Erneuerbare Energien sollen Netzspannung steuern, um neue Blackouts zu vermeiden
Red Eléctrica investiert seit dem 28. April 50% mehr in Leitungen zur Stärkung des Systems, das am 28.April außer Kontrolle geraten war
EDURNE MARTÍNEZ
MADRID.
Donnerstag, 6. November 2025
Eigentlich sollten die erneuerbaren Energien erst im ersten Quartal 2026 zur Spannungsregelung im spanischen Stromsystem beitragen.
Doch die Spannungsschwankungen der vergangenen Wochen haben die Entscheidung vorgezogen. Red Eléctrica (REE) kündigte an, dass die ersten erneuerbaren Anlagen, die ab dem 1. Januar zur dynamischen Spannungsregelung beitragen können, bereits freigeschaltet sind. Der Betreiber hatte kürzlich bei der nationalen Wettbewerbsbehörde CNMC eine Änderung des Betriebsverfahrens (P.O. 7.4) beantragt, um diesen Prozess zu beschleunigen.
Wenige Anlagen zugelassen
In einer Mitteilung räumt das Unternehmen ein, dass bislang nur 24 Anlagen zugelassen wurden, die ab dem 1. Januar 2026 in Betrieb gehen. «Die Zahl der Anträge ist noch gering», erklärte der Betreiber und konkretisierte, dass bisher lediglich 168 Anträge gestellt wurden.
Von diesen seien 24 bereit für die Testphase, so REE, während der Rest «entweder angibt, die Spannungsvorgaben nicht erfüllen zu können, oder sich noch in der Phase der notwendigen Dokumentation befindet».
In den vergangenen Wochen hat der Betreiber die Freigabetests durchgeführt – mit dem Ziel, die Netzspannung zu stabilisieren, die seit dem Blackout vom 28. April außer Kontrolle geraten ist.
Bereits der Sachbericht der europäischen Netzorganisation Entso-e stellte klar, dass der Auslöser des Blackouts in Spanien eine «Kaskade von Überspannungen» war – und nicht ein Überschuss an erneuerbaren Energien, wie zunächst vermutet wurde. An diesem Tag standen neun Reservekraftwerke bereit, inzwischen arbeitet der «verstärkte Modus» mit mehr als zwanzig Anlagen, um die Systemstabilität zu gewährleisten. Dennoch bleibt die Lage schwer beherrschbar – deshalb nimmt man jetzt auch die erneuerbaren Energien zur Unterstützung, die in der Regel moderner und technisch besser ausgestattet sind, wie Branchenkreise betonen.
Bisher wurde die Spannung im Netz ausschließlich von Gaskraftwerken (kombinierten Zyklen) geregelt. Doch die jüngsten Probleme haben Red Eléctrica gezwungen, das Gespräch mit den Branchenverbänden der erneuerbaren Energien zu suchen, um deren Mitglieder zu motivieren, in die Spannungssteuerung einzusteigen.
Der Plan wurde in den letzten Wochen geändert: Vorgesehen ist nun eine «schrittweise Umsetzung», sodass Anlagen, die freigeschaltet werden, nicht warten müssen, bis alle bereit sind – sondern sofort eingebunden werden.
Ergebnisse nach Blackout
Redeia, die Muttergesellschaft von Red Eléctrica, zu 20 % staatlich, steht seit dem großen Stromausfall vor sechs Monaten im öffentlichen Fokus. Das Unternehmen legte seine Zahlen bis September vor und gab bekannt, dass der Gewinn um 4,6 % auf 389,8 Millionen Euro gesunken ist.
Beeinflusst wurden die Ergebnisse durch den Blackout, aber auch durch den bilanziellen Effekt des Verkaufs von Hispasat an Indra. Gleichzeitig verzeichnete das Unternehmen in den ersten neun Monaten eine Rekordinvestition von 967,5 Millionen Euro – ein Plus von 47,6 %, vor allem durch Maßnahmen zur Stärkung des Stromsystems.