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Warum die Kirche von Alpandeire zu groß geriet

Die Kathedrale der Serranía. Ein bescheidenes Gotteshaus wurde dank eines wohlhabenden Pfarrers und einer reichen Bürgerin zur heutigen Prachtkirche unter Regie des aus Málaga stammenden Architekten Antonio Ramos

VANESSA MELGAR

Donnerstag, 23. Januar 2025

Die meisten, die die Kirche von Alpandeire zum ersten Mal sehen, fragen erstaunt: Warum ist die so groß? Schließlich steht das dem Heiligen Antonius von Padua gewidmete Gotteshaus in einem 300-Seelen-Dörfchen mitten im Genal-Tal in der doch eher menschenarmen Gegend Serranía de Ronda. Die Dimensionen und die Monumentalität der Kirche aber sind beeindruckend.

Erbaut wurde sie im 18. Jahrhundert, als Alpandeire immerhin noch rund 700 Einwohner zählte und sich als Geburtsort des bekannten Mönchs Leopoldo einen Namen machte. Doch auch das alles scheint eine Kirche wie die Kathedrale der Serranía nicht zu rechtfertigen. Im Volksmund wird erzählt, bei der Wahl der Baupläne sei ein Fehler unterlaufen und eigentlich sei für Alpandeire eine andere Kirche vorgesehen gewesen...

Seriösere Nachforschungen stellte der Historiker Sergio Ramírez von der Universität Málaga (UMA) an und veröffentlichte einen Artikel über die Geschichte der Kirche.

Ein Grund, warum das Gotteshaus Größe zeigt, liegt demnach in der Wahl des Architekten, die auf Antonio Ramos gefallen war, der heute vor allem als Baumeister der Kathedrale von Málaga bekannt ist. Ramírez schreibt: «Abgesehen von seinem Einfluss auf die Arbeiten der Kathedrale von Málaga während des 18. Jahrhunderts ist über Ramos als Kirchenarchitekt in der Diozöse von Málaga nur wenig bekannt.» Die Kirche von Alpandeire sei eine hervorragende Gelegenheit, um dies zu ändern. Auch, weil sie in ihrer Geschichte baulich kaum verändert worden sei, so der Historiker.

Die Nachforschungen von Ramírez ergaben, dass die ursprüngliche Dorfkirche sehr klein war, ein Gotteshäuschen im unteren Ortsteil, in das nicht einmal ein Viertel der damaligen Bevölkerung gepasst habe. Zudem sei der Bau in ruinösem Zustand gewesen, durch Stützen in seiner Form gehalten und trotzdem von Einsturzgefahr und Feuchtigkeit bedroht. Das habe die kirchenbeflissene Bürgerin Isabel Florentina Martín und den Pfarrer Alonso Gil Ordóñez auf den Plan gerufen. Beide hätten über ein stattliches Vermögen verfügt und die Sanierung und den Umbau der Kirche in die Wege geleitet. Offenbar konnten sie auch die anderen Bürger von Alpandeire für ihr Vorhaben begeistern und schließlich stimmten die Kirchenoberen der Umsiedlung des Gotteshauses in den oberen Teil des Dorfes zu.

Über die Rolle von Martín und Gil Ordóñez sagt der Historiker: «Ihr Beitrag zum Bau und der Ausstattung der neuen Kirche war ausschlaggebend. Der Pfarrer hat die Fertigstellung allerdings nicht mehr miterleben können.»

Ungewöhnlich, so Ramírez, sei bei dem Kirchenbau auch gewesen, dass Architekt Ramos das Projekt direkt begleitet habe. «Es war nicht immer so, dass er sich selbst um Bau- und Umbauarbeiten kümmerte. Wir wissen nicht, warum dies in diesem Fall so war. Fest steht, dass die Kirche durch Ramos Eigenschaften bekam, die nicht mit dem übereinstimmten, was dort notwendig war», erzählt Ramírez, der vermutet, es habe den Architekten vielleicht gereizt, eine Kirche von Grund auf zu erbauen und dabei seiner Kreativität freien Lauf lassen zu können.

Zwei Mumien

Dabei muss man wissen, dass es zunächst andere Baupläne gab, die von den Geldgebern und dem gesamten Dorf als «deformiert und lächerlich» zurückgewiesen worden waren. Am Ende aber stand die Kathedrale der Serranía, die in ihrem Erscheinungsbild an die Iglesia de Santa Ana in Manilva oder den Bischofspalast von Málaga erinnert. Das Baumaterial allerdings war, wie seinerzeit üblich, wenig erlesen. Dennoch gibt es architektonische Details von großer Schönheit und in der Krypta befinden sich bis heute die mumifizierten Leichen eines wohltätigen Ehepaares, das den Kirchenbau ebenfalls unterstützt haben soll. Gemunkelt wird bis heute, dass es sich auch um Florentina und den Pfarrer handeln könnte...

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