Emeritierter spanischer König Juan Carlos anlässlich des 50. Jahrestages seiner Thronbesteigung: «Die Demokratie ist nicht vom Himmel gefallen»
In einem Interview kurz vor der Veröffentlichung seiner Memoiren, von denen er hofft, dass sie dazu dienen, «unsere Dämonen» auszutreiben, gibt Juan Carlos I. zu, dass er mit seinem Exil auch vor der Presse fliehen wollte
R. C.
Madrid
Mittwoch, 29. Oktober 2025
Anlässlich des 50. Jahrestages seiner Thronbesteigung am 22. Oktober - seit Juni 2014 hat Sohn Felipe VI. das Amt übernommen - hat der emeritierte spanische König Juan Carlos I. versucht, seine Rolle bei der Einführung der Demokratie in Spanien zu rechtfertigen. Er. gab der französischen Zeitung Le Figaro ein Interview, in dem er unter Hinweis auf seine Rolle bei der Beendigung des Putschversuchs vom 23. Februar 1981 betonte, dass die Demokratie «nicht vom Himmel gefallen» sei, und gleichzeitig bedauerte, dass in der heutigen Politik nicht der «Geist des Übergangs» herrsche. Damit spielte Juan Carlos I. klar auf die großen Schwierigkeiten der Parteien an, Konsense zu finden.
Es war sein erstes Interview, seit er im August 2020 ins Exil gegangen ist und sich in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, niedergelassen hat. Ein Interview als Vorspiel für die Veröffentlichung seiner Memoiren am 5. November in Frankreich. Wie Juan Carlos I. erklärte, hatte er Zweifel, das Buch zu schreiben, bei dem er von der französischen Schriftstellerin Laurece Debray unterstützt wurde und das laut Europa Press bei Stock unter dem Titel «Reconciliación» (Versöhnung) erscheinen wird. «Aber ich habe gesehen, dass die Kinder und Enkelkinder meiner Freunde nach und nach keine Ahnung von Franco und dem darauf folgenden demokratischen Übergang hatten», erklärt der ehemalige spanische Monarch seine Entscheidung für die Memoiren.
Aber «die 1970er Jahre sind nicht so weit weg», betonte Juan Carlos I.. Seine Memoiren werden in einem historischen Moment erscheinen: nur kurz bevor sich am 20. November der 50. Todestag von Francos jährt und ein halbes Jahrhundert nach der Thronbesteigung von Juan Carlos I. am 22. desselben Monats. «Ich hielt es für notwendig, ein direktes Zeugnis über das abzulegen, was ich in den 39 Jahren meines Dienstes für dieses Land erlebt habe», fügte er hinzu.
Und er ist sich sicher, dass sein Buch, das in wenigen Wochen auch in Spanien bei Planeta erscheinen wird, für Aufsehen sorgen wird. «Man wird mich angreifen, wir müssen ein Schutzschild kaufen», scherzte der Emeritus, zeigte sich aber auch zuversichtlich, dass seine Memoiren dazu dienen werden, «unsere Dämonen auszutreiben, die gerade wiederkehren».
«Drei Putsche» und der »Verrat« von Armada«
Auf den Seiten des Buches, von dessen Veröffentlichung der jetzige Monarch, Felipe VI., laut Le Figaro seinen Vater abhalten wollte, lässt Don Juan Carlos sein Leben Revue passieren, angefangen bei seiner Ankunft in Spanien, seiner Beziehung zu Franco und dem Übergang zur Demokratie sowie dem Staatsstreich vom 23-F und anderen Abschnitten seines Lebens.
In Bezug auf Franco betonte er, dass er es war, der ihn zum König machte, «um ein offeneres Regime zu schaffen». «Zwei Jahre lang hatte ich alle Vollmachten. Die Macht, zu begnadigen oder die Todesstrafe zu billigen. Gott sei Dank musste ich das nicht, denn wenn ich damals Nein gesagt hätte, hätten mich die Generäle gestürzt», sagte er in dem Interview.
Was den Staatsstreich von 1981 betrifft, so zögert er nicht zuzugeben, dass ihn die Beteiligung von Alfonso Armada sehr geschmerzt habe. In diesem Zusammenhang stellte er klar, dass es für ihn «nicht nur einen Putsch gab, sondern drei. Der Putsch von (Antonio) Tejero, der Putsch von Armada und der Putsch von Parlamentsmitgliedern, die dem Franco-Regime nahe standen. Alfonso Armada war 17 Jahre lang an meiner Seite. Ich habe ihn sehr gemocht und er hat mich verraten. Er hat die Generäle davon überzeugt, dass er in meinem Namen spricht», klagte er an.
Der ehemalige König, der fast vier Jahrzehnte dieses Amt bekleidete, erklärte, dass sein Vater Don Juan ihm beigebracht habe, dass er auch mit denjenigen sprechen und ihnen zuhören solle, die nicht mit ihm übereinstimmten, und verteidigte, dass sein Charakter es ihm erlaube, «den menschlichen Aspekt hinter den Personen zu sehen, nicht nur die politischer Seite». «Es war nützlich für mein Land, immer eine Schiene der Kommunikation und des Austauschs zu sein», sagte er.
«Keinen Bürgerkrieg anzetteln»
In dem Interview sprach er darüber, wie die Legalisierung der kommunistischen Partei PCE zustande kam und über seine Beziehung zu Santiago Carrillo. Seinen Angaben zufolge nahm er über den damaligen rumänischen Präsidenten Nicolae Ceacescu Kontakt zu dem kommunistischen Führer auf, der ihm mitteilte, dass Carrillo seinen Sommerurlaub in seinem Land verbringe. Die Botschaft lautete: «Entfacht nach Francos Tod keinen Bürgerkrieg, gebt mir Zeit, euch zu legalisieren», was dann im April 1977 geschah.
«Es war eine Zeit, in der die Linke und insbesondere die Kommunistische Partei die Institutionen des Staates respektierten», sagte Don Juan Carlos. «Ich bedaure, dass ein gewisser politischer Geist, den wir den 'Geist des Übergangs' nennen, zum Nachteil Spaniens und seiner Interessen verloren gegangen ist», räumte er ein.
Schließlich äußerte sich Juan Carlos I. in seinem Interview auch zu den Gründen für sein Exil in den Vereinigten Arabischen Emiraten und erklärte, dass er Spanien so weit weg verlassen habe, «um meinem Sohn zu helfen». «Ich habe einen Ort gesucht, an dem Journalisten aus meinem Land mich nicht so leicht finden können», fügte er hinzu.