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Öffentliche Parkanlage in Estepona. SUR
Starke Präsenz

Die Gartenbau-Branche in der Provinz Málaga erfindet sich neu

Málaga ist die Provinz Andalusiens mit den meisten Gartenbauunternehmen, die für rund 65.000 direkte Arbeitsplätze sorgen. Viele Betriebe stehen vor der Herausforderung, sich an neue, durch die Trockenheit geschaffene Bedingungen anpassen zu müssen

Lorena Cádiz

Málaga

Dienstag, 3. Juni 2025

Es waren die 1990er Jahre, als die Gartenbaubranche begann, sich zu professionalisieren. In jenen Jahren wurden die Städte grüner, exotische Pflanzen waren gefragt und überhaupt wurden Blumen und Co. als reine Dekoration entdeckt. Seither ist in der Gartenbranche viel geschehen, heute besteht sie aus einer Vielzahl von Fachleuten und -unternehmen, die sich gerade jetzt neuen Herausforderungen gegenübersehen: Die zurückgehenden Niederschläge machen neue Konzepte erforderlich und kaum jemand zweifelt daran, dass das Thema Trockenheit nicht mehr verschwinden wird.

Nach Angaben des branchenübergreifenden Verbandes für Gartenbau in Andalusien (AMJA) gibt es derzeit rund 6.000 Unternehmen in Verbindung mit der grünen Branche in der Region, rund 65 Prozent davon in Málaga. Laut Schätzungen des Verbandes sind in der Provinz rund 65.000 Personen in der Branche beschäftigt, die jährlich an die 130 Millionen Euro umsetze. In ganz Andalusien, so AMJA, werden von Gartenbauunternehmen zwölf Millionen Quadratmeter öffentlicher Raum gepflegt. Hinzu kommen unzählige private Gärten.

Dass die Provinz Málaga weit über die Hälfte aller andalusischer Gartenbaufirmen auf sich vereint, ist größtenteils der Costa del Sol und den dort seit Jahrzehnten beheimateten ausländischen Mitbürgern geschuldet. Andrés Guzmán, Verantwortlicher der Baumschule Viveros Guzmán, bestätigt das: «Wir haben viel von den Ausländern gelernt, die sich hier ein Haus gekauft haben und einen schönen Garten haben wollten. Das hat dazu geführt, dass auch wir uns etwas Ähnliches vorgenommen haben. Dass Málaga heute eine der fortgeschrittendsten Provinzen Spaniens im Gartenbau ist, haben wir zum Teil diesem Umstand zu verdanken. Auch heute stammt ein bedeutender Teil unserer Kientel aus dem Ausland, es gibt sogar Gebiete, da stellen sie über 50 Prozent unseres Kundenstamms.» Viveros Guzmán ist auch auf nationaler Ebene einer der bedeutendsten Gartenbetriebe Spaniens mit Niederlassungen in Alhaurín, Marbella und auf Teneriffa. Seine Pflanzen produziert das Unternehmen auf Fincas in Alhaurín. Insgesamt beschäftigt Viveros Guzmán 350 Mitarbeiter.

6.000

Unternehmen in Andalusien sind schätzungsweise im Gartenbau tätig. Etwa 65 % von ihnen befinden sich in Málaga.

Auch das Klima von Málaga hat die Nachfrage nach Grünzonen sowohl von öffentlicher Hand als auch privat verstärkt und der Branche jahrelang Rückenwind gegeben. Inzwischen ist aus dem gleichen Grund aber auch Gegenwind zu spüren, denn immer geringer ausfallende Niederschläge und extreme Dürreperioden zwingen den Gartenbau, sich neu zu erfinden. Aurora Baena, Geschäftsführerin von AMJA, sagt: «Wir Fachleute aus der Branche sind uns schon seit längerem bewusst, dass unsere Arbeit nachhaltig und an das Mikroklima angepasst sein muss. Heutzutage kann man schöne, angenehme Gärten anlegen, mit Schattenbereichen und wenig Wasserbedarf. Zusätzlich kann man Technologie für die Bewässerung einsetzen, die bereits auf das Einsparen von Wasser ausgerichtet ist.» Für sie ist es fundamental, beim Design von privaten und öffentlichen Gärten vorab alles zu analysieren, damit die Anlagen «langlebig sind, mit wenig Wasser und wenig Instandhaltung auskommen».

Baena versichert, in den zurückliegenden 20 Jahren habe sich der Gartenbau sehr verbessert, es gebe viel mehr Fachleute, eine bessere technische Vorbereitung und auch mehr Spezialisierung auf Gartenbaubereiche. Tatsächlich umfasst die Branche eine Vielfalt unterschiedlicher Unternehmen, reicht von Betrieben, die sich um die Gartenpflege kümmern, über Landschaftsgärtner, Baumschulen, Gartencenter, Produzenten von Substrat und Dünger bis hin zu Fachunternehmen für Maschinen, Bewässerung, Elektrofahrzeuge, vertikale Gärten und Dachbegrünung, Rasen oder ökologische Zertifizierung. «Bei dem Großteil handelt es sich um kleine und mittlere Unternehmen, Großbetriebe gibt es nur wenige, auch wenn diese eine bedeutende Zahl der Arbeitsplätze auf sich vereinen», erklärt Baena.

12

Millionen Quadratmeter an öffentlichen Flächen werden von diesen Unternehmen gepflegt.

Zurück zum Thema Trockenheit. Für AMJA steht außer Frage, dass bei diesem Problem vor allem die Behörden gefragt seien, die «dafür verantwortlich sind, die Infrastrukturen zu verbessern». Denn, so heißt es von dem Verband, Málaga sei «die Provinz mit dem größten Wasserverbrauch und den kleinsten Speicherkapazitäten». Auch wenn AMJA die Behörden in die Pflicht nimmt, komme die Branche bei «Lösungen, die sich an der Natur orientieren, voran». So werde etwa Rasen mit hohem Wasserverbrauch durch autochthone Arten mit weniger Wasserbedarf ersetzt. Auch forsche man viel an ausgeklügelteren Bewässerungssystemen, um die Wasserersparnisse zu kontrollieren. Zudem würden Infrastrukturen geschaffen, die das Sammeln von Abwässern ermöglichen. Baena resümiert: «Die Trockenheit ist nicht nur jetzt Thema, sie ist Tendenz für die Zukunft, und zwar im Paket mit steigenden Temperaturen. Daran müssen wir uns anpassen und uns bewusst machen, dass Grünzonen nicht das Problem sind, sondern die Lösung, um durch sie eben diese Temperaturen zu senken.»

Langsames Tempo

Andrés Guzmán von Viveros Guzmán sagt: «Das vergangene Jahr war aufgrund der Dürre sehr schwierig für uns. Die Kunden fragten nach anderen, bei Trockenheit resistenteren Pflanzenarten. Aufgrund dieser Nachfrage haben wir begonnen, diese Art von Pflanzen zu produzieren, doch wir sprechen hier nunmal von Lebewesen und nicht von etwas, das man von heute auf morgen herstellen kann. Das kann ein oder zwei Jahre dauern, bis die Pflanzen zum Verkauf stehen. Das Problem ist, dass es dieses Jahr ein wenig mehr geregnet hat, und schon scheinen die Leute die Dürre zu vergessen. Jetzt wird wieder nach Blumen gefragt, die einen Garten zwar fröhlich machen, aber auch mehr Wasser benötigen.»

Die Veränderungen durch die Trockenheit, so Guzmán, würden mittel- und langfristig vonstatten gehen und sowohl das Produktangebot beeinflussen als auch intern Sparmaßnahmen beim Wasserverbrauch mit sich bringen. «Wir arbeiten an Anlagen, die ein Recycling ermöglichen, mit denen Regenwasser weiter verwendet werden kann», sagt der Verantwortliche der Baumschule.

Rosa Ceño, Landschaftsgärtnerin und Inhaberin von Rosa Paisajista in Marbella, sieht ebenfalls Umdenken als höchstes Gebot: «Wir befinden uns in einem Moment, in dem die Veränderungen erst beginnen. Zuvor designten Architekten Grünzonen ohne jegliches Wissen über Nachhaltigkeit oder Pflanzenarten. Darum beispielsweise werden derzeit in Madrid kilometerweise Arizona-Zypressen entfernt, weil sie enorm viele Allergien auslösen. Im Süden Spaniens wiederum wurden unzählige Ficus-Bäume gepflanzt, die jetzt die Bürgersteige sprengen. Das alles wurde vor vielen Jahren entschieden, ohne Fachleute hinzuziehen.»

Ceño hat fast ihre gesamte Berufslaufbahn damit verbracht, Landschaften zu gestalten, die nur wenig Wasser verbrauchen. «Der Klimawandel wird nicht wieder weggehen», sagt auch sie und spricht von ihren Kunden, die den Rasen durch andere Bodendecker ersetzen. «Gefragt sind solche Pflanzen, die statt zweimal pro Tag nur einmal pro Woche gegossen werden müssen», sagt die Landschaftsgärtnerin.

Rosa Ceño bei der Arbeit in einem ihrer Gärten. SUR

Es mangelt an Fachleuten und gesellschaftlicher Wertschätzung

Wie wohl jeder Sektor hat auch die grüne Branche ihre ganz eigenen Probleme und Anforderungen. Ein Problem, von dem etwa auch die Gastronomie ein Lied singen kann, ist der Personalmangel. Aurora Baena, Geschäftsführerin des Verbandes für Gartenbau in Andalusien (AMJA), bedauert: «Wir haben kein ausgebildetes Personal, es ist sehr schwierig, Gartenarbeiter zu finden. Es gibt keine Ausbildungsangebote und es gibt auch kein Interesse und keine Wertschätzung für den Beruf.» Baena erinnert daran, dass diese Berufssparte vor Jahren noch sehr gefragt war und viele Berufschancen eröffnete.

AMJA fordert mehr «gesellschaftliche Sensibilität» bei der Wertschätzung von Gärten. «Die Corona-Pandemie hat zu mehr Wertschätzung von Grünzonen in Städten geführt und bewusst gemacht, wie wichtig es ist, einen Park in der Nähe zu haben», sagt Baena. «Uns allen sollte die Regel 3-30-300 bewusster sein, die besagt, von deinem Haus aus siehst du drei Bäume, in deinem Viertel sind 30 Prozent der Fläche mit Bäumen bepflanzt und du lebst in weniger als 300 Meter Entfernung von einem Park. Das alles ist notwendig, um gut zu leben, und die Gesellschaft muss sich dessen bewusst werden.»

Für AMJA ist es gleichsam wichtig, dass die Behörden beim Design neuer öffentlicher Räume die Expertise von Fachleuten aus der grünen Branche und von Wissenschaftlern berücksichtigen. «Der Stadtrat, der gerade das Sagen hat, sollte nicht auf eigenes Risiko irgendwelche Entscheidungen treffen. Vielmehr gibt es ausgebildete Fachleute in den Stadtverwaltungen, oder man nimmt Fachunternehmen unter Vertrag», meint die AMJA-Geschäftsführerin. Es könne einfach nicht angehen, dass «Dinge so gemacht werden wie man sie schon seit Generationen handhabt».

Andrés Guzmán von der Baumschule Viveros Guzmán bedauert: «Über unsere Branche wissen die Leute nur wenig. Wir unterliegen immer noch den Vorschriften der Agrarbranche, sind ein weiteres Rad am Wagen, aber wir haben bei Entscheidungen auf öffentlicher Ebene einfach kein Gewicht. Unsere Branche ist zu wenig anerkannt.» In anderen europäischen Ländern sei das ganz anders, es gebe viel mehr Wertschätzung und auch Begeisterung als in Spanien.

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