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Dienstleistungen
Wolfgang Stephan
Manilva
Donnerstag, 24. April 2025
Unruhe. Das ist das, was Bettina Kreuzer schon immer verspürte. «Ich brauche Menschen um mich, Kundenkontakte jeder Art sind mein Ding», sagt die Österreicherin, die es Mitte der neunziger Jahre mit einer jungen Familie nach Spanien zog. Benalmadena war die erste Station, da hatten sie und ihr Mann die Hochzeitsreise verbracht. Mit 17 Jahren wurde sie Mutter, vier Jahre später zog sie mit Kind und Kegel vom Salzkammergut nach Andalusien. «Vom kleinen an den großen See.» Ihr längst zum Ex-Mann mutierter Partner war in der Touristikbranche, das schien zu klappen. Weil die in der Handelsschule erlernte Betriebswirtschaft nicht ihr Ding war, nutzte sie die berufsfreie Mutterzeit zu einer Kosmetikausbildung. «Aber von der Kosmetik konnte ich nicht leben», schon gar nicht als alleinerziehende Mutter. Also folgte eine Ausbildung zur Podologin. «Das klingt besser als Fußpflege», sagt die Österreicherin mit hintersinnigem Lächeln.
Mit beiden Qualifikationen gab es 1998 eine erste Anstellung im Hapimag Resort in Marbella, die jetzt seit 27 Jahren besteht, erwähnenswert auch ihre vierjährige Tätigkeit im Hapimag-Marketing. Bettina Kreuzer ist längst eine Institution im Hapimag, jeden Vormittag werden Haut und Füße gepflegt. «Gepflegt», das sei wichtig, weil sie keine Medizinerin ist. Fußpflege? «Da braucht man einen Magen dafür», sagt die seit 1996 in Estepona wohnende Dame. Soll heißen: «Es gibt angenehmere Beschäftigungen. Doch das 'Aber' schiebt sie gleich hinterher: «Wenn ich die dankbaren Blicke meiner Kunden sehe, weiß ich, warum ich das mache.»
Dass die Kosmetik die angenehmere Seite ihres Tuns ist, stehe außer Frage. Zumal sie einen breiten Erfahrungsschatz hat: Visagistin beim österreichischen TV, hinter den Kulissen am Theater, auch bei einer Filmproduktion durfte sie schminken.
Doch die große Welt sei nicht ihr Ding. Eher die kleine Welt zwischen Estepona und Malaga.
Aber die Welt wurde dann doch etwas größer für Bettina Kreuzer, die schlicht Finanzierungsprobleme hatte, denn der Halbtagsjob im Hapimag reichte nicht, um die Kosten der Alleinerziehenden mit Kind zu decken. Der Junge ging mittlerweile in eine spanische Schule, wovon auch die Mutter bezüglich der Sprache profitierte.
«Aber tatsächlich habe ich Spanisch erst richtig am Grill gelernt.» Am Grill. Das war die Verwirklichung einer Idee, die sie 1998 in ihrer kreativen Unruhe verwirklichte. Am Grill die deutschen Bratwürste beim Trödelmarkt in Sabinillas braten. Eine Geschäftsidee ohne Risiko, aber mit glänzendem Erfolg. «Das lief wie geschmiert.» Mit Bratwürsten, Schnitzel-Semmerl, Hamburgern und Hotdogs. Der Stand wurde vergrößert, Sitzgelegenheiten unter einer großen Zeltplane geschaffen. «Mein Preis war hoch, denn gefühlt hatte ich jahrelang sieben Tage durchgearbeitet, nie Urlaub gemacht.»
Bis Covid die Welt veränderte. «Plötzlich war der Ofen aus», und er blieb bei Bettina Kreuzer aus, denn die Zwangspause führte einerseits zu einem herben Einkommensverlust, aber auch zu einer für sie «wunderbaren Erkenntnis». Arbeit sei nicht alles.
Also reifte der Gedanke, den gutgehenden und in der Region bekannten Imbiss zu verkaufen. Das klappte im September 2024 und fortan war Bettina Kreuzer wieder zurück in einem Leben, das sie sich einst erträumt hatte.
Aber was sollte sie mit ihrer gewonnenen Freizeit nach der bis Mittag gehenden Arbeit machen? Dem süßen Leben frönen? «Nee, das ist nichts für mich, tatsächlich war ich mit 33 Jahren erstmals in einer Disco.»
Was sie nicht sonderlich überzeugend fand. Dann schon eher nach Engagements im Ehrenamt suchen. Naheliegend war zunächst ihre Bereitschaft, im staatlichen Altenheim in Estepona kostenlose Fußpflege anzubieten. Danach fand sie Gefallen an der Organisation in einer Freizeitgruppe: 'Deutschsprachige in Estepona', eine Facebook-Community, in der sie mittlerweile drei größere Events organisiert hat, zuletzt einen Rock'n'Roll-Abend im angesagten 'LouieLouie' im Hafen von Estepona, bei dem sie Gestalterin, Organisatorin, Moderatorin und Aushilfe hinter der Theke gleichermaßen war. Bettina im Element.
Keine Frage, Bettina Kreuzer ist mit sich und der Welt zufrieden. Das Momentum gefällt ihr. Ihre Liebe zu Tieren kann sie zumindest begrenzt ausleben: Hasen, Meerschweinchen, Vögel, Hunde waren alle schon in ihrer Obhut, jetzt ist es ein Pferd.
Ob sie jemals an eine Rückkehr nach Österreich gedacht habe? «Nie wirklich», sagt sie, verweist aber auch auf die schwierigen Momente mit aus der Ferne gemieteten Appartements, die es nicht gab und anderen Betrügereien. «Ich bin mehrfach am Boden gelegen, aber dafür doppelt so stark wieder aufgestanden.»
Sie habe erst in Spanien gemerkt welche Energie in ihr stecke. Dass sie alles erreichen könne, wenn der Wille vorhanden ist. Aber sie sagt auch: «Gebratene Tauben fliegen einem hier nicht zu.» Eher das Glück mit Bratwürsten.
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