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DIETMAR FÖRSTER
TETUÁN.
Dienstag, 1. April 2025
Während Tanger eines der klassischen Ziele in Marokko ist, die von der Costa del Sol gerne mit der Fähre für einen Tagestripp angesteuert werden, ist Tétouan im Norden des afrikanischen Landes auf der touristischen Landkarte noch eher ein unbeschriebenes Blatt. Doch die irische Fluglinie Ryanair sorgt dafür, dass die in den nördlichen Ausläufern des Rifgebirges gelegene Stadt mit ihren rund 400.000 Einwohnern in gerade einmal etwas mehr als 20 Flugminuten von Málaga aus zu erreichen ist. Wer einen gültigen Reisepass besitzt und arabische Kultur erleben möchte, hat die Möglichkeit, in eine andere Welt einzutauchen und gleichzeitig sicher unterwegs zu sein. Schon das Personal an dem winzigen Flughafen von Tétouan vermittelt eine Idee von der Gastfreundlichkeit der Menschen Marokkos.
Für 100 Dirham, umgerechnet 10 Euro, bringt einen das Taxi in das Zentrum der Stadt, in der es für marokkanische Verhältnisse oft regnet und auch im Sommer nicht allzu heiß wird. Wer Spanisch spricht, kann sich gut verständigen. Ende des 19. Jahrhunderts – nach dem Verlust seiner überseeischen Kolonien – engagierte sich Spanien nämlich zunehmend im Norden Marokkkos, und im Jahr 1913 wurde Tétouan sogar Residenzstadt des spanischen Hochkommissars in Marokko. Erst 1936 wurde in Spanisch-Marokko die spanische Regierung durch einen Staatsstreich zu Fall gebracht. Das spanische Erbe blieb durch die Sprache, die Architektur und die Anordnung der Straßen im Zentrum jedoch gut erhalten. Im Cine Español wird die Kultur des Landes hochgehalten. Am Internationalen Lauten-Festival in der historischen Einrichtung nehmen immer wieder auch hochkarätige Musiker aus Spanien teil. Auch die Pfarrkirche Señora de la Victoria im neomaurischen Stil an der Place Moulay el Mehdi ist ein Zeugnis der spanischen Vergangenheit.
Hotels mit europäischem Standard findet man etwas außerhalb des Zentrums, aber auch in der Innenstadt mit ihrer großen Fußgängerpromenade trifft man auf zweckmäßige Unterkünfte wie das Hotel Regina, älteste und mehrfach renovierte Herberge für Touristen, die gerne zentral untergebracht sein wollen. Nur wenige Meter davon entfernt befindet sich eines der Tore zur Medina, dem Altstadtlabyrinth, mit seinen engen Gassen und Händlern, die dort zum Teil überdacht Lebensmittel, Gewürze, Gebäck, Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch, Kleidung und Second-Hand-Artikel anbieten. Sich treiben zu lassen, die Gerüche und Geräusche wahrzunehmen, hie und da ein Pläuschchen zu halten, zu feilschen oder den Gerbern bei der Arbeit zuzuschauen, ist ein Erlebnis, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Die sprachgewandten Bewohner suchen den Kontakt mit den Besuchern, erzählen von Verwandten in Aachen oder Barcelona, doch anders als in den großen Touristenmetropolen wie zum Beispiel Marrakesch sind sie niemals aufdringlich. Auf dem Platz Al Ghersa hat der Schriftsteller und Kulturschaffende Hassan vor wenigen Monaten aus einem verfallenen Haus einen magischen Ort der Begegnung geschaffen, wo junge Leute Minztee trinken und zusammen musizieren können. Von der Dachterrasse bekommt man einen Eindruck von der wahren Dimension der Medina, die zum Weltkulturerbe der Unesco gehört.
Vor einem der Haupteingänge befindet sich auch der schwer bewachte Königliche Palast, in dem Mohammed VI. in der Regel die Sommermonate verbringt. Drumherum sitzen überwiegend Männer in den Cafés, unterhalten sich und schauen dem quirligen Treiben auf den Straßen und Plätzen zu. Unweit entfernt liegt das Archäologische Museum mit einer schönen Sammlung römischer Mosaike, Münzen und Keramiken und Grabsteinen aus unterschiedlichen Kulturen. Am entgegengesetzten Ende der Medina ist das Ethnografische Museum untergebracht, und am Fuße der Altstadt kann man im Zentrum für moderne Kunst einen Eindruck von der Kreativität von Malern und Bildhauern aus der arabischen Welt bekommen. Wechselausstellungen zeigen auch Jugendkultur, die letzte war dem Comic-Genre gewidmet.
Wer sich vom Trubel erholen möchte, setzt sich in ein Taxi oder in einen der Stadtbusse und lässt sich zur Playa Rincón fahren, einem Küstenörtchen, dass von Juni bis Mitte September aus dem Dornröschenschlaf erwacht und zum Sonnenbaden am breiten Sandstrand einlädt. Gehobene kulinarische Ansprüche werden in dem auf einem Steg erbauten Restaurant L'Orizon mit durchaus europäischen Preisen erfüllt. Für ein verlängertes Wochenende hat Tétouan also durchaus einiges zu bieten.
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Fernando Morales y Álex Sánchez
J. Gómez Peña y Gonzalo de las Heras (gráfico)
Encarni Hinojosa | Málaga, Encarni Hinojosa y Antonio M. Romero
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