
Auch Deutsche und Spanier unter den Opfern des Unglücks der Standseilbahn in Lissabon
Vermutlich starb ein deutscher Familienvater, zwei Spanier wurden leicht verletzt
Emilio Rappold, Jan-Uwe Ronneburger (dpa) / SDA
Lissabon
Donnerstag, 4. September 2025
Bei dem schweren Seilbahnunglück in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon sind nach Angaben des Auswärtigen Amts auch Deutsche zu Schaden gekommen. «Über die Anzahl gibt es derzeit noch keine verlässlichen Angaben», hieß es auf dpa-Anfrage aus dem Ministerium in Berlin.
Eine der berühmtesten Touristenattraktionen Lissabons wurde am Mittwochabend binnen Sekunden zu einer Todesfalle: Bei der Entgleisung der historischen Standseilbahn «Elevador da Gloria» kamen am Abend im Zentrum der portugiesischen Hauptstadt nach Stand vom Donnerstagnachmittag 16 Menschen ums Leben, 21 Passagiere wurden zum Teil schwer verletzt.
Die Identitäten und Nationalitäten der Opfer waren zunächst kaum bekannt. Spanische Medien berichteten von zwei verletzten Spaniern, der staatliche portugiesische TV-Sender RTP von einer verletzten Südkoreanerin. Die Mehrheit der Passagiere sei Touristen gewesen. Unter den Verletzten befinden sich nach spanischen Medienberichten auch zwei Deutsche, Südkoreaner, Kanadier, Italiener, Franzosen und Schweizer. Fünf Opfer sind nach Angaben des portugiesischen medizinischen Notdienstes sehr schwer verletzt worden. Das Institut für Rechtsmedizin kündigte an, erst nach den Obduktionen könne es weitere Informationen geben.
Unbestätigte Berichte über einen toten Deutschen
Für portugiesische Medienberichte, dass auch ein Deutscher ums Leben gekommen sei, gab es zunächst keine offizielle Bestätigung. Die Frau des Mannes sei schwer verletzt, das gemeinsame Kind leicht verletzt worden, berichteten die Zeitungen «Correio da Manah» und «Observador». Das Kind sei in der Obhut der Behörden. Zur Herkunft der Familie in Deutschland gab es zunächst keine Informationen. Die spanische Zeitung El País meldete dagegen, der deutsche Familienvater sei bei dem Unglück getötet worden. Unter den Toten sei auch der Bediener des Bremssystems der Standseilbahn, André Jorge Gonçalves Marques.
Wie ein Karton auseinandergefallen
TV-Bilder zeigten den Wagen auf der Seite liegend und total zerstört. In Live-Übertragungen mehrerer Sender waren dichte Rauchschwaden und Trümmer zu sehen. Sirenen heulten, während Rettungsteams hektisch und unermüdlich arbeiteten. Eine Augenzeugin sagte dem staatlichen portugiesischen TV-Sender RTP, der Wagen sei bergab gerast, gegen ein Gebäude gekracht und «wie ein Karton» auseinandergefallen. Eine andere erzählte: «Das war ohrenbetäubend, ich und andere Passanten sind erst mal weggelaufen.» Schnell seien Sanitäter und Polizisten eingetroffen, berichtete die junge Frau, die noch sichtlich erschüttert war.



Seilschaden vermutet
Doch was ist passiert? Und wie? Der «Elevador da Glória» fährt auf der Rua da Glória auf Gleisen hin und zurück über eine Strecke von rund 265 Metern und überwindet dabei einen Höhenunterschied von rund 45 Metern. Die Wagen werden dabei von einem Kabel bergauf gezogen und bergab gebremst. Kurz nach 18.00 Uhr Ortszeit (19.00 MESZ) war das straßenbahnähnliche Fahrzeug am Mittwoch mit vielen Insassen wieder auf dem Weg nach unten, als es plötzlich von den Schienen abkam, die Straße mit lautem Getöse hinunterrutschte und seitlich gegen ein Gebäude unweit des Platzes Praça dos Restauradores krachte.
Die Ursache? Bisher unbekannt. Experten vermuten, dass ein Seil gerissen sein könnte und vielleicht auch noch die Bremsen versagt haben. Vorwürfe, die Instandhaltung der Bahn sei womöglich nicht gut genug gewesen, wies der Betreiber, die Lissabonner Verkehrsgesellschaft Carris, zurück. «Die monatlichen und wöchentlichen Wartungsprogramme sowie die tägliche Kontrolle werden sorgfältig durchgeführt», hieß es in einem Bericht.
Trotzdem ließ die Stadtverwaltung von Lissabon den Betrieb aller drei Standseilbahnen aussetzen und ordnete sofortige Inspektionen an. Die portugiesische Kriminalpolizei nahm Ermittlungen auf. Sie sei mit mehreren Beamten vor Ort gewesen, berichtete der Sender «SIC Notícias».
Einen solchen Unfall mit einer der drei Standseilbahnen, die seit dem 19. Jahrhundert betrieben werden, hatte es in Lissabon bisher nicht gegeben.
Die öffentliche Ausschreibung für eine Sanierung der Seilbahn war einem Bericht des portugiesischen Onlineportals «Eco» zufolge im August ohne Auftragsvergabe beendet worden, weil alle Angebote zu teuer gewesen seien.
Der «Elevador da Gloria» wurde im Jahr 1885 eröffnet und ist eine der drei historischen Stadtseilbahnen Lissabons. Er verbindet den zentralen Platz Praça dos Restauradores mit dem höher gelegenen Stadtteil Bairro Alto. Die Bahn ist heute in erster Linie eine Touristenattraktion, sie wird aber auch von vielen Einheimischen benutzt, denen die Strecke zu Fuß zu steil ist
Comentar es una ventaja exclusiva para registrados
¿Ya eres registrado?
Inicia sesiónNecesitas ser suscriptor para poder votar.