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Protest: Nudisten am Strand Cantarriján in Granada verteidigen ihre Haltung gegenüber bekleideten Badegästen. Vocento
FKK

Nacktbaden adiós: Spanische Strände geben sich bedeckt

Veränderte Gewohnheiten und die massenhafte Verbreitung von Smartphones führen dazu, dass immer weniger nackt baden

Luis López

Montag, 8. September 2025

Trotz der geringen Größe Formenteras – 19 Kilometer trennen den Hafen von La Savina vom Gipfel des Pilar de la Mol – verzeichnet die kleinste der Pityusen-Inseln weiterhin einen Anstieg der Touristenzahlen. Es kommen immer mehr Reisende, insbesondere Italiener, während die Zahl der Deutschen leicht zurückgeht. Gleichzeitig schießen Restaurants, Hotels und Geschäfte von Luxusmarken (Gucci, Celine, Versace, Loewe...) mit astronomischen Preisen wie Pilze aus dem Boden. Glücklicherweise hat die Insel das türkisfarbene Wasser behalten, obwohl die beeindruckenden und zahlreichen Yachten den Sandstränden immer näher kommen und damit die Gefahr besteht, dass sie die Posidonia-Seegraswiesen zerstören, die für das Blau der Tiefen verantwortlich sind.

In diesem Szenario unaufhaltsamen Wachstums sind die einzigen, die weniger werden, die Besucher, die nackt baden und sich sonnen. Obwohl es sich um eine legale Praxis handelt, ist Nudismus an fast allen Stränden rückläufig, insbesondere an den meistfotografierten, allen voran Ses Illetes, dem Postkartenstrand, an dem Selfies, Posieren und Badekleidung weit verbreitet sind.

Die 'Textilien' bestimmen nun die Trends auf einer Insel, auf der man vor fünfzehn Jahren in einigen Buchten kaum bekleidete Badegäste vorfand. Im einst freizügigen Formentera geben sich die Menschen zunehmend bedeckt. Andere Gewohnheiten, omnipräsente Smartphones, die Angst vor dem Verlust der Privatsphäre sowie die italienische Kolonisierung haben die Landschaft verändert. «Die Deutschen hatten die Gewohnheit, sich in der Gegend von Migjorn niederzulassen. In Illetes, das schon immer eher ein Ort für Poser war, traf man sie eher selten an. Sie radelten über die Insel und verbrachten den ganzen Tag nackt am Strand. Sie zogen sich aus, badeten und gingen am Ende des Tages mit ihren kurzen Hosen wieder weg», erklären Mónica López und ihr Mann Pepe Torres Ferrer.

Mit Pfennigabsätzen

Von diesem Formentera ist nicht mehr viel übrig. Der freie Geist der Insel ist einer Kultur des Glamour gewichen. Natürlich gibt es immer noch Küstenabschnitte, in Migjorn, Platja de Llevant, Sa Roqueta. Vor allem in Es Caló und Espalmador sonnen sich noch Menschen nackt, aber es sind immer weniger. «Es kommen viele Italiener und viel mehr junge Leute. Die jungen Frauen kommen ab Mai. Sie sind schon sehr braun und verstopfen die Fähre aus Ibiza mit ihren Koffern. Sie haben große Reisetaschen und gehen mit Stöckelschuhen an den Strand! Sie lieben es, sich auf Instagram zu präsentieren, aber nackt herumzulaufen ... auf keinen Fall! Die Art des Tourismus hat sich definitiv verändert, vor allem wegen ihnen», sagen sie. Auch 'oben ohne' hat stark an Bedeutung verloren.

Die Italiener üben einen immer größeren Einfluss aus, und nicht immer zum Guten. «Seit sie hierher kommen, hat sich alles verteuert, weil sie fast alle Geschäfte auf der Insel übernommen haben», erklärt Mónica, die auf der Nachbarinsel Menorca geboren wurde, aber seit 28 Jahren auf Formentera lebt. «Als ich hierherkam, war alles ganz anders, alles war erlaubt. Vieles von der Eigenart und dem Wesen der Insel ist verloren gegangen», klagt sie.

Mit der Freikörperkultur verhält es sich auf den übrigen Balearen und auch an der Costa Brava genauso. Ein abgelegener Strand, an dem die Handtücher auf dem Sand die einzigen Textilien waren – so erinnern sich die Bewohner von Cala Illa Roja in Begur (Girona), an einen der traditionsreichsten Nudistenorte Kataloniens. Dieses Bild gehört nun der Vergangenheit an. Die Nudisten seien «fast zu einer vom Aussterben bedrohten Spezies geworden», so Segimon Rovira, Präsident des Club Català de Naturisme (CNN).

Die Massifizierung der Küsten, der Mangel an Schutz dieser Bereiche und eine unzureichende Beschilderung haben dazu geführt, dass es immer weniger Orte gibt, um «FKK sicher und ungestört auszuüben. Es kommen immer mehr Menschen in Badeanzügen und machen Fotos, und das stört uns», protestiert er. Warum? «Es gibt zu wenig Platz. Leute, die bekleidet an den Strand gehen, können die FKK-Bereiche betreten, ohne dass etwas passiert, aber wir, obwohl wir niemanden belästigen wollen, werden manchmal angepöbelt oder sogar bedroht», beklagt er. Das Ergebnis? Die FKK-Strände in Katalonien «sind im Verschwinden begriffen», kritisiert er.

«Ästhetischer Druck»

Es fällt auf, dass Nudisten meist vorurteilsfreie Menschen «in einem gewissen Alter» sind. Es ist nichts für junge Menschen, die sich mit dem «ästhetischen Druck und der Unsicherheit bezüglich ihres Körpers» sowie der zunehmenden Sexualisierung der Nacktheit konfrontiert sehen. «Sie fürchten Belästigungen und dass Bilder von ihnen, die ohne ihre Zustimmung aufgenommen wurden, im Internet verbreitet werden», erklärt die Anthropologin Livia Motterle.

Es gibt noch weitere Faktoren, die den Rückgang von FKK erklären, wie z. B. die Vorbehalte zahlreicher Gemeinden, den FKK-Tourismus zu fördern; einige, wie Platja d'Aro, verbieten ihn sogar direkt. Die Stadtverwaltung rechtfertigt das Verbot von Nacktbaden damit, dass «es sich um einen Ort mit Familientradition handelt». Rovira betont, dass die Kommunen den FKK-Tourismus «mit hoher Kaufkraft» fördern und «das bürgerliche Miteinander» stärken sollten, um «inklusive Strände und ein gutes Zusammenleben» zu erreichen. Er ist der Ansicht, dass Vorschriften dieser Art notwendig sind, um den Auswirkungen von Entscheidungen wie der des Stadtrats von Ses Salines auf Mallorca entgegenzuwirken, der vor drei Jahren Nacktbaden verboten hat, indem er es mit Geschlechtsverkehr gleichsetzte und mit Geldstrafen von bis zu 750 Euro ahndete. Der Bürgermeister korrigierte diese Entscheidung wenige Tage später und beschränkte die Vorschrift «auf Stadtstrände und nicht auf unberührte Naturstrände».

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