Zivilcourage, Würde und Angst – wuchtige Liebesgeschichte in Zeiten der Barbarei bei der deutschen Filmwoche in Málaga
Andreas Dresens 'In Liebe, Eure Hilde' erzählt von einem unbeschwerten Sommer in einer Widerstandsgruppe gegen die Nazis
Uwe Scheele
Málaga
Freitag, 7. November 2025
Vom 25. bis 29. November organisiert SUR deutsche Ausgabe gemeinsam mit dem Goethe-Institut Madrid, dem deutschen Konsulat in Málaga und mit Unterstützung des Vereins Amigos del Goethe-Institut España die 6. Ausgabe der Deutschen Filmwoche in Málaga. Vorab stellen wir an dieser Stelle in loser Folge die neun Filme der diesjährigen Ausgabe im Cine Albéniz in Málaga vor, genaue Angaben zu Uhrzeiten und zum Kartenvorverkauf folgen.
Die Kraft der Liebe
Die Liebe kann ungeahnte Kräfte freisetzen – zum Beispiel die Kraft, die widrigsten Umstände um sich herum für Momente vergessen zu können. Und so gelingt es auch Hilde (Liv Lisa Fries) und Hans (Johannes Hegemann) inmitten der permanent lauernden Gefahr während des Zweiten Weltkriegs 1942 Momente der verliebten Zweisamkeit zu finden.
In Liebe, Eure Hilde
Regie: Andreas Dresen; Genre: Drama, Biopic; Darsteller: Liv Lisa Fries, Johannes Hegemann, Lisa Wagner, Alexander Scheer, Lena Urzendowsky u.a.; Länge: 125 Minuten
Hilde fühlt sich unter anderem zu Hans hingezogen, weil der nicht nur kein Nazi ist, sondern sich auch aktiv am Widerstand beteiligt. Sie bewundert den Mut ihres Liebsten. Zwar scheint Hilde für derartige Umtriebe zu ängstlich zu sein, aber der Schein trügt. Denn auch sie begibt sich in den Widerstand, wird Mitglied der als 'Rote Kapelle' bekannt gewordenen Gruppe und lässt sich auf immer mehr Aktionen ein.
Ein unvergesslicher Sommer
Obwohl die beiden also ständig in Lebensgefahr schweben, verbringen sie einen unvergesslichen Sommer miteinander, bis sie schließlich auffliegen und Hilde schwanger ins Gefängnis kommt. Doch dort entwickelt sie bis dato ungeahnte Kräfte.
Der Film basiert auf der wahren Geschichte von Hilde und Hans Coppi, die in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurden. Insgesamt wurden zwischen 1942 und 1943 mehr als 50 Mitglieder der 'Roten Kapelle' ermordet. Der Film erzählt eine nahezu zeitlose, wuchtige Liebesgeschichte über Anstand und Widerstand, Intuition und zivile Courage, Würde und Angst.
Das Drama berührt durch die kompromisslose Nähe zu seiner weiblichen Hauptfigur – radikal und ohne Pathos spielt Liv Lisa Fries (bekannt aus 'Babylon Berlin') Hilde Coppi als starke, stille Heldin. An ihrer Seite ist Johannes Hegemann in seinem Leinwanddebüt als Hans Coppi zu sehen.
Geschehen nahbar machen
Regisseur Andreas Dresen will mit dem Film nach eigenem Bekunden die verklärende Darstellung der Widerstandsgruppe 'Rote Kapelle' in der DDR als kommunistische Helden richtigstellen. Seine Hilde ist fragil, aber «nicht naiv, sie weiß um die Gefahr. Sie hört im Radio Nachrichten, die ihr Herz bewegen - und sie handelt. Sie folgt ihrem Gefühl.» Und an anderer Stelle erklärte er: „Ich wollte die Protagonisten als Menschen aus Fleisch und Blut zeigen. Die hatten einen Alltag, das waren junge Menschen. Hilde und Hans waren verliebt, die hatten Sex, sie hat ein Kind bekommen, die wollten ein gemeinsames Leben beginnen. Das macht sie nahbar. Für mich war das genau der zentrale Gedanke bei der Schilderung dieser Zeit: das Geschehen nahbar zu machen.«