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NICOLAS HOCK
GIBRALTAR.
Mittwoch, 2. April 2025
Ein Ausflug nach Gibraltar bietet eine einzigartige Mischung aus Geschichte, schöner Natur, atemberaubenden Ausblicken und britischem Flair. Denn Gibraltar gehört bekanntlich zum Vereinigten Königreich von Großbritannien, auch wenn Spanien immer wieder Besitzansprüche auf das strategisch günstig gelegene Gebiet an der nach ihm benannten Meerenge zwischen Europa und Afrika anmeldet. Gibraltar ist von Málaga mit dem Auto in weniger als zwei Stunden zu erreichen, so dass man auch bei einem nur ein- oder zweitägigen Aufenthalt viele seiner Sehenswürdigkeiten erkunden kann.
Die Hauptattraktion von Gibraltar ist der Felsen, der schon während der Anfahrt entlang der Küste bereits von Weitem zu sehen ist. 'The Rock', wie ihn die Einwohner von Gibraltar schlicht nennen, ist seit 1993 ein Naturschutzgebiet, das nur gegen Eintritt besucht werden kann. Auf einer Fläche von 426 Hektar beherbergt das 'Nature Reserve' mehr als 500 Pflanzenarten sowie die einzige frei lebende Affenpopulation Europas.
Gibraltar ist ein britisches Überseegebiet, das auf einer nur 6,5 Quadratkilometer großen Halbinsel liegt, die südlich an die spanische Stadt La Línea de la Concepción angrenzt. Der kleine Landfortsatz hat fast 35.000 Einwohner und ist durch seinen markanten, 426 Meter hohen Felsen geprägt, der rund 40 Prozent seiner Gesamtfläche einnimmt. Gibraltar steht seit 1704 unter britischer Souveränität, nachdem es im Spanischen Erbfolgekrieg von einer englisch-holländischen Flotte erobert wurde.
Daneben bietet es atemberaubende Ausblicke auf das Mittelmeer und die Küsten Spaniens und Marokkos sowie etliche Attraktionen wie Kanonenstellungen aus dem 19. Jahrhundert, eine 70 Meter lange Hängebrücke, eine Tropfsteinhöhle sowie museistisch ausgebaute Tunnel, die einst der Verteidigung des Felsens dienten. Wer noch nicht in Gibraltar war, sollte als Erstes das Naturschutzgebiet auf dem Felsen besuchen, obwohl auch die Stadt viele historische, kulturelle und bautechnische Sehenswürdigkeiten aufzuweisen hat.
Das Auto parkt man am besten auf einem der kostenpflichtigen Parkplätze vor der Grenze in La Línea de la Concepción. Parkplätze gibt es in Gibraltar wenige, und diese sind relativ teuer. Von der Grenze bis zur Talstation der Seilbahn, die in das Naturschutzgebiet auf dem Felsen hinaufführt, läuft man nur etwa 45 Minuten.
Zunächst muss man die Start- und Landebahn des kleinen Flughafens von Gibraltar überqueren. Danach geht es der Winston Churchill Avenue entlang ins Zentrum. Nach etwa zwanzig Minuten biegt man nach links durch ein Tor der alten Stadtmauer auf den Grand Casemates Square ab, den Hauptplatz von Gibraltar, wo sich ein festungsartig angelegtes Verwaltungsgebäude aus dem Jahr 1817 sowie zahlreiche Terrassenlokale befinden. Einst war der Gran Casemates Square ein Platz für öffentliche Hinrichtungen, heute ist er ein Treffpunkt für Jung und Alt, auf dem auch zahlreiche kulturelle Veranstaltungen stattfinden.
Wirtschaftlich ist Gibraltar eine Steueroase, die Unternehmen aus aller Welt anzieht. Die britische Exklave ist bekannt für günstigen Tabak sowie Spirituosen aller Art und besticht durch ihre kuriose Mischung aus britischem und spanischem Flair. Denn von den Einwohnern gibt es etwa genauso viele mit britischer und mit spanischer Herkunft. Dennoch ist Englisch die vorherrschende Sprache.
Von dort aus führt die an der Südseite des Platzes beginnende Main Street direkt zur Talstation der Seilbahn. Die von zahlreichen historischen Gebäuden gesäumte Main Street ist das Haupteinkaufszentrum der Stadt, in dem sich eine Vielzahl von Geschäften befindet, die nahezu alles von Luxusmarken bis hin zu Spirituosen und Tabak anbieten, und ist besonders stark von Touristen frequentiert, die hier steuerfrei einkaufen wollen.
Die Fahrt mit dem 'Cable Car' ist ein Erlebnis, denn sie bietet eine wunderschöne Aussicht auf Gibraltar und die Bucht der westlich gelegenen Stadt Algeciras. Jetzt bekommt man auch die Affen zu Gesicht. Rund 250 Berberaffen leben auf dem Felsen und werden dort versorgt. Ihre Herkunft ist nicht genau geklärt. Wahrscheinlich wurden sie während der arabischen Herrschaft in Südspanien (711-1492) aus Marokko eingefürt, doch es waren auch schon zuvor Affen dieser Spezies in Südeuropa heimisch.
Einer Legende zufolge ist die britische Herrschaft in Gibraltar erst dann beendet, wenn der letzte Affe vom Felsen verschwunden ist. Eine andere Legende besagt, dass während der Zeit der Großen Belagerung Gibraltars (1779-1783) die Engländer von den Affen vor einem Nachtangriff durch Spanier und Franzosen gewarnt worden sein sollen. Heute sind die Affen auf dem Felsen das Kuriosum von Gibraltar schlechthin. Es ist spannend, die posierlichen Tiere zu beobachten, doch auf Hinweisschildern ist zu lesen, dass man sich den Affen nicht zu sehr nähern sollte und dass das Füttern der Tiere unter Geldstrafe verboten ist.In sechs Minuten ist die Endstation der Seilbahn erreicht. Hier sollte man zunächst einmal die Sicht von den Aussichtsplattformen des dort befindlichen Ausfluglokals Mons Calpe Suite genießen. Im Süden kann man das Rif- und dahinter das Atlas-Gebirge in Marokko sehen und die Meerenge von Gibraltar überblicken, im Westen breitet sich die Bucht von Algeciras aus und im Norden überschaut man die Küstenorte der Costa del Sol bis nach Marbella.
Jetzt kann das Naturschutzgebiet erkundet werden. Als Erstes kann man zur Spitze des Felsens laufen. Bis zur Aussichtsplattform vor der in 426 Metern Höhe aufgebauten Kanonenstellung 'O'Hara's Battery' aus dem 19. Jahrhundert sind es etwa zwanzig Minuten. Auf schmalen Pfaden geht es durch eine mediterrane Vegetation aus Büschen und Stäuchern den Felsen weiter nach oben. Immer wieder begegnen einem die Affen, die die Anwesenheit der vielen Ausflügler gar nicht zu stören scheint. Hin und wieder springt ein Affe jedoch einem der Touristen auf den Rucksack und sorgt damit für einen kleinen Schrecken des Betroffenen und für große Heiterkeit unter den Beobachtern des Geschehens.
Unterwegs kommt man am 'Skywalk' vorbei, einer Aussichtsplattform mit Glasboden, die im Jahr 2018 eröffnet wurde. Ihren Namen erhielt sie, da sie von dem Luke-Skywalker-Darsteller Mark Hamill aus den Star Wars-Filmen eingeweiht wurde. Gebaut aus Stahl und dickem Verbundglas, hält sie bie zu 340 Personen aus und bietet wieder einmal eine einzigartige Aussicht.
An der O'Hara's Battery angekommen, die 1890 eingerichtet wurde, hat man wieder eine tolle Aussicht, die das zuvor Gesehende aufgrund der hohen Lage noch übertrifft. Von hier aus kann man in rund zwanzig Minuten die St. Michael's Cave erreichen, zu der es zuerst ein Stück des Weges zurück und dann nach links bergab geht. Die St. Michael's Cave ist eine Tropfsteinhöhle mit beeindruckenden Stalaktiten- und Stalagmitenformationen. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg zum Militärkrankenhaus ausgebaut und wird heute als Auditorium für Konzerte genutzt.
Wieder in Richtung Norden und dann bergabwärts, ist in etwa zwölf Minuten die Windsor Suspention Bridge erreicht. Die 2016 installierte Hängebrücke führt über eine 50 Meter tiefe Schlucht und bietet eine schöne Aussicht auf die Altstadt von Gibraltar. Die Begehung der Brücke ist ein Abenteuer, für das man schwindelfrei sein sollte.
Jetzt besteht die Möglichkeit, noch etwa eine Viertelstunde weiterzulaufen bis zu dem Monument der Pillars of Hercules (Säulen des Herkules), die in der Antike das Ende der Welt markierten. Man kann sich jedoch auch gleich auf den Weg zurück zur Nordseite des Felsens machen, da es dort noch einige Sehenswürdigkeiten zu besichtigen gibt.
Von der Hängebrücke aus benötigt man etwa eine halbe Stunde zu zwei nicht weit voneinander entfernten Tunnelsystemen, für deren Besichtigung man jeweils rund zwanzig Minuten veranschlagen kann. Die 'Grand Siege Tunnels' (Tunnel der Großen Belagerung) wurden während der 14. und letzten Belagerung des Felsens durch die Spanier ( 1775-1783) angelegt und später im Zweiten Weltkrieg erweitert, die 'World War II-Tunnels' (Tunnel des Zweiten Weltkriegs) wurden ab 1940 zur Verteidigung gegen die Deutschen eingerichtet.
Insgesamt haben beide Tunnelsysteme eine Gesamtlänge von bis zu 55 Kilometern, obwohl nur wenige hundert Meter davon besichtigt werden können. Beeindruckend sind hier die mit Attrappen von Soldaten nachgestellten Szenen mit Kanonen und modernerer Atillerie vor den in den Felsen gehauenen Schießscharten. In den 'WWII-Tunnels', die zur Beherbergung von 16.000 Soldaten und Essen für 16 Monate eingerichtet wurden, sind sogar die Schlafstellen und Essensräume der Soldaten nachgestellt.
Als letzte Sehenswürdigkeit kann das Moorish Castle besucht werden, das sich unweit der Tunnel am Rande des Naturschutzgebietes befindet. Die maurische Burg wurde 1160 gebaut, bei der Rückeroberung des Felsens durch die Christen im Jahr 1309 jedoch weitgehend zerstört. Bei sämtlichen Gebäuden handelt es sich um Nachbauten, doch sehenswert ist auf jeden Fall der große Turm, der aus dem Jahr 1333 stammt, als die Mauren den Felsen für kurze Zeit zurückerobert hatten.
Von der maurischen Burg kann man durch verwinkelte Gassen in etwa einer Viertelstunde wieder den Gran Casemates Square erreichen. Dort kann man in einem der Terrassenlokale bei einem typischen britschen Essen mit Fish und Chips und einem Guinness-Bier die ereignisreichen Stunden im Natuschutzgebiet Revue passieren lassen.
Die Seilbahn von Gibraltar befördert Besucher in das Naturschutzgebiet auf bis zu 412 Meter Höhe. Die Preise betragen für Erwachsene 38 Gibraltar-Pfund (GIP) für Hin- und Rückfahrt plus Eintritt in das Naturschutzgebiet und 35,50 GIP ohne Rückfahrt. Der Eintritt ins Naturschutzgebiet ohne Seilbahn kostet für Erwachsener nur 19 GIP. Detallierte Informationen und Tickets unter: https://naturereserve.gi/tickets/Weitere Infos auf Deutsch zu Gibraltar finden sich unter https://visitgibraltar.gi/de.
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