Schauspielerin in Los Angeles und Oldtimer-Erbin in Málaga: Kika Magalhaes
Erbschaft. «Trauer und ein neues Leben» – nach dem Tod ihres Vaters, des Sammlers João Magalhaes, leitet sie mit ihrem Bruder und ihrer Mutter das Automobil- und Modemuseum in Málaga
REGINA SOTORRÍO
Donnerstag, 23. Januar 2025
Kika Magalhaes begrüßt uns in einem Versace-Trenchcoat mit großem 'Vogue'-Schriftzug, eine Rarität aus dem Jahr 1991. Sie trägt ihn zusammen mit ein paar schwarzen Stöckelschuhen für das Fotoshooting neben den Oldtimern des Museums, bei dem sie ihr Talent nutzt und fast ohne zu blinzeln in die Kamera schaut. Doch kaum hat es zum letzten Mal 'Klick' gemacht, nimmt sie eine entspannte Haltung ein und tauscht die Pumps gegen bequeme schwarze Turnschuhe aus. «Viel besser», sagt sie lächelnd. Auch im Alltag bewegt sie sich nicht in dem rosa Cadillac, neben dem sie für eine weitere Aufnahme steht, diesmal in einem paillettenbesetzten Kleid von Enrico Coveri: Sie fährt einen Toyota Yaris. Sie ist, zusammen mit ihrem Bruder João und ihrer Mutter Filomena, die Erbin des Automobil- und Modemuseums von Málaga (MAM), einem Automobil- und Haute-Couture-Imperium, aber von Divenhaftigkeit ist nichts zu spüren. Ganz im Gegenteil. «Niemand hatte uns auf das hier vorbereitet», sagt sie freimütig.
In ihren Händen liegt nun die Zukunft dieser Sammlung, die noch viele Jahre lang im ehemaligen Tabacalera-Gebäude verbleiben soll. Im Dezember 2026 läuft die Zehn-Jahres-Verlängerung des Vertrages aus, den ihr Vater mit der Stadt Málaga unterzeichnet hat: Die Stadt gewährt die Nutzung der Räumlichkeiten und das Museum entrichtet 7 Prozent der Eintrittsgelder. «Und wir wollen verlängern, wir arbeiten daran», bestätigt die Portugiesin in perfektem, korrektem Spanisch.
Kika Magalhaes, die in Los Angeles lebt und dort als Schauspielerin arbeitet, hätte sich das nie vorstellen können. «Ich hätte nie gedacht, dass dies eines Tages uns gehören würde.» Ihre Besuche in Málaga waren sporadisch, Zwischenstopps zwischen Portugal und den USA. Denn das Museum war das «Territorium» ihres Vaters, João Magalhaes, eines Geschäftsmannes und Träumers, der im Laufe seines Lebens rund 100 Oldtimer und mehr als 500 Haute Couture-Stücke sammelte. Doch im August 2023 verstarb João Magalhaes vor seinem 80. Geburtstag an einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung. «Im letzten Jahr haben wir getrauert und mussten uns auf ein neues Leben einstellen», erklärt sie.
Plötzlich mussten ihre Mutter, ihr Bruder und sie ein Museum leiten, das ihr Vater bis ins kleinste Detail geplant und im September 2010 in Málaga eröffnet hatte. «Es ging alles sehr schnell, eine Achterbahnfahrt. Dies ist ein Geschenk, das mein Vater uns hinterlassen hat, es gibt keine Worte, um es zu beschreiben. Es weiterzuführen macht uns sehr stolz.» Ein Umzug nach Málaga wird immer wahrscheinlicher, da sie hier immer mehr Zeit verbringt, um sich mit der Museumsleitung und den Eigenheiten der einzelnen Fahrzeuge vertraut zu machen und die Zukunft des MAM zu planen. «Jetzt, wo ich mich stärker einbringen möchte, muss ich viel über Autos, Mode und die Führung eines so großen Unternehmens lernen», räumt sie ein.
Aus verschiedenen Welten
Ihr Vater wuchs in diesem Ambiente auf. Die Leidenschaft für Oldtimer hat er von seinem Vater geerbt, einem Textilunternehmer aus Porto, der ihm mehrere Fahrzeuge vererbte, mit denen er seine eigene Sammlung begann. Aber das war nicht die Welt von Kika, die in den USA als Schauspielerin arbeitet und mehrere Filme, Kurzfilme und Videoclips gedreht hat. Selbst ihre Fahrerlaubnis hat sie noch nicht so lange und in ihrem Alltag fährt sie mit einem Auto herum, dessen Marke sie sich nur mit Mühe merken kann. «Ein Toyota Yaris!», ruft sie nach einer Weile aus, umgeben von historischen Autos und solchen mit großem Hubraum. «Bei besonderen Anlässen bitte ich jemanden aus dem Museum, eines dieser Autos zu fahren, weil ich mich nicht traue, es selbst zu tun. Einparken? Bloß nicht!», sagt sie belustigt.
Das schließt aber nicht aus, die Schönheit von Fahrzeugen und ihre Geschichte wertschätzen zu können. Und auch nicht, ihren Vater mit jedem Tag mehr zu bewundern. «Er war ein geheimnisvoller Mann, und seit seinem Tod haben wir mehr über ihn erfahren. Nach und nach entdecken wir Dinge im Museum, alles ist eine kleine Schachtel voller Überraschungen, denn alles ist das Werk meines Vaters und seines wunderbaren Teams. Es ist ein sehr schöner Prozess», sagt sie gerührt. Die Möbel im gesamten Museum wurden von João Magalhaes passend zu den Fahrzeugen entworfen. Hinter jedem der Autos steckt eine persönliche Geschichte: wie die des Rolls Royce Phantom, den er nach dem Vorbild der Beatles in den 60er Jahren dekorieren ließ, oder die des Cadillac, den er in der Farbe des rosa Lippenstifts seiner Frau Filomena lackierte. Sie erzählt, dass eines Tages ihr Lippenstift aus ihrem Kosmetikkoffer verschwand und kurz darauf ihr Mann mit dem Auto auftauchte. Das war João Magalhaes.
Und auf den gesamten 6.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche befinden sich Haute Couture-Stücke, effektvoll zwischen den Fahrzeugen exponiert. Es gibt mehr als 500 Kleidungsstücke von Marken wie Chanel, Dior, Givenchy, Balmain und Prada; die meisten befinden sich in 'La Cueva', einem schmutzfreien Raum mit für die Lagerung optimalem Klima. Von Zeit zu Zeit werden die ausgestellten Kleidungsstücke ausgewechselt, um zu verhindern, dass dauerhafter Einfluss von Licht und Besuchermassen das Material schneller altern lassen.
Interessant ist, wie all diese Designperlen dorthin gekommen sind. João Magalhaes kaufte alte Gegenstände, um das Museum zu dekorieren, und eines Tages erwarb er einen Koffer voller alter Hüte. «Er war fasziniert, und so entstand eine unglaubliche Modekollektion.Ein kleines Paradies für eine Frau. Vor allem für mich, die ich die Kleider tragen kann», scherzt sie. Niemand sonst hat dieses Privileg, außer Königin Letizia: «Ihr würde ich ein Kleid leihen». Ihre Familie ist überzeugt, dass sie etwas mit der Eröffnung des Museums in Málaga zu tun hat. João Magalhaes versuchte zehn Jahre lang, es in Portugal zu eröffnen, doch die Institutionen ignorierten ihn. So beschloss er, einen Brief an die damalige Prinzessin Letizia zu schreiben. «Ein paar Monate später erhielten wir einen Brief aus Málaga, in dem Interesse bekundet wurde. Wir glauben, dass sie etwas in die Wege geleitet hat und würden uns freuen, wenn sie einmal herkäme», versichert Kika.
Balance
Seitdem sind vierzehn Jahre vergangen, mit mehr als 700.000 Besuchern und fast 700 Veranstaltungen. Das MAM schloss 2024 mit 90.317 Besuchern, davon 70 Prozent aus dem Ausland. Eine Zahl, die doppelt so hoch ist wie die des benachbarten Russischen Museums (40.979 Besucher) im Jahr 2023 und ähnlich hoch wie die des anderen großen Kulturzentrums in der Umgebung, La Térmica (87.100 Besucher im letzten Jahr), aber weit entfernt von den Zahlen der großen Kulturzentren im Stadtzentrum (das Thyssen-Museum hatte über 200.000 und das Picasso-Museum fast 800.000 Besucher). Das ist der Preis für die Lage einige Kilometer vom Zentrum Málagas entfernt.
Die große Herausforderung für die neue Museumsleitung ist es, weiteren Schwung hineinzubringen. «Mein Bruder und ich haben viele Projekte. Wir denken beide daran, hierher zu kommen, mehr zu investieren, Wechselausstellungen zu machen, es international bekannter zu machen, mehr mit anderen Museen, mit Designern zusammenzuarbeiten... Wir haben viele Ideen und wollen weiter vorankommen», sagt Kika, die in dieser neuen Phase auch die Unterstützung ihrer Mutter Filomena hat.
Die Latte liegt hoch: «Mein Vater lässt sich nicht mit einem Wort beschreiben. Er war ein Geschäftsmann, ein geheimnisvoller Mann, ein kreativer Mensch, ein Künstler, ein Genie. Und auch ein verrücktes Genie», zählt Kika lächelnd auf. «Und ein Visionär», fügt Filomena hinzu.