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Flusskreuzfahrten ab Triana führen zu den wichtigsten Wahrzeichen. T.B.
Triana, erfrischend anders

Triana, erfrischend anders

Von Wassersport bis Gypsy-Flamenco - Entdecken Sie das andere Sevilla

TONY BRYANT

TRIANA.

Mittwoch, 2. April 2025

Übermäßig viele Hotels hat Triana nicht zu bieten, ist aber enorm populär unter allen, die mit dem Rucksack unterwegs sind oder nach einer günstigeren Übernachtungsmöglichkeit Ausschau halten. Für sie gibt es in Hostels schon ab 25 Euro pro Nacht eine Schlafstelle.

Besonders während der Sommermonate ist Trianas großer Reiz seine Lage direkt am Fluss, wo eine Reihe von Wassersportarten und Freizeitspaß geboten werden. Gleich ob im Kajak oder beim Stand up Paddle, wer auf dem Seitenarm des Guadalquivir unterwegs ist, genießt neben einer frischen Brise immer auch die Skyline der Altstadt von Sevilla.

Wer dennoch lieber auf Nummer Sicher geht, kann eine gemütliche Bootsfahrt unternehmen und erfährt so ganz nebenbei – und in verschiedenen Sprachen – auch noch viel über die Stadt und deren Geschichte. Zu den Panorama-Highlights gehören die Ausblicke auf die Stierkampfarena, den Giralda-Turm, den goldenen Torre de Oro oder die verzierten Türme der Plaza de España. Und natürlich der Blick auf das schmucke Triana-Viertel.

Wiege der Gitanos

Triana, das ist das andere Sevilla, ein Viertel mit unumstritten eigenem Charakter, das für seine entspanntere und unbeschwertere Lebensweise bekannt ist. Das bis heute romantisch anmutende Triana ist die Wiege zahlreicher bekannter Gitanos, die sich als Stierkämpfer und Flamenco-Sänger ihren Ruhm errangen. Um viele von ihnen haben sich zahlreiche Mythen und Legenden gerankt. Wer durch die Straßen parallel zum Fluss flaniert, spürt gleich dieses besondere Ambiente und die Kulturgeschichte, die Triana ausmachen. Die Häuser in diesen engen Straßen sind mit Keramiktafeln geschmückt, die an illustre Schriftsteller und Dichter, an wagemutige Stierkämpfer und gefeierte Flamenco-Sänger erinnern, die hier im frühen 20. Jahrhundert geboren wurden.

Die Puente Isabel II überquert den Guadalvivir nach Triana. T.B.

Im Mercado von Triana an der Isabel-II-Brücke tauchen Besucher auch ein wenig in den Alltag der 'Trianeras' ein, geraten ins Staunen angesichts der Auswahl an Fleisch, Fisch, Meeresfrüchten, Gemüse und Gewürzen, die an den Marktständen feilgeboten werden. Manch einer kommt auch nur auf einen Kaffee vorbei oder, um sich über den neuesten Klatsch im Viertel zu informieren. Verschiedene Bars und Stände bieten eine gastronomische Reise durch die lokalen Spezialitäten, gleich nebenan werden Souvenirs angeboten und wer mag, kann in der Markthalle sogar ins Theater gehen.

Triana war einst Sitz der berüchtigten spanischen Inquisition. Den Platz der so gefürchteten San Jorge-Burg hat heute die Markthalle eingenommen, der Tunnel aber, durch den Tausende von Menschen in ihr Schicksal geführt wurden, ist als Mahnmal und in Erinnerung an die Verfolgung von Abweichlern durch die Kirche erhalten geblieben. In einem Museum sind die Reste der Burg ausgestellt, der Inquisition und ihren Schrecken ist eine detaillierte Ausstellung gewidmet. Gleich gegenüber vom Tunnel liegt die schmucke alte Bar Casa Cuesta, die schon zu Ernest Hemingways Lieblingsplätzchen gehörte, wenn er in der Stadt zu Besuch war. Er mochte die Bar so sehr, dass er sie gleich in seinem Buch 'Gefährlicher Sommer' verewigte.

Die Keramikfabrik Santa Ana. T.B.

Triana war lange Zeit auch berühmt für seine einzigartige Töpferei und seine Keramiken und noch heute gibt es vor allem rund um die Calle Castilla noch eine Reihe familienbetriebener Geschäfte, wo von handbemalten Fliesen über Vasen, Krüge und Becher bis hin zu alltäglichen Haushaltsgegenständen beinahe alles zu haben ist. Die Gegend ist seit dem Einzug der Römer für ihre Keramik bekannt und diese lange Tradition kann auch im Keramikmuseum in der Fliesenfabrik Santa Ana bewundert werden. Das Museum ist in drei große Bereiche unterteilt, in denen verschiedenste Exemplare von arabischer Keramikkunst bis hin zu zeitgenössischen Exponaten zu sehen sind. Und natürlich wurden auch die meisten Kirchen, Herrenhäuser und Paläste von Sevilla sowie die spektakuläre Plaza de España mit Keramik aus Triana geschmückt.

In zwei geteilt wird das Viertel von seiner Fußgängerzone, der Calle San Jacinto. Hier gibt es trendige Restaurants, traditionelle Tapas-Bars und verführerische Weinkeller. Eines der herausragenden Lokale ist die Taverna Miama (C/ San Jacinto 21), in der auch die für Triana so typische quirlige Atmosphäre herrscht.

Eintauchen in die Kulturgeschichte

Ein entspannter Spaziergang durch die Calle Betis und am Flussufer entlang führt zu den historischen Straßen voller Kulturgeschichte. Viele der alten Bars mussten inzwischen jedoch modernen Tapas- und Cocktail-Bars weichen, die bei Urlaubern enorm beliebt sind. Nur ein paar alteingessene Lokale haben überlebt.

Wer sich vom Fluss entfernt und in entlegenere Straßen spaziert, gelangt zur Santa Ana-Kirche, der ersten katholischen Kirche, die nach Ende der arabischen Herrschaft im Jahr 1248 in Sevilla erbaut wurde. Ehrfurchtsvoll wird sie auch Kathedrale von Triana genannt und kann tatsächlich mit ihrem kollosalen Auftritt beeindrucken.

Gleich hinter diesem Gotteshaus liegt die Plazuela de Santa Ana, ein idealer Ort, um sich einen Kaffee oder eine Erfrischung zu gönnen und die Ruhe dieses Fleckchens zu genießen. Nur einen kleinen Spaziergang entfernt trifft man in der Calle Pelay auf eine altehrwürdige Bodega, die Taverna Siglo XVIII. Wer hier zu Mittag isst, wird mit einem Menü mit typischen Gerichten des Viertels sowie einer der wohl größten Weinkarten Sevillas verwöhnt. Es ist auch Sevillas einzige Bar, in der es noch immer ein öffentliches Münztelefon gibt, was eigentlich genauso zur Vergangenheit gehört wie die einstigen Flamenco-Größen und die Stierkämpfer aus Triana.

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