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Kurios: Um nach Gibraltar zu gelangen, muss man die Start- und Landebahn des Flughafens kreuzen – per Fahrzeug oder auch zu Fuß. REUTERS
Neues Abkommen

Grenzzaun in Gibraltar wird im Januar abgerissen

Gibraltar war neben Nordirland das letzte ungelöste Brexit-Problem – Spanien besteht jedoch weiterhin auf seine Gebietsansprüche

MANUEL MEYER

MADRID.

Freitag, 19. September 2025

Er ist ein Symbol jahrzehntelanger Trennung und territorialer Machtkämpfe. Doch im Januar soll er endlich abgerissen werden – der Grenzzaun zwischen dem britischen Überseegebiet Gibraltar und der andalusischen Stadt La Línea de la Concepción. Es handelt sich um die letzte 'Mauer' auf dem europäischen Festland.

Diktator Franco errichtete den Zaun 1954, um Spaniens Ansprüche auf den strategisch wichtigen 'Affenfelsen' in der Meerenge von Gibraltar zu unterstreichen. Und er sollte den Druck auf London erhöhen, indem die internationale Gemeinschaft so im Zuge der damals einsetzenden UNO-Entkolonialisierungsdebatte auf Gibraltar als 'Kolonialproblem' aufmerksam gemacht werden sollte.

1969 verstärkte Franco den Zaun und schloss den Grenzübergang komplett, nachdem die Gibraltarer in einem Referendum 1967 eine spanische Souveränität oder gemeinsame Verwaltung mit über 95 Prozent ablehnten. Erst 1985 wurde der Grenzzaun mit dem EU-Beitritt des mittlerweile demokratischen Spaniens wieder geöffnet.

Auslöser für den Anfang des kommenden Jahres geplanten Abriss des Grenzzauns war das im Juni von allen Seiten als historisch bezeichnete Abkommen zwischen Spanien, Großbritannien und der Europäischen Union, mit dem ein 'harter' Brexit in der spanisch-britischen Grenzregion verhindert wurde, der besonders auf spanischer Seite Sorgen bereitete.

Gleich hinter dem Flughafen, wo die Grenze verläuft, beginnt in La Línea eine der ärmsten Gegenden Spaniens. Gut 270.000 Menschen leben in der Region, in der die Arbeitslosenquote bei mehr als 30 Prozent liegt. Gibraltar ist der wichtigste Arbeitgeber in der Umgebung. Rund 15.000 Spanier pendeln jeden Tag zur Arbeit nach Gibraltar.

Gegenseitige Abhängigkeit

Aber auch das britische Überseegebiet ist von den spanischen Arbeitskräften abhängig, ohne die sich die Wirtschaft und das Gesundheitssystem nicht aufrecht erhalten ließen. Mehrere Tausend Gibraltarer und Briten, die in der Kronkolonie arbeiten, wohnen zudem im billigeren Spanien oder haben hier sogar Geschäfte.

So wurde das Abkommen auf beiden Seiten des Grenzzauns mit Erleichterung von den Menschen aufgenommen. Zwar beharren Gibraltar und das Vereinigte Königreich darauf, dass sich mit der politischen Übereinkunft nicht die Hoheitsrechte ändern. Und auch Spaniens sozialistische Regierung stellt in Übereinstimmung mit der konservativen Opposition klar, mit dem Abkommen keineswegs auf den sogenannten 'Affenfelsen' an der Südspitze der Iberischen Halbinsel zu verzichten, der im Zuge der spanischen Erbfolgekriege 1713 an die englische Krone ging.

Alle Beteiligten stellen aber heraus, dass das Abkommen nach dem EU-Austritt Großbritanniens nun praktische Probleme löst: An der Grenze zu Spanien, das zum Schengenraum gehört, sollen alle Kontrollen von Personen und Waren entfallen. Den Hafen und Flughafen des nur 6,5 Quadratkilometer großen britischen Überseegebiets mit 35.000 Einwohnern werden britische und spanische Beamte gemeinsam kontrollieren. Die Waren können dann frei in der EU zirkulieren, weil sie mit Gibraltar eine Zollunion schließt.

Dafür mussten Gibraltar und London allerdings zur Erlangung fairer Wettbewerbsbedingungen staatliche Subventionen verringern, die Besteuerung vor allem auf Tabakwaren anheben und dem Schmuggel und der Geldwäsche den Kampf ansagen.

Nach den jahrelangen, schweren Verhandlungen und dem Abkommen im Juni hoffen nun alle, dass die geplanten Vereinbarungen im Oktober als rechtsbindender Text dem EU-Parlament und dem Großbritanniens zur Ratifizierung vorliegen und damit um Weihnachten bereits in Kraft treten, damit im Januar 2026 auch der Grenzzaun entfernt werden kann.

Gibraltars Regierungschef, der Labour-Politiker Fabian Picardo, äußert sich vorsichtig zu Fristen, betont aber: «Wir alle arbeiten daran, den schnellstmöglichen Zeitplan für den Vertragstext, seine Ratifizierung und Umsetzung zu erreichen.» Gibraltar war neben Nordirland das letzte ungelöste Brexit-Problem und befand sich seit dem EU-Austritt des Vereinigten Königreichs in einem rechtlichen Schwebezustand vor allem mit Blick auf den Schengen-Raum.

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