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Elektroautos der chinesischen Marke MG beim Vertragshändler. VOCENTO
Mobilität

Spanien wird zum Tor Europas für chinesische Elektroautos

Chinesische Marken sehen Chancen in der Errichtung von Werken und Vertriebsstrukturen in Spanien

EDURNE MARTÍNEZ / JOSÉ A. GONZÁLEZ

MADRID.

Donnerstag, 14. August 2025

Der Absatz von Elektroautos in Spanien steigt weiter an, obwohl die Hauptbarrieren dieselben sind wie in den letzten Jahren: wenige Ladestationen, hohe Preise und unzureichende Reichweite. Dies sind die Gründe, die die Befragten in einem aktuellen Bericht des Kfz-Vertriebs-Verbandes (Ganvam) anführen, in dem sie bestätigen, dass die Nachfrage nach Elektroautos ebenso stark steigt wie das Angebot. «Wer einmal in ein Elektroauto steigt, steigt nicht mehr aus», versichert die Kommunikationsdirektorin des Verbandes, Tania Puche.

Die Nachfrage steigt vor allem aufgrund der sinkenden Preise durch das wachsende Angebot von chinesischen Elektroautos in Spanien. Die Daten vom Juni bestätigen, dass der Durchschnittspreis für Elektrofahrzeuge zum ersten Mal unter 31.000 Euro gefallen ist. In nur einem Jahr betrug der Rückgang 12,2 Prozent. «Die Geschäftsstrategien sind klar», versichert Puche, die betont, dass die chinesischen Marken aufgrund ihres Preises so erfolgreich sind, und darauf hinweist, dass viele lokale Händler von den Bemühungen der Chinesen, auf den spanischen Markt zu kommen, profitieren.

Tatsächlich positioniert sich Spanien als das Tor, das mehrere Marken des asiatischen Riesen für den Start ihrer Expansion in Europa gewählt haben. Dies erklärt der Verband der Vertragshändler, Faconauto, der betont, dass «dies kein Zufall ist, da zu unserer geografischen Lage ein leistungsfähiges industrielles Gefüge, viel Erfahrung und ein reaktionsschnelles Vertriebsnetz hinzukommen».

Es gibt noch einen weiteren Faktor, der schwerer zu messen ist, aber ebenfalls eine Rolle bei dieser Entscheidung spielt: Die spanischen Kunden zeigen sich gegenüber diesen neuen Marken zunehmend aufgeschlossen. «Sie lassen sich nicht von Vorurteilen leiten, sondern bewerten das Produkt nach seinen Eigenschaften in Bezug auf Technologie, Preis und Design. Das ermutigt viele Hersteller, sich zunächst auf unser Land zu konzentrieren, um dort ihre Präsenz in Europa aufzubauen», erklärt der Verband.

Die Zölle in Höhe von 7,8 bis 35 Prozent, mit denen Europa den Verkauf chinesischer Autos zum Schutz der heimischen Industrie belegt, führen darüber hinaus zu einem regelrechten Wettbewerb unter den EU-Ländern um die Ansiedlung von Werken dieser Marken. Dies geht mit entsprechenden Verbesserungen für die Wirtschaft und die Beschäftigung einher. In diesem Zusammenhang sei Spanien laut Branchenvertretern eine «logische Wahl», da das Land über ein sehr wettbewerbsfähiges Zulieferunternehmen, qualifiziertes Personal und ein sehr robustes Infrastrukturnetz verfüge. Weiter heißt es: «Wir sind sehr gut positioniert, um Investitionen anzuziehen, wenn diese Pläne zur Ansiedlung von Industriebetrieben bestätigt werden.»

Hürden für 'grünen' Wandel

Experten warnen zudem davor, dass diese Zölle auf chinesische Marken zwar die europäische Industrie schützen, den ökologischen Wandel auf dem Kontinent aber gleichzeitig erschweren. Das heißt, durch die Beschränkung des Imports kostengünstiger Elektroautos aus China werden Fortschritte auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Wirtschaft behindert. Aus diesem Grund fordert Faconauto die EU dazu auf, flexibler zu handeln und den im März von der Europäischen Kommission vorgestellten Aktionsplan für den Automobilsektor, der einen Aufschwung der Industrie vorsieht, so schnell wie möglich umzusetzen.

Doch wie ist es China gelungen, sich als unangefochtener Marktführer im Bereich der Elektrofahrzeuge zu etablieren? Das Land fördert seit mehr als drei Jahrzehnten die Elektromobilität, die seit 2001 zu seinen vorrangigen Forschungsprojekten gehört. Peking betrachtet diese Branche als strategisch wichtig – einerseits wegen der gravierenden Umweltprobleme des Landes, andererseits, weil das Land entschlossen ist, seine Wirtschaft zu einem Technologieführer zu machen, der die USA übertrifft. Jede Branche, in der dies funktioniert, ist für China daher von großer Bedeutung. Darüber hinaus sind die traditionellen Wachstumsmotoren – wie der Immobiliensektor und das verarbeitende Gewerbe – in den letzten Jahren zunehmend an ihre Grenzen gestoßen.

Aus diesem Grund überstieg der Bestand an Elektrofahrzeugen in China bereits 2014 den der gesamten Vereinigten Staaten oder Europas und diese Kluft hat sich seitdem weiter vergrößert. Derzeit sind rund 70 Prozent aller weltweit betriebenen Elektrofahrzeuge chinesischer Herkunft.

Wie positioniert sich Spanien auf diesem neuen Spielfeld? Das Elektroauto ist eine Herausforderung für die Automobilindustrie in Europa im Allgemeinen und in Spanien im Besonderen, aber es ist auch eine Chance. Derzeit ist es das am meisten exportierte 'grüne' Produkt Spaniens.

Die Daten von Fedea, der Stiftung für Wirtschaftsforschung, zeigen, dass Spanien 2015 noch keine Elektroautos ins Ausland verkaufte, während sie 2024 bereits 25 Prozent aller exportierten Pkw ausmachten. Innerhalb weniger Jahre hat sich Spanien auf Platz sechs der weltweiten Rangliste der Exporteure von Elektroautos positioniert. Während sich die EU und China in einem eskalierenden Handelsstreit befinden, sind Experten der Meinung, dass Spanien dank seiner «Fähigkeit zur Integration der gesamten Wertschöpfungskette» seinen Platz gefunden hat und gute Strategien entwickelt, um Investitionen chinesischer Hersteller auf dem Kontinent anzuziehen.

Dies würde es diesen Unternehmen ermöglichen, Zölle zu umgehen, näher an ihren Hauptmärkten zu sein, logistische Vorteile zu nutzen und ihr Image bei den europäischen Verbrauchern zu verbessern.

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