Borrar
Der Blick auf die Speisekarte ist immer öfter mit Schreckmomenten über die Preise verbunden. Ñito Salas
Preisanstieg

Essen ist teurer denn je und die Gastro-Branche in Málaga sieht ihre Einnahmen schwinden

Die kumulierten Preissteigerungen der letzten fünf Jahre machen sich im Geldbeutel der Gäste bemerkbar. Wer dennoch ausgeht, bestellt oft nur zurückhaltend

Cristina Vallejo

Málaga

Sonntag, 7. September 2025

Jedes Jahr teurer als das Jahr zuvor. Auf dem Markt, im Supermarkt und in der Kneipe. Doch in diesem Sommer schmerzt das Kratzen in der Geldbörse vielfach noch mehr. Nach dem Schneeballeffekt, den die Inflation immer wieder auslöst und der sich in den letzten fünf Jahren noch verstärkt hat, schauen zunehmend mehr Menschen noch genauer aufs Geld. Das spürt auch die Gastronomiebranche, die sieht, wie Kunden zwar nicht auf ein Getränk auf der Terrasse verzichten, sich aber auf billigere Gerichte oder nur ein paar Tapas zum Teilen beschränken. Viele Restaurants und Bars passen ihre Strategien an, um mit einem Umfeld zurechtzukommen, in dem die laufenden Kosten und das Material immer teurer werden, während die Gäste weniger ausgeben wollen.

Das Umfeld der potentiellen Gäste wiederum charakterisiert sich durch steigende Wohnkosten, sei es Miete, Strom oder Gas, und das keineswegs trügende Gefühl, dass auch der Einkauf auf dem Markt oder im Supermarkt immer unerschwinglicher wird. Nach den neuesten Daten des andalusischen Statistikinstituts (IECA) sind zahlreiche Lebensmittel in diesem Sommer über 10 Prozent teurer verglichen mit dem Sommer 2024. Besonders schlagen die Preisanstiege bei Eiern (19,1 Prozent), Rindfleisch (15,8 Prozent), Kaffee, Kakao und Kräutertees (15,3 Prozent ) sowie Hülsenfrüchte und Gemüse (11,4 Prozent) zu Buche. Darüber hinaus haben sich frisches Obst und Rindfleisch um mehr als 8 Prozent verteuert. Für frischen Fisch oder Milch muss im diesem Sommer verglichen mit 2024 rund 5 Prozent mehr bezahlt werden.

Nur zwei Artikel im Warenkorb sind heute billiger als vor zwölf Monaten: Speiseöl und Fette, die um 36,3 Prozent gesunken sind, was vor allem auf den Preisrückgang beim Olivenöl zurückzuführen ist. Markant ist auch der Preisrückgang bei Zucker, der fast 18 Prozent billiger ist.

Trotz dieses Rückgangs sind nach Daten der IECA für Andalusien Speiseöle heute aber noch immer 54 Prozent teurer als im Jahr 2020, während der Zuckerpreis 31 Prozent höher ist als vor fünf Jahren. Im Zuge von Pandemie und Inflationsschub sind auch andere Produkte kontinuierlich teurer geworden. Rindfleisch etwa hat seit Corona um mehr als 50 Prozent zugelegt. Ähnliche Zahlen sind bei frischem Obst und Hülsenfrüchten zu verzeichnen. Eier haben sich um 65 Prozent verteuert. Bei Milch sind es 40 Prozent.

Der Markt von Atarazanas an einem Morgen im August. Ñito Salas

Veränderung seit 2020

Auch Manuel Villafaina, Präsident des Verbandes der Strandunternehmer von Andalusien und Málaga, erklärt die Preisentwicklung in seiner Branche mit Blick zurück auf das erste Pandemiejahr. «Seit 2020 gab es einen Anstieg von 56 Prozent bei Fleisch, Fisch, Öl, und wir haben die Preise nach und nach erhöht», sagt er.

Die Daten der IECA zeigen, dass in diesen fünf Jahren die Branche «Tourismus und Hotel- und Gaststättengewerbe» ihre Presie um 29 Prozent erhöht hat, also geringer als der Anstieg der Materialkosten. Villafaina untermauert diese Zahl. Und er präzisiert, wie sich die durchschnittliche Rechnung für die Gäste in den Strandbars entwickelt hat: Kam man 2020 noch mit 10 bis 20 Euro pro Kopf gut zurecht, zahlten Gäste 2022 bereits 15 bis 25 Euro und müsten heute mit 20 bis 30 Euro rechnen. «Im letzten Jahr sind die Preise aber nicht mehr als 5 Prozent gestiegen», versichert der Verbandschef.

29% sind Hotel- und Gastronomiepreise in den letzten fünf Jahren gestiegen

Im Gegensatz dazu seien die wichtigsten Materialkosten um mehr als 50 Prozent gestiegen. Infolgedessen, so die Hotel- und Gastrobranche, habe der Sektor die Rentabilitätszahlen von 2019 noch nicht wieder erreicht.

Javier Frutos, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbands Mahos in Málaga, sagt, das Problem des Sektors darin bestehe, dass nicht nur die Materialkosten stark gestiegen, sondern auch beispielsweise Strom und Brennstoffe teurer seien. Und auch wenn die Preise auf den Speisekarten nicht so schnell gestiegen seien wie die Lebensmittelpreise, hätten sie doch den Verbraucherpreisindex VPI inzwischen überholt.

Ein Blick auf die Entwicklung der letzten drei Jahre: Die Daten zeigen, dass im Sommer 2022 der VPI um 11,4 Prozent, Nahrungsmittel um 15,2 Prozent und die Preise in Restaurants und Hotels um 9,7 Prozent gestiegen sind. Im Jahr 2023 lag der VPI bei 2,7 Prozent, Nahrungsmittel bei einem Plus von 10,3 Prozent und Hotelmenüs bei 8 Prozent. Im Jahr 2024 legte der VPI um 3,4 Prozent zu, der Warenkorb um 2,9 Prozent und Bars um 8 Prozent. In diesem Jahr belaufen sich die Anstiege - in der gleichen Reihenfolge - auf 3 Prozent, 1,9 Prozent und 4,7 Prozent. Die Gastrobranche hat also vergleichsweise kräftig zugelegt.

Dennoch, so Frutos, blieben die Preise auf den Speisekarten hinter den Marktpreisen zurück, weshalb das Gastgewerbe noch nicht wieder zur Rentabilität von 2019 zurückgefunden habe.

Die Branche ändert nichtnur die Preise, sondern auch die Speisekarten: Einzug halten billigere Produkte und bei der Verarbeitung ist Phantasie gefragt.

Der Mahos-Vorsitzende sagt weiterhin, die Kosten des Branche seien auch aufgrund der Erhöhung des Mindestlohns in den letzten Jahren gestiegen. Das bestätigt Gastronom Diego René, der in der Hauptstadt acht Restaurants verschiedener Kategorien betreibt: «Die Preise im Hotel- und Gaststättengewerbe steigen, weil die Menschen nicht mehr ausgebeutet werden, und das wirkt sich auf den Kunden aus. Das hätte schon immer so sein müssen. Aber früher haben die Leute einen Euro für ein Bier bezahlt, und die Arbeitsbedingungen des Personals wurden ausgeblendet. Jetzt sind die Löhne höher, über dem Tarifvertrag in ganz Málaga, und die Angestellten arbeiten maximal acht Stunden am Tag. Außerdem gibt es nicht genügend qualifiziertes Personal, was bedeutet, dass wir mehr Mitarbeiter einstellen müssen, was ein weiterer Faktor ist, der die Kosten in die Höhe treibt. Dazu kommt noch der Anstieg der Materialkosten.»

René spricht über neue Strategien der Branche, um mit dieser Situation und der «gebeutelten» Kundschaft zurechtzukommen: die Verwendung billigerer Produkte und mehr Phantasie bei der Zubereitung. Er erklärt, dass Entrecôte, Lendensteaks, Tintenfischschenkel, Ente... von vielen Speisekarten gestrichen wurden: «Der Kunde ist daran gewöhnt, 25 Euro zu zahlen und nicht 50, aber der Preis des Rohmaterials hat sich verdoppelt...».

Gastronomen beobachten, dass sich ihre Gäste jetzt für günstigere oder geteilte Tapas entscheiden. Ñito Salas

René erzählt weiter, dass die Preise in seinen Restaurants im letzten Jahr um durchschnittlich 10 Prozent gestiegen seien. So versuche er den Kostenanstieg auszugleichen, ohne dass der Kunde dies zu stark wahrnehme. So sei in seinem mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten Spitzenrestaurant Beluga die durchschnittliche Pro-Gast-Ausgabe von einem Jahr auf das andere von 60 auf 80 Euro gestiegen.

Nahe an der Kathedrale von Málaga befinden sich die beiden Lokale Orellana und La Farola de Orellana, sind an einem Samstagmorgen bis auf den letzten Platz gefüllt. Mitinhaberin Patricia Carralero erklärt, dass in ihren Lokalen zwar versucht werde, den Anstieg der Lebensmittelpreise abzufangen, dennoch aber die Speisekarte etwas geändert werden musste. Frittierte Fische etwa wurden von 18 auf 22 Euro erhöht, kleine Häppchen auf generell 3,50 Euro und der Wein minimal. «Aber das Bier haben wir überhaupt nicht verteuert, es gibt einfach Dinge, die wir nicht erhöhen können», sagt sie.

Carralero nennt noch einen Aspekt, der zu Buche schlage: Betriebe mit hohem Umsatz könnten es sich leisten, bei Tapas und Portionen die Preise beizubehalten oder nur geringfügig zu erhöhen, während Betriebe mit ein paar Mittags- und Abendschichten keine andere Wahl hätten, als aggressivere Strategien zu verfolgen, um die steigenden Kosten zu bewältigen.

Ñito Salas

Im Los Mellizos erklärt Geschäftsführer Eusebio Lobón, in diesem Jahr seien bei ihm die Preise für Softdrinks und Meeresfrüchte gestiegen, alles andere sei mehr oder weniger gleich geblieben. «Abgesehen vom Tourismus müssen wir ja auch von den Einwohnern Málagas leben», sagt er und versichert, dass mehr Euro und sogar ein paar Cent mehr pro Teller Kunden kosten würden.

«Viele Leute fragen nach dem Billigsten. Oder Tapas, Tapas, Tapas, weil sie knapp bei Kasse sind. Wenn du ihnen sagst, dass sie nach ein paar Tapas für acht Leute hungrig sein werden, sagen sie dir, dass sie spät gefrühstückt haben».

Und genau das ist die Angst vieler Hoteliers. Kundenschwund und weniger Umsatz. «Viele Leute fragen nach dem Billigsten. Oder Tapas, Tapas, Tapas, weil sie knapp bei Kasse sind. Wenn du ihnen dann sagst, dass sie nach ein paar Tapas für acht Leute hungrig sein werden, sagen sie dir, dass sie spät gefrühstückt haben», erklärt ein Lokalbetreiber.

«Mercadona Tourismus»

Mara Ruiz Castro, Geschäftsführerin der Strandbar Rocamar in Huelin, versichert, dass bei ihnen die Preise im Jahr 2025 die gleichen sind wie 2024 und 2023: «Man kann die Preise für die Kundschaft nicht exorbitant erhöhen. Aber auf unsere Weise gewinnen wir alle ein bisschen». Dennoch sei das Publikum dieses Jahr «angeschlagen». Sie nennt es «Mercadona-Tourismus«: »Hier bei uns wird ein Aperitif genommen und dann geht's ab nach Hause. Obwohl wir die Espetos-Fischspieße schon seit zehn Jahren für fünf Euro verkaufen», sagt sie.

«Manchmal bestellen sie nur eine Tomate und Thunfisch. Gestern hatten wir einen Tisch mit fünf Personen, die etwas mehr als 50 Euro bezahlt haben, weniger als bei McDonald's.»

Eli Manzano, Betreiberin der Strandbar María, sagt, die Preise auf ihrer Speisekarte seien in diesem Jahr um einen, maximal um zwei Euro pro Gericht gestiegen. Dennoch gebe es weniger Kundschaft, die Gäste beschwerten sich über die Preise und immer mehr Leute kämen mit Kühlbox zum Mittag- und Abendessen an den Strand. «Manchmal fragen sie nur nach einer Tomate und Thunfisch. Gestern hatten wir einen Tisch mit fünf Personen, die knapp über 50 Euro bezahlt haben, weniger als bei McDonald's», beklagt Manzano.

In Torremolinos sind die Preise bei Los Manueles um 5 bis 10 Prozent gestiegen, was bedeutet, dass die Speisekarte bei einigen Produkten um zwanzig Cent und bei anderen um ein paar Euro geändert wurde. Dennoch würde weniger und billiger gegessen, denn die durchschnittliche Rechnung läge weiterhin zwischen 22 und 28 Euro, sagen die Betreiber. Die Menschen bestellten weniger Meeresfrüchte, dafür mehr Reis und Fisch. Auch bei Desserts, Kaffee und Getränken werde gespart.

Am anderen Ende der Küste in der Nähe von El Palo kündigt Geschäftsführerin Malú Moyado von Las Acacias an, dass sie an einer neuen Speisekarte mit höheren Preisen arbeite. Zwar gebe die Kundschaft bereits jetzt «sehr wenig» aus, «diskutiert über die Preise» und «bestellt halbe Portionen zum Teilen». «Aber wenn wir nicht erhöhen, ist das Geschäft nicht lebensfähig. Der Durchschnittskassenbon ist stark gesunken, von 20 auf 15 Euro. Es gibt inzwischen sogar Leute, die versteckt ein Getränk mitbringen oder einen 'Espeto-Spieß' bestellen und dann einen Salat in der Plastikdose auspacken«, sagt Moyado.

Esta funcionalidad es exclusiva para registrados.

Reporta un error en esta noticia

* Campos obligatorios

surdeutsch Essen ist teurer denn je und die Gastro-Branche in Málaga sieht ihre Einnahmen schwinden

Essen ist teurer denn je und die Gastro-Branche in Málaga sieht ihre Einnahmen schwinden