Halloween für den neuen Airbus
Der A321 XLR-Flieger soll noch Ende dieses Monats ausgeliefert werden und neue Maßstäbe in der Luftfahrt setzen
WOLFGANG STEPHAN
HAMBURG.
Montag, 21. Oktober 2024
Ende 2023, Anfang 2024, Ende des Sommers, zuletzt Ende des dritten Quartales – das waren die Prognosen für die erste Auslieferung des neuen AirbusA321XLR, der allerbeste Chancen hat, Airbus weiteren Aufwind zu bringen. Doch noch steht der erste Jet am Boden in Finkenwerder. Aber nicht mehr lange. Nach Informationen unserer Redaktion soll Erstkunde Iberia am 31. Oktober den neuen Flieger erhalten.
«Wir kommentieren Termine nicht», sagt Airbus-Sprecher Daniel Werdung. Es sei Privileg des Kunden, den Liefertermin zu nennen. Nach Informationen unserer Redaktion aus Spanien soll der neue Jet an Halloween ausgeliefert werden, vermutlich ohne großes Brimborium in Finkenwerder, aber mit einem Freudenfest in Madrid. Warum sich die Auslieferung immer wieder verzögert hat, wird von Airbus nicht kommentiert.
«Aller Heiligen Abend», das könnte symbolisch passen für einen Flieger, der mit ganz großen Erwartungen behaftet ist. Die verschärfte Aufmerksamkeit für dieses neue Programm hat zwei Komponenten: Einerseits, weil es in den nächsten zehn Jahren keinen weiteren Erstflug eines zivilen Fliegers bei Airbus geben wird – Luftfahrt-Experten gehen davon aus, dass erst Mitte des nächsten Jahrzehnts die neuen Airbus-Modelle mit Wasserstoffantrieb auf den Markt kommen werden. Andererseits, weil erstmals aus einem erfolgreichen Programm eines Mittelstreckenfliegers ein Langstreckenflieger projektiert und gebaut wurde.
Marktbedingungen verändert
Airbus reagiert damit auf veränderte Marktbedingungen, denn die Airlines setzen auf sparsamere Flieger, die ökonomischer auch auf der Langstrecke eingesetzt werden können, wie jetzt die A321XLR (XLR – Extra lange Reichweite), eine Weiterentwicklung aus der A320-Familie. Seit dem Erstflug im Juni 2022 gilt der Jet als ein großer Coup von Airbus. Der neue A 321XLR hat eine zusätzliche Tankkapazität von 16.000 Litern und soll 8.700 Kilometer schaffen, 15 Prozent mehr als die bisherigen Mittelstreckenjets des Typs A321 LR. Zum Vergleich: Der A321 Neo fliegt 6.850 Kilometer weit, die Version A321 LR (Long Range) 7.400 Kilometer. Laut Airbus ist der A321XLR damit das Single-Aisle-Flugzeug (Verkehrsflugzeug mit nur einem Gang in der Kabine) mit der größten Reichweite auf dem Markt und kann Strecken über den Atlantik bewältigen. Durch den Einbau von zusätzlichen Tanks und den Umbau der Kabine auf eine Langstreckenversion kann der neue Airbus bis zu zehn Stunden in der Luft bleiben. Strecken von den deutschen Airports an die amerikanische Ostkünste, aber auch Routen wie Frankfurt – Seattle oder Paris – Peking werden dadurch ohne Zwischenstopp möglich. Von Hamburg wären demnach Chicago, New York, Calgary oder auch Mombai zu erreichen. Die Airlines hatten diese Idee mit 500 Bestellungen schon vor dem Erstflug goutiert, mittlerweile liegen knapp 600 Bestellungen vor.
Je nach Ausstattung finden 180 bis 244 Passagiere in dem neuen Airbus Platz. Die neu kreierte Kabinenausstattung knüpft an die Premium-Ausstattung des A330-Großfliegers an und soll die modernsten Elemente der Luftfahrt beinhalten. Dazu gehört die Luxus-Ausstattung in der Business-Class, aber auch mehr Beinfreiheit in der Economy-Class. Wenn die Airlines es wünschen, wird eine Zwischenklasse eingerichtet, die 'Premium Economy'. Neue Licht- und Bediensysteme und Unterhaltungsprogramme gehören zur Standardversion.
Für die Airbus-Werke im Norden hat der Flieger eine große Bedeutung, denn die Endmontage – die immer prestigeträchtig für ein Flugzeug ist – erfolgt in Finkenwerder. Im Stader Werk wird, wie bei allen Airbustypen, das Seitenleitwerk produziert, aus Buxtehude kommen die Kabinensysteme, aus Nordenham die Rumpfschalen und Teile der Flügel aus Bremen.
Moderne Produktionshallen
Im Frühsommer wurde in Finkenwerder eine neue Ausrüstungsmontagehalle mit 9.600 Quadratmetern Produktionsfläche eröffnet, es ist eine der modernsten Produktionsstätten der Luftfahrtindustrie, die nachhaltig gebaut wurde, unter anderem mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach, die die Halle mit Strom versorgt und überschüssigen Strom an das Stromnetz am Standort weitergibt. Für André Walter, Chef der zivilen Flugzeugproduktion von Airbus, ist die neue Halle ein wichtiger Schritt, um die monatliche Produktionsrate von derzeit 50 auf 75 in drei Jahren zu erreichen.
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