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JOSÉ M. MARÍN / IZASKUN ERRAZTI
CÁCERES
Mittwoch, 26. März 2025
Europa kann sich nun seiner ersten Diamanten rühmen: Synthetisch, ja, aber von besonderem Glanz – hinter ihnen steht ein Star vom Format eines Leonardo DiCaprio. Die Stücke haben erst kürzlich die Fabrik verlassen, die in Rekordzeit in der Stadt Trujillo, in Cáceres, von der Firma Diamond Foundry, an der der amerikanische Schauspieler beteiligt ist, gebaut wurde. Das Projekt, das bei seiner Vorstellung in der Extremadura für großes Aufsehen sorgte, rückt die Region nun an die Schwelle zu dem, was manche die industrielle Revolution des 21. Jahrhunderts nennen.
Die führende Rolle Extremaduras bei der Erzeugung erneuerbarer Energien, insbesondere der Photovoltaik, ist einer der Faktoren, die das Interesse verschiedener Unternehmen an dieser Region geweckt haben. Und in diesem Fall war es nicht anders. «Wir haben uns aus mehreren Gründen für Trujillo entschieden, unter anderem wegen der Verfügbarkeit von sauberer Energie und Land für den termingerechten Bau der Fabrik», erklärt Rafael Benjumea, Präsident von Diamond Foundry España, zum Standort der Fabrik, die bereits in der Testphase produziert.
Im Sommer wurden die ersten Tests mit den aus den USA gelieferten und vom Unternehmen patentierten Reaktoren durchgeführt. Im Dezember wurden mehrere Produktionslinien in Betrieb genommen und am 17. Januar wurde einer der ersten unter der Sonne Extremaduras hergestellten Diamanten präsentiert. Und das soll keine Metapher sein: Das Unternehmen versichert, dass die Produktion künftig ausschließlich mit erneuerbaren Energien - im Falle Extremaduras Photovoltaik - betrieben wird; derzeit muss jedoch noch konventionell erzeugter Strom herhalten. Etwa zwanzig Reaktoren sind bereits in Betrieb; die Entwicklungsphase soll im Jahr 2026 abgeschlossen sein.
Der Erfolg des Werks in der Extremadura, das von den für die Region üblichen 3.000 Sonnenstunden im Jahr profitieren wird, scheint garantiert angesichts des beispiellosen Wandels, den der Weltmarkt für Diamanten derzeit durchläuft: Die Preise für natürliche Diamanten sind in den letzten zwei Jahren um 26 Prozent gefallen, während Steine aus dem Labor immer begehrter werden. Inflation, Überproduktion, weniger Eheschließungen nach der Pandemie und veränderte Gewohnheiten erklären die kritische Phase, in der sich die Branche befindet.
Die Sanktionen gegen Russland, den zweitgrößten Rohdiamantenproduzenten der Welt, haben die Lieferketten unterbrochen, und die von der EU und den USA verhängten Beschränkungen haben den Zugang zu Natursteinen eingeschränkt und die Kosten für Juweliere und den Einzelhandel in die Höhe getrieben. Darüber hinaus ist auf wichtigen Märkten wie den USA und China - dem zweitgrößten der Welt - die Nachfrage nach exklusiven Stücken zurückgegangen, da jüngere Verbraucher ethische und erschwingliche Alternativen suchen. Daher haben Marken wie Signet Jewelers nun exklusive synthetische Linien auf den Markt gebracht, während das 1888 gegründete Traditionsunternehmen De Beers, dem der berühmte Slogan 'A diamond is forever' zugeschrieben wird, einen beispiellosen Einbruch erlebt, der seinen Verkauf beschleunigt hat. Eigentümer Anglo American hat das krisengeschüttelte Unternehmen, das jährlich 80 Milliarden Euro umsetzt, abgestoßen, um sich auf den Kupfer- und Eisenerzabbau zu konzentrieren.
Der Wandel des Sektors erinnert an jenen des Perlenhandels im 20. Jahrhundert, als die von dem Japaner Kokichi Mikimoto gezüchteten Perlen - der Nachname ist zu einer Marke prestigeträchtiger Schmuckkollektionen geworden - die natürlichen Perlen verdrängten. Heute machen sie 95 Prozent des Marktes aus.
In Trujillo musste man vier Jahre warten, bis ein Projekt, über das man 2021 zu sprechen begann, Wirklichkeit wurde. Das ist ein kurzer Zeitraum im Vergleich zu den Fristen anderer Industrievorhaben, aber einer, in dem es Raum für Kontroversen gegeben hat. Die 22 Hochspannungsmasten, die für die Verbindung des neuen Werks mit dem Umspannwerk erforderlich sind, riefen bei den Anwohnern starken Widerstand hervor, der sich in der Gründung von 'Salvemos el Berrocal' (Rettet El Berrocal) niederschlug. Diese Bürgerplattform für den Erhalt dieses Naturschutzgebietes, an dessen Rand schon einige Masten errichtet wurden, hat mehrere Proteste organisiert. Außerdem hat ein Gericht eine Klage von Fondenex, einer Vereinigung zum Schutz des Natur- und Kulturerbes der Extremadura, gegen die Stromleitung zugelassen. Trotz alledem wurden die Bauarbeiten nicht gestoppt.
Eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Trujillo ist die mittelalterliche Stadtmauer. Sie ist Teil eines reichhaltigen monumentalen Ensembles, das der Stadt seine typische Silhouette verleiht, die durch die Hochspannungsmasten zerstört wird. Doch die Metalltürme, die die Hochspannungsleitungen tragen, ist unverzichtbar für den Betrieb des Werks, das immer an das Stromnetz angeschlossen sein muss, auch wenn es in Zukunft mit einer eigenen Photovoltaik-Anlage betrieben werden soll. «Man braucht 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche Strom, denn eine Unterbrechung von nur wenigen Sekunden kann die Produktion eines ganzen Monats zunichte machen», warnt der Präsident der Diamond Foundry España, die in der Anlage bis zu 10 Millionen Karat Labordiamanten herstellen will.
Bürgerinitiativen kritisierten, dass die Höhe der Türme in der Umweltverträglichkeitserklärung (UVE) des Projekts nicht angegeben wurde. Das Dokument enthält dafür jedoch einen weiteren umstrittenen Aspekt der Diamantenproduktion in Trujillo: den hohen Wasserverbrauch. Laut der Erklärung beträgt dieser nach Abschluss der drei geplanten Produktionsphasen 736.162 Kubikmeter pro Jahr, was in etwa dem derzeitigen Verbrauch der gesamten Stadt entspricht und die seit Jahren bestehenden Versorgungsprobleme in der Region noch verstärken wird.
Das Unternehmen ist sich dieser Situation bewusst und schlägt vor, wiederaufbereitetes Wasser zu nutzen, ohne die allgemeine Wasserversorgung anzuzapfen. «Wir arbeiten mit der Confederación Hidrográfica del Tajo, der Stadtverwaltung und der Region zusammen, um Wasser aus den Kläranlagen zu nutzen», bestätigt Antonio Córdova, Geschäftsführer von Diamond Foundry. Er rechnet damit, dass das Projekt in einem Jahr läuft.
Trotz der Kritik feiert die Stadt die Ankunft der Fabrik für synthetische Diamanten als Beschäftigungsgarant in einer Region, die stetig an Bevölkerung verliert, und als mögliche Triebkraft für deren industrielle Entwicklung. In der Fabrik sind 42 Personen beschäftigt, «die meisten von ihnen aus der Extremadura», wie Benjumea betont. Prognosen gehen davon aus, dass sich die Zahl der Beschäftigten nach Abschluss der ersten Phase verdoppeln wird. Das Unternehmen schätzt die Zahl der indirekten Arbeitsplätze auf weitere 300 und hebt die Auswirkungen hervor, die der Bau des 6.000 Quadratmeter großen Werks mit einer Investition von 275 Millionen Euro auf die Region hatte.
Diamond Foundry ist Eigentümerin des nachhaltigen Schmuckunternehmens VRAI mit einem Geschäft in der Calle Serrano in Madrid. Die ersten Diamanten aus Trujillo werden dorthin gehen; danach wird die Halbleiterindustrie beliefert, die für die Entwicklung der künstlichen Intelligenz, der 5G- und 6G-Kommunikation und der Elektroautoindustrie entscheidend ist. «Mit dem Fortschritt bei den Mikrochip-Projekten verändert sich auch die Produktion, sagt Antonio Córdova. «Vielleicht werden wir der größte Hersteller der Welt», sinniert der Geschäftsführer angesichts einer möglichen Vollauslastung des Werks.
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