformat, der Außenparkplatz für Tausende von Autos, die schier endlose Reihe von Kassen mit ihren Kassierern in orangefarbenen Uniformen, ein Sortiment von 35.000 Produkten unter einem Dach, eine Hausmarke, 20.000 Quadratmeter Geschäftsfläche, Bezahlung mit Kreditkarte... Neue Konsumgewohnheiten, an die sich die Menschen in Málaga im Handumdrehen gewöhnten. Der Gang zum Hiper wurde für viele Familien zum samstäglichen Ausflug, sie fuhren mit dem Auto oder mit dem Bus - selbst mehrfaches Umsteigen wurde in Kauf genommen -, um die Vorräte für die Woche aufzufüllen und nebenbei den Tag zu verbringen.
Zu dieser Anziehungskraft trugen auch die Ausstellungen und Freizeitaktivitäten bei, die das Einkaufszentrum an den Wochenenden auf seinem Parkplatz organisierte, um seine Kunden, insbesondere die Kinder, zu unterhalten. «Sie organisierten richtige Feste: Autorennen, Tombolas, Konzerte, kostenlose Snacks für die Kinder, Verkaufsstände...», erinnert sich González. Schon die Eröffnung war eine Absichtserklärung, sozusagen Party pur: Fünf Tage lang gab es eine Reihe von Aufführungen und Wettbewerben, wie eine alte Anzeige belegt: An einem dieser Abende wurde ein Seat 133 verlost und ein Konzert von Rumba Tres veranstaltet, alles unter der Regie und mit der Animation des «berühmten Kiko Ledgarg», damals Moderator von «Un, dos, tres».
Der King Kong von Pryca
Und dann kam der mythische King Kong bei Pryca: eine acht Meter hohe Nachbildung des berühmten Primaten, die eine Generation von Malagueños gespalten hat - einige waren fasziniert, andere traumatisiert. Auch während der Schulanfangs- und Weihnachtskampagnen wurde der Wahnsinn entfesselt: «In der Nacht zur Bescherung am Dreikönigstag gab es ab 12 Uhr alle Spielsachen zum halben Preis: wenn Sie die Schlangen gesehen hätten, die sich gebildet haben», sagt González.
Carrefour beschäftigt jetzt 2.500 Mitarbeiter in Málaga
Heute heißt Málagas erster «Hiper» Los Patios und gehört zur Carrefour-Gruppe. Geschäftsführer, Miguel Ángel Marín, blickte zurück: «Es war ja damals der erste Verbrauchermarkt im Süden und der zweite in Spanien. Ein Ort, der nicht nur die Art des Einkaufens, sondern auch das Leben Tausender von Menschen verändert hat. Es war eine Revolution, Menschen aus der ganzen Provinz kamen, um etwas Neues zu entdecken, eine andere, nahe und unvergessliche Erfahrung zu machen. Heute feiern wir diese Vergangenheit mit Stolz und blicken mit dem gleichen Enthusiasmus wie am ersten Tag in die Zukunft. Heute, 50 Jahre später, beschäftigt Carrefour Andalucía mehr als 11.000 Mitarbeiter in 435 Geschäften unserer Formate Carrefour, Carrefour Market, Carrefour Express und Supeco.» In der Provinz Málaga zählt die Kette derzeit mehr als 2.500 Mitarbeiter.
CEA-Präsident, Javier González de Lara, räumte ein, dass er «eine gewisse Nostalgie» verspüre, wenn er Manuel Martín Almendro auf den alten Fotos von Hiper sehe, der nicht nur der Gründer des Kaufhauses war, sondern auch der Gründer seines Verbandes. «Es macht uns stolz, dass ein Mann aus Málaga in der Lage war, eine fast hellseherische Vision der neuen Vertriebsformen zu haben und eine Initiative dieses Kalibers zu fördern», sagte er.