Benagalbón: ein Axarquía-Dorf mit viel Musik, Leben und Tradition
Bis 1950 war es das Zentrum des heutigen Rincón de la Victoria; heute besticht der Ort durch seine einzigartige Lage zwischen Bergen und Meer
JAVIER ALMELLONES
Rincón de la Victoria
Sonntag, 5. Oktober 2025
Der heutige Name verrät den maurischen Ursprung. Und die Lage etwas abseits der Küste war vor Jahrhunderten ideal, um die Sicherheit seiner Bewohner zu gewährleisten – in einer Zeit, in der es auf dem heute so friedlichen Mittelmeer zu vielen Feindseligkeiten kommen konnte. Benagalbón ist heute ein Ortsteil der Gemeinde Rincón de la Victoria, aber bis vor etwas mehr als sieben Jahrzehnten war es der Hauptort der Gemeinde.
Benagalbón liegt in der Axarquía und trägt die Seele maurischer Dörfer in sich. Ein Spaziergang durch die Straßen genügt, um die Verbindung zum alten Al-Andalus zu verstehen. Enge Gassen, makellos weiße Fassaden und eine Fülle bunter Blumentöpfe sind nur einige Beispiele für den typisch andalusischen Charakter der weißen Dörfer, den man noch heute in dem gemütlichen Ortskern spüren kann. Am besten sucht man sich eine Ecke mit dem blauen Meer im Hintergrund, was gar nicht so schwer ist. Es reicht, sich in den abgelegeneren Straßen kurz hinter der Plaza de las Flores zu verlieren.
Zuvor sollte man jedoch das markanteste Gebäude des Ortes besuchen, die Kirche Nuestra Señora de la Candelaria. Von außen wirkt sie schlicht, doch im Inneren wird man von dem großen Christusbild beeindruckt, das über den Kirchenbänken zu schweben scheint.
Dieses Dorf, das vom Berberstamm der Galb-un gegründet wurde (daher auch der Name), ist traditionellen Bräuchen treu geblieben. Und das nicht nur bezüglich des Straßenbildes, sondern auch in anderen Bereichen, wie beispielsweise der Feier eines der originellsten Musikfestivals Andalusiens: dem einzigartigen 'Choque de Pandas de Verdiales'.

Das kann man an diesem Wochenende wieder vor der Pfarrkirche des Dorfes sehen: Immer am dritten Samstag im September treten mehrere Verdiales-Gruppen aus der Provinz in musikalischen Wettkämpfen gegeneinander an. Der Gewinner ist diejenige, die den Rhythmus am besten halten kann. Wie üblich gibt es hier weder Bühnen noch Lautsprecher. Nur Live-Sound auf der Straße, wodurch eine maximale Verbindung zum Publikum hergestellt wird.
Doch auch die landwirtschaftliche Vergangenheit ist, mit der Herstellung der traditionellen Muskateller-Rosinen und des Olivenöls in einer Steinmühle, noch sehr präsent. Die Rosinen werden in den letzten August- und den ersten Septembertagen auf den Trockenplätzen rund um das Dorf getrocknet; das Öl wurde in der bekannten Mühle von Benagalbón hergestellt, wo bis vor kurzem die dritte Generation der Familie das 'flüssige Gold' auf handwerkliche Art herstellte und die Oliven der Sorten Verdial und Lechín kalt presste, um das Beste aus ihnen herauszuholen.
Heute sind nur noch wenige Erinnerungen an diese Tradition des Olivenanbaus erhalten, wie die alte Mühle und einige Pressen, die als Erinnerung im Ort ausgestellt sind. Bis zum Jahr 1950 war Benagalbón der Hauptort von Rincón de la Victoria. Dort befand sich das Rathaus, das später mit der Ankunft der Eisenbahnlinie, die von Málaga nach Vélez führte, an die Küste verlegt wurde.
Das Dorf wurde in ganz Spanien durch die rätselhafte 'Tragödie von Benagalbón' bekannt, die sich während der Parlamentswahlen von 1914 ereignete. Am Tag der Wahlen wurde ein Guardia-Civil-Beamter ermordet. Eine Familie aus dem Ort wurde des Verbrechens beschuldigt, doch den Chroniken zufolge wurde der Fall nie wirklich aufgeklärt.
Benagalbón ist auch für die Legende der Virgen de la Candelaria bekannt, nach der sich einige kanarische Seeleute, die vor der Küste Schiffbruch erlitten hatten, dieser Jungfrau, der Schutzpatronin ihrer Region, anvertrauten. Da sie schließlich gerettet wurden, bauten sie in den nahe gelegenen Bergen eine Kapelle zu ihren Ehren. Und genau diese bildet das Herzstück dieses bezaubernden Ortes.