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Spanien experimentiertmit dem Kakao-Anbau

Es begann mit Avocado, Mango und Erdbeeren – jetzt bauen CSIC-Forscher in Málaga die ersten Kakaobäume auf europäischem Boden an

IZASKUN ERRAZTII. E.

Donnerstag, 13. Februar 2025

Wenn Sie an diesem Freitag, dem Valentinstag, eine Schachtel Pralinen geschenkt bekommen, seien sie nicht enttäuscht, denn auch wenn das Geschenk nicht sehr originell ist, hat es doch seinen Wert. Der Kakao, dieses 'Superfood', das gesund ist, unsere Stimmung hebt und uns Freude bereitet, erlebt die schlimmste Krise seit fast einem halben Jahrhundert, und sein Preis ist seit November um 54 Prozent gestiegen.

Um die Gründe dafür zu verstehen, müssen wir einen Blick auf Westafrika werfen, genauer gesagt auf die Elfenbeinküste, ein Land, das zusammen mit Ghana mehr als 60 Prozent des weltweiten Angebots dieses Rohstoffs liefert. Dort laufen die Ernten nicht gut, da sie aufgrund von meteorologischen Phänomenen wie dem zyklisch auftretenden 'El Niño', der die Temperaturen in die Höhe treibt, drastisch zurückgegangen sind. Hinzu kommt, dass die Kakaoplantagen veraltet sind – die letzte große Plantage in Afrika stammt aus den 2000er Jahren – und einige Krankheiten, wie die 'Black Pod Disease', haben erheblichen Schaden verursacht.

Die Branche leidet auch unter den hohen Preisen für Düngemittel, den schlechten Ernten der letzten vier Jahre und den durch die hohen Zinssätze verursachten Schwierigkeiten. Vor diesem Hintergrund wird die Saison 2024-25 nicht wie erwartet ausfallen, und das 'braune Gold', das die Mayas sogar als Zahlungsmittel nutzten, wird teuer bleiben. Wurde im Jahr 2023 eine Tonne Kakao für 2.400 Euro verkauft, lag ihr Wert im letzten Jahr bei 10.600 Euro. Diese Preise könnten dazu führen, dass Schokolade zu einem Luxusartikel wird, so wie es unlängst mit nativem Olivenöl geschah.

ECKDATEN'SCHOKOLADENKRISE'Wetterkapriolen haben die Ernten ruiniert und die Preise in die Höhe getrieben VERSUCHS-PRODUKTIONDie Forschung zielt darauf ab, die Probleme in den Erzeugerländern zu lösen

In Spanien sind die Mitarbeiter des Nationalen Forschungsrates (CSIC) Spezialisten für anspruchsvolle Aufgaben. Sie haben dies beim Anbau von Avocados, Mangos und Erdbeeren bewiesen, und jetzt geht es um Kakao: Er soll auf dem Land ohne Heizung geerntet werden, obwohl die Pflanze eigentlich in tropischen und subtropischen Regionen beheimatet ist.

Iñaki Hormaza ist Doktor für Pflanzenbiologie und der Leiter des Projekts, das vor fünf Jahren auf dem Landgut La Mayora in Málaga begann, wo sich das Institut für subtropischen und mediterranen Gartenbau befindet. Eine Schokoladenfirma aus Estepa (Sevilla), La Despensa de Palacio, «wollte eine Kleinserie aus spanischem Kakao herstellen», sagt der Experte. «Ich sagte ihnen, dass das nicht möglich sei, dass man in Málaga seit dem 17. Jahrhundert versuche, Kakao im Freien anzubauen, und dass die Winter zwar mild, aber zu kalt seien und die Schoten absterben würden», erinnert er sich.

Tatsächlich stehen in Europas Gärten viele Kakaobäume, aber immer in Gewächshäusern und mit Heizung, denn unter 15 Grad leidet die Pflanze. In La Mayora bestand die Herausforderung darin, den Kakao ohne jegliche Wärmequelle zu produzieren, und sie haben es geschafft – als erste Anbaufläche auf dem europäischen Festland. Andere Gebiete mit milden Wintern, wie die Mittelmeerküste von Granada und einem Teil Almerías sowie die Kanaren könnten ebenfalls als Testgebiet dienen.

Die Kakaofliegen

In Málaga, erklärt Hormaza, wurde der Versuch in einem großen Gewächshaus durchgeführt, «in dem die Temperatur passiv reguliert wird, d.h. es wird einfach von der Sonne erwärmt. Dann muss man verhindern, dass diese Wärme verloren geht, wofür man Thermostrukturen verwendet». Trotz anfänglicher Zweifel hat das Experiment funktioniert, und die Kakaobeeren haben bereits vier Winter überlebt. Die erste Ernte, die auf den Januar letzten Jahres zurückgeht, erbrachte achtzig Früchte von einhundert Pflanzen.

Gegenwärtig ist es undenkbar, dass Spanien zu einem großen Kakaoproduzenten wird, so wie es im Falle der Chirimoya geschah, die dank wissenschaftlicher Fortschritte heute in Granada ganz normal angebaut wird. «Das ist schwierig», räumt der CSIC-Forscher ein. «Die Produktionskosten sind sehr hoch. Und beim Kakao gibt es neben der Temperatur noch ein weiteres Problem. Da er aus Amerika stammt, wird er von kleinen Fliegen bestäubt, die es hier nicht gibt. Dadurch sind wir gezwungen, die Blüten manuell zu bestäuben, was zusätzliche Kosten und eine sehr geringe Produktion bedeutet», fügt er hinzu.

Das von der CSIC geleitete Projekt erlaubt es vorerst nicht, den spanischen Markt mit Kakao zu versorgen, geschweige denn, den Preis zu senken. «Wir sprechen hier von einer Versuchs-Produktion in kleinem Maßstab, von hoher Qualität und für Feinschmecker», sagt der Sprecher von La Mayora. Das war es, was La Despensa de Palacio suchte, um sein Angebot an Köstlichkeiten mit einer 100-prozentig spanischen Schokolade zu erweitern. Das Ziel der Forscher ist jedoch ein anderes: «Wir wollen von hier aus einige der Probleme lösen, die die Erzeugerländer haben», erklären sie. So bleiben Hormaza und sein Team in Kontakt mit landwirtschaftlichen Betrieben in Lateinamerika, um die Anpflanzungen von Kleinerzeugern zu optimieren und den Ertrag ihrer Flächen zu verbessern.

«Unsere Aufgabe ist es, zu erforschen, mit welchen Schwierigkeiten diese Landwirte konfrontiert sind und wie sie diese überwinden können.» Der Wissenschaftler weist darauf hin, dass es sich dabei um Probleme handelt, die mit dem Klimawandel zusammenhängen, wie z. B. starke Regenfälle, die die Anbaugebiete verheeren, und extreme Temperaturen, die oft mit neuen Schädlingen und Krankheiten einhergehen, die es früher nicht gab und die jetzt viel schädlicher sind.

pro Tonne Kakao – das war der Preis im Jahr 2024. Ein Jahr zuvor kostete er 2.400 Euro.

Die Chocolatiers sind das Aushängeschild der Schweiz. Wohl deshalb arbeitet das Schweizer Startup Food Brewer daran, die Branche vor der grassierenden Kakaokrise, der schlimmsten der letzten vier Jahrzehnte, zu schützen. Das Ziel? Nächstes Jahr soll durch Zellteilung produzierte Schokolade auf den Markt kommen, die die Erzeuger von der Tyrannei des Klimas befreien würde. Der Schlüssel zum Erfolg wird jedoch der Geschmack sein.

Das Verfahren beginnt mit der Entnahme von Zellen aus einer Kakaobohne, die sich in einem Nährstoffgel allmählich erneuern und eine Art Reparaturgewebe bilden. Nach vierzehn Tagen werden mit Hilfe von mikroskopischer Analyse und künstlicher Intelligenz die richtigen Zellen ausgewählt und zusammen mit einer Nährlösung in einen Bioreaktor gegeben, wo sie eine Biomasse bilden. Diese wird getrocknet, zu Kakaopulver gemahlen und geröstet. Das Resultat ist die Basis für Schokolade.

Viele Erzeuger sind an der von dem Start-up entwickelten Technologie interessiert, weil sie den Vorteil hat, dass weder Wetterbedingungen noch Schädlingsbefall die Ernte beeinträchtigen können. Allerdings muss das neue Produkt die lokale Geschmackskultur respektieren und das richtige Gleichgewicht zwischen Tradition und Innovation finden.

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