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FRANCISCO GRIÑÁN
MÁLAGA.
Donnerstag, 5. Dezember 2024
Der Name verleiht Charakter und bei Alisa Sibirskaya tritt er auch in ihrem Nachnamen zum Vorschein, der 'Sibirerin' bedeutet und gleichzeitig anzeigt, woher diese Künstlerin und Fotografin, die vor einem Jahrzehnt mit Anfang zwanzig aus ihrem Land floh, stammt. Sie strahlt, wenn sie sich an das kalte Sibirien erinnert, wo fast immer Winter ist, aber sie verhehlt nicht, dass sie sich in Putins Russland unwohl und unverstanden fühlte, und wo sie damals schon ahnte, was passieren würde. Sie kam nach Spanien, entdeckte die Fotografie und die europäische Malerei von Velázquez bis Vermeer und fasste all das in ihrem einzigartigen Werk zusammen, das den Klick des Schnappschusses mit dem Erbe der Malerei und ihrer russischen Herkunft in einem faszinierenden, ikonischen und kritischen Werk vereint. Dieses zeigt sie nun unter dem Titel 'Belleza furtiva' bis zum Februar in den Sälen des Russischen Museums in Málaga.
«Meine Kunst zielt nicht auf politische Protestaktionen ab, sondern darauf, über persönlichere und intimere Dinge zu sprechen, obwohl ich mir bewusst bin, dass die aktuelle Situation und das, was ich erlebe, meine Arbeit beeinflusst», sagte Alisa Sibirskaya bei der Präsentation der Ausstellung. Nach ihrem Aufenthalt in Madrid ließ sie sich in Barcelona nieder, wo ihr Werk internationales Ansehen erlangt hat.
«Ich verließ Russland zum ersten Mal im Jahr 2013, nachdem die ersten Gesetze gegen die LGTBI-Gemeinschaft verabschiedet worden waren. Damals hatte ich meinen Partner und unser Kind, und ich spürte, dass ich in diesem Land keine gute Zukunft haben würde. Jetzt werden Schwule und Lesben als Extremisten gebrandmarkt, sie sind nicht nur verpönt, sondern werden kriminalisiert», so die Künstlerin, die erklärte, dass sie sich in dieser Zeit des Krieges in der Ukraine, in der junge Menschen gezwungen sind, zu den Waffen zu greifen, denjenigen nahe fühlt, die weiterhin in ihrem Land leben.
Diese selbstkritische und persönliche Haltung lässt sich in der Ausstellung auch in Werken wie 'El lago de los cisnes' (Schwanensee) nachvollziehen, das wie die anderen mit dem Verschwimmen von Malerei und Fotografie spielt, mit der zentralen Figur eines Mannes im Tänzerleibchen, der sich an ein Klavier lehnt, von dem Notenblätter herabfallen. «Dieser russische Junge auf dem Bild kam zu mir und sagte: 'Lass uns meine Geschichte fotografisch erzählen'. Deshalb spiele ich auf das Werk von Tschaikowski an, von dem wir alle wissen, dass er homosexuell war, und mein Land rühmt sich in einem Akt der Heuchelei mit ihm und meint, er gehöre dazu, aber gleichzeitig sehen wir, wie sie Leute mit derselben Geschichte ins Gefängnis schicken», beklagte Sibirskaya, für die Werke wie dieses eine «therapeutische Wirkung» haben.
«In gewisser Weise hilft die Fotografie diesen Menschen, weil sie hier eine emotionale Komponente hat und ihnen einen Raum gibt, um sich auszudrücken und über das zu sprechen, was sie empört, beunruhigt und ängstigt», erläutert die Künstlerin. Sie spielt in vielen ihrer Werke mit einer gewissen androgynen Gay-Ästhetik, die auch durch die bildliche Stillleben-Ikonographie beeindruckt, die ihre Aufnahmen in Werke verwandeln, die aus dem 16. und 17. Jahrhundert zu stammen scheinen. «Ihre Fotografien lassen die Malerei der europäischen Klassiker mit zeitgenössischen Elementen wieder aufleben», erklärt die Kuratorin und Beraterin der Fundació Vila Casas, Natalia Chocarro, die diese Ausstellung im Russischen Museum mit Unterstützung der Stiftung La Caixa mitorganisiert.
Die in den Räumen der ehemaligen Tabakfabrik ausgestellten Arbeiten von Sibirskaya haben nicht nur eine therapeutische Wirkung, sondern regen auch die Sinne an. Ihre Fotografien bewegen den Betrachter mit ihrem Spiel von Referenzen, die voller Sinnlichkeit sind und einen sehr persönlichen Akzent haben. Schon das erste Werk der Austellung. 'Muchacha con mallas rojas' (Mädchen mit roten Strümpfen), das eine Turnerin in einem roten Trainingsanzug so zeigt, wie Vermeer eine seiner Damen vor Jahrhunderten porträtiert hätte, oder das Porträt 'Enfant terrible', das eine Kreuzung zwischen dem Tenebrismus von Caravaggio und dem Bacchus von Velázquez sein könnte, aber so, wie er ihn heute malen würde: mit Tattoos, Schnurrbart, geschminkten Lippen und einem Obstkorb.
Es handelt sich nicht einfach um Porträts oder Stillleben, sondern um wahre Inszenierungen. Das hat mit Sibirskayas Ausbildung zu tun, die im Alter von sechs Jahren mit dem Musikstudium begann und ein Jahrzehnt später Schauspiel studierte. Ihr Einstieg in die Fotografie war also eine Weiterentwicklung ihrer künstlerischen Entwicklung, was auch die Theatralik ihrer Bilder erklärt. Darin liegt die visuelle Kraft eines Werkes, das vom kollektiven Gedächtnis und der Kunstgeschichte ausgeht, um zu Bildern mit einer eigenen Sprache zu werden, wie sie Alisa Sibirskaya geschaffen hat. Ein Werk, das weder in seiner Form noch in seiner Botschaft unbemerkt bleibt.
Die Ausstellung kann bis zum 23. Februar im Museo Ruso in Málaga (Tabacalera-Gebäude, Sor Teresa Prat 15), dienstags bis sonntags von 10 bis 20 Uhr besucht werden.
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