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Das Dorf Grazalema. SAS
Grazalema. Weißes Dorf in den Bergen

Grazalema. Weißes Dorf in den Bergen

In Grazalema haben sich die Phönizier, die Römer und die Mauren niedergelassen

SABINE SCHULZ

GRAZALEMA.

Dienstag, 1. April 2025

Der Weg nach Grazalema ist kurvig. Wer dorthin reisen möchte, muss erst einmal einige Höhenmeter und viele enge Schleifen hinter sich bringen. Auf 800 Metern liegt das kleine weiße Dorf innerhalb des andalusischen Bergmassivs der Sierra de Grazalema, die hier zur Provinz Cádiz gehört.

Einmal angekommen, trifft man auf ein kleines ruhiges Dörfchen mit etwa 2.000 Einwohnern, einem Dorfplatz mit Kirche und Rathaus, Apotheke, Bars und Restaurants – all dem, was für das Leben in einem Dorf unerlässlich ist.

Der Ursprung Grazalemas geht auf phönizische und römische Siedlungen zurück, die unter maurischer Herrschaft ausgebaut wurden. Die weiß getünchten Häuser erinnern an diese Zeit. Bei einem Spaziergang durch die kleine Altstadt entdeckt man die typische Architektur Andalusiens mit engen Gassen, mit Geranien geschmückten Balkonen und plätschernden Brunnen. Im Ortszentrum befindet sich die barocke Kirche Nuestra Señora de la Aurora, auf deren Vorplatz sich die Einwohner zu einem Café con Leche oder einer Tapa treffen. Viele Geschäfte bieten die typischen Produkte der Gegend an: handgewebte Decken aus Schafwolle, farbige Schals und Ponchos. Das Handwerk ist neben dem Tourismus die wichtigste Einnahmequelle in Grazalema.

Das Gebiet um Grazalema – die Sierra de Grazalema – wurde im Jahr 1984 als erstes in Andalusien zum Naturpark ernannt. Das war aber nicht für alle Bewohner positiv: «Die Auszeichnung als Parque Natural hat dazu geführt, dass viele Bewohner das Dorf verlassen haben, weil es seitdem strikte Bauvorschriften gibt und andere Industrie nicht mehr möglich war», sagt Cristobalina Pérez Oliva. Die Unternehmerin aus dem Nachbarort Ubrique macht Führungen durch die Dörfer der Sierra de Grazalema und setzt sich dafür ein, dass nicht nur Besucher, sondern auch Bewohner heimische Produkte kaufen.

Außer der Zugehörigkeit zum Naturpark ist Grazalema noch aus einem weiteren Grund bekannt: Grazalema gilt als der regenreichste Ort der iberischen Halbinsel. Das liegt daran, dass sich vom Atlantik häufig Niederschlagsfronten nähern, die von den Bergketten der Sierra aufgehalten werden. Die Wolken steigen in die Höhe und regnen sich ab. Das Gute: Die Regenschauer sind heftig, aber meist nur von kurzer Dauer. «Nach fünf Minuten ist der Regen meist auch schon wieder vorbei», sagt Cristobalina.

Die Berge der Sierra de Grazalema. SAS

Wer nach Grazalema kommt, muss eines probieren: Den typischen Payoyo-Käse, der aus der Milch der einheimischen Schafe und Ziegen hergestellt wird und eigentlich aus dem anliegenden Villaluenga del Rosario kommt. Andere beliebte gastronomische Produkte der Region sind Wildgerichte, Wurstwaren, Suppen oder Rühreier mit Spargel.

Grazalema ist auch ein ideales Ziel für Wanderer. Die Berge erreichen eine Höhe von über 1.000 Metern, die Wanderrouten sind in der Regel gut ausgeschildert. Der höchste Berg Torreón ist 1.654 Meter hoch. Ein Ausflug in die Sierra de Grazalema ist auch ein Ausflug in die Natur. Protagonist dieses Gebirgszugs ist ohne Zweifel die Pinsapo-Tanne, eine alte Tannenart, die es nur in den höheren Lagen der Gebirgszüge von Cádiz, Málaga und Marokko gibt.

Nachbarort Ubrique

Etwa 30 Kilometer von Grazalema entfernt befindet sich Ubrique. Der Ort liegt in einem Tal, umgeben von hohen Bergen, und ist daher am einfachsten mit dem Auto zu erreichen.

Ubrique ist berühmt für seine malerische Lage in der Sierra de Ubrique, einem Teil der Sierra de Grazalema. Und für seinen Stierkämpfer: Jesulín de Ubrique. Der bekannteste Sohn des Ortes hat hier sein eigenes Stierkampfmuseum, welches mit viel Enthusiasmus von einem Bewohner verwaltet wird. Im unteren Teil des Museums und innerhalb der Stierkampfarena befindet sich ein Restaurant, welches typische Hausmannskost serviert.

Am bekanntesten ist Ubrique aber als das Mekka des Leders. Weltbekannte Unternehmen wie Gucci, Dior und viele andere lassen in Ubrique ihre Lederwaren herstellen. In vielen Fällen geschieht dies im Verborgenen, um Nachahmer zu vermeiden.

«Die Mitarbeiter müssen oft einen Vertraulichkeitsvertrag unterzeichnen», sagt Maribel Lobato. Lobato ist Gründerin und Verwalterin des Ledermuseums der Gemeinde, das in einem ehemaligen Kapuzinerkloster aus dem 17. Jahrhundert untergebracht ist.

In Ubrique gibt es aber noch mehr zu sehen. Im alten Teil der Gemeinde unterhalb des felsigen Berges befinden sich eine Reihe von engen Straßen, die sich an die natürliche Form des Berges anpassen und sich um ihn herumwinden. Manchmal werden die kleinen Gassen nur durch kleine Stufen miteinander verbunden. Im alten Teil befindet sich auch das Stadtmuseum von Ubrique, welches über die Geschichte und die Traditionen des kleinen Dorfes Auskunft gibt.

Im moderneren Teil reiht sich Ledergeschäft an Ledergeschäft – wie könnte es anders sein. Ein Großteil der Bevölkerung in Ubrique lebt vom Leder, es gibt hier so gut wie keine Arbeitslosigkeit. Die Bewohner bleiben in ihrem Ort und sorgen so für Lebendigkeit, erzählt Tourismusführerin Cristobalina.

Auch die Bewohner aus Grazalema und den anliegenden Dörfern kommen am Wochenende nach Ubrique, um in einem der vielen Restaurants den berühmten Payoyo-Käse oder eine der vielen anderen Spezialitäten der Region zu kosten.

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