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WOLFGANG STEPHAN
MARBELLA.
Dienstag, 1. April 2025
Aber dass dieser Ort auch magische Momente hat, erschließt sich nur dem Abenteurer, der drei Stunden in Richtung Gipfel wandert und erst im letzten Moment das Objekt der Begierde erblickt. Mit atemberaubenden Folgen.
Hoheitsvoll, würdevoll - so definiert der Duden das Wort 'majestätisch'. Es passt für diesen Berg des Ausläufers der Sierra de las Nieves, der die Form einer Muschel hat und deshalb den Namen La Concha trägt. Pico de la Concha, der Gipfel liegt 1.215 Meter über dem Meeresspiegel und lässt mit seinem Blick für Auge und Geist keine Wünsche offen.
Aber bevor dieses Weitwinkel-Panorama zu genießen ist, muss gewandert und geklettert werden. Drei Stunden hoch, drei Stunden zurück. 13 Kilometer mit durchaus anspruchsvollem Bergwandern garniert. «Es gibt immer wieder teils spektakuläre Rettungseinsätze mit dem Helikopter, weil viele Touristen den Berg unterschätzen», sagt Matthias Wohlfahrt, der reichlich Erfahrung mit dieser Wandertour hat und für den SUR-Reporter als Bergführer fungiert. Seine Basics für den unerfahrenen Wanderer: Möglichst am frühen Morgen starten, um der Hitze zu entgehen, ein Handy mit Navigation, viel Wasser und Proviant mitnehmen und nur bei absoluter Trockenheit wandern. Selbst Regen am Tag vor dem Aufstieg sei ein 'no go', denn die Felsen, vor allem an der Nordwand sind lange feucht, auch der Lehmboden kann rutschig sein. Die Tour sei ambitioniert, aber nicht gefährlich, wenn die Regeln beachtet werden, sagt der als Rechtsanwalt in Marbella arbeitende Hobby-Wanderer. Aber er sagt auch: «Unerfahrene Wanderer können im schwierigeren letzten Drittel vor dem Gipfel auf einige Herausforderungen stoßen.» Das klingt spannend.
Zunächst die Ausgangslage: Der Gipfel kann auf zwei Wegen erklommen werden: Eine nördliche Route mit Ausgangspunkt Istan, der kürzere und angesichts der Wanderwege auch einfachere Aufstieg mit 5,6 Kilometern, der aber gleichwohl das echte Berg-Feeling vermissen lässt. Vor allem auch den Weg durch den Märchenwald des Juanar.
Die südliche Route bietet das volle Programm: Wunderbare Natur, steinige Wege und felsige Abschnitte mit Sicherheitsketten über tiefen Schluchten.
Der ideale Ausgangspunkt für den südlichen Aufstieg ist das Landhotel Refugio de Juanar. Zu erreichen über die A-355, von Marbella über den Kreisel am Einkaufszentrum La Cañada Richtung Ojén/Coin. Nach der Ausfahrt Ojén folgt nach etwa zwei Kilometern der Abzweig ins Naturschutzgebiet Refugio de Juanar. Schon diese Straße wird zum Erlebnis, fünf Kilometer, schmal, kurvenreich, teils mit alpinem Charakter zwischen schroffen Felsen und tiefen Abgründen bis zum Hotel Refugio de Juanar. Auch ein Erlebnis, denn in dem Landhotel scheint die Zeit stehengeblieben. Wer wissen will, wie die Menschheit vor 40 Jahren kommuniziert hat, kann dies hier erfahren.
Kurz unterhalb des Hotels gibt es vor dem Tor zum Naturpark Parkplätze. Die Wanderung kann beginnen. Bis zum Gipfel sind gut 700 Höhenmeter zu absolvieren. Feste Schuhe sind Pflicht, ebenso die angemessene Kleidung mit Schutz vor der Sonne, aber auch eine leichte Jacke, denn in den Wäldern und auf dem Gipfel kann es kühl werden.
Zunächst führt der ausgeschilderte Wanderweg durch einen langen Olivenhain, an dessen Ende es links zur Aussichtsplattform Cruz de Juanar und rechts zum Gipfel geht. Die Vegetation ist artenreich, Rosmarin, Thymian, Lavendel, Wacholder. Balsam für Augen und Nase. Weiter geht es etwa 30 Minuten durch einen Pinienwald, noch ist angenehmes Wandern angesagt. Das ändert sich aber nach etwa der Hälfte der Strecke des dreistündigen Aufstiegs, denn fortan werden die Pfade schmaler und vor allem steiniger.
Übrigens, von der Einsamkeit des Wanderers lässt sich auf dieser Route nicht schreiben, auf unserer Tour zum La Concha Ende Mai sind wir selten einsam unterwegs. «Vor allem an den Wochenenden herrscht hier mitunter ein regelrechter Wander-Tourismus», sagt Matthias Wohlfahrt.
Verlaufen ist kaum möglich, wer keine Wanderer in der Ferne vor sich sieht, muss auf die Hinweisschilder achten – oder auf die Steinmännchen, die auf der Tour immer wieder auftauchen und die Richtung zeigen, es ist fast unmöglich, sich zu verirren. Doch nicht jeder schaffe den Aufstieg, sagt mein Bergführer. Und dennoch ist vielen ein Erlebnis der besonderen Art vergönnt, denn wir werden beobachtet: Von Bergziegen, die längst nicht mehr fliehen vor den Scharen der Wanderer in ihrem Revier. Eine Zwischenetappe ist die Aussichtsplattform in der Nähe des Pico del Lastonar. Der Gipfel La Concha ist noch etwa eine Stunde entfernt.
Der Weg wird in der letzten Stunde tatsächlich immer schwieriger, vor allem die felsigen Passagen sind nicht jedermanns Sache. Einmal geht es über scharfkantige Steine, dann über einen felsigen Abschnitt, der auf der Nordseite um einen Berg führt. Auch wenn wir mittlerweile bei 1.000 Höhenmetern angelangt sind und teilweise schon den Panoramablick auf die Küste haben, ist vom Gipfel des La Concha weit und breit nichts zu sehen. «Das ist der Unterschied zu der alpinen Kletterei, denn wir werden erst ganz am Ende den Pico de la Concha vor uns sehen», sagt mein Bergführer.
Zuvor kommt die schwierigste Passage – entlang an einer Felswand mit Führungsketten, um den Wanderern einen fest Halt zu geben. Eigentlich kein Problem und eher ein Erlebnis, schließlich soll die Gipfeltour auch Berg-Feeling bringen. Wer aber Höhenangst hat, sollte tunlichst den Blick nach unten vermeiden, bevor das Herz schneller schlägt und der Atem kürzer wird.
Wer diese Passage überstanden hat, ist fast am Ziel, jedenfalls ist das Ziel greifbar nahe und erstmals zu sehen: Noch ein steiniger ebener Weg über einen Bergkamm mit schroffen felsigen Brocken und La Concha ist nach drei Stunden bestiegen.
Den Blick zu beschreiben ist eigentlich kaum möglich, weil der Sprache Grenzen gesetzt sind. Vor uns die Küste, dahinter die Silhouette Afrikas, Gibraltar, hinter uns die Sierra Nevada. Spektakulär, atemberaubend, herausragend. Glückshormone, sicher, aber auch ein Stückweit Demut inmitten dieser Natur mit Blick auf die Frevel der Zivilisation an der Küste. Wir sind ganz klein auf diesem großen Berg.
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