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Mitarbeiter von Astarté bei einer Ausgrabung. SUR
Archäologie oder wie man Neues baut, ohne Kulturerbe zu zerstören
Kulturerbe

Archäologie oder wie man Neues baut, ohne Kulturerbe zu zerstören

Astarté. Das Archäologie-Studio aus Málaga nimmt seit zwei Jahrzehnten spanienweit sowohl für Behörden als auch für Privatleute Prüfungen und Kontrollen vor

Lorena Cádiz

Málaga

Dienstag, 22. April 2025

Vor zwei Jahrzehnten haben David Gestoso und José Ignacio López ihr Archäologie-Studio Astarté in Málaga gegründet. Als die beiden Historiker und Archäolgieexperten ihr Unternehmen im Jahr 2006 starteten, hatten sie beschlossen, sich «in den Dreck zu werfen». Seinerzeit war Málaga bereits stark auf Expansionskurs und wo in Orten mit langer Geschichte gebuddelt und gebaut wird, da kommt auch Antikes zum Vorschein und muss von Experten auf seinen Wert geprüft werden. Die Baubranche und Astarté schwimmen also auf derselben Konjunkturwelle. «Wenn weiterhin Häuser, Urbanisationen und Straßen gebaut werden, haben auch wir Archäologen viel Arbeit», sagen die beiden Historiker.

Zwar erscheint Archäologie oft als filmreifer Beruf, David Gestoso aber kennt nach vielen Jahren Berufserfahrung auch die andere Seite: «Nicht alles sind tolle Funde», sagt er, und darum müsse einem diese Arbeit sehr gefallen und man müsse bereit sein, einen Großteil seines Arbeitstages im Gelände zu verbringen. «Mein Partner und ich, wir hatten damals schon seit Jahren Feldarbeit gemacht, auch mit wesentlich erfahreneren Experten zusammen. Damals gab es noch keine Archäologiestudiengänge wie heute und die Spezialisierung auf ein Thema erarbeitete man sich vor Ort: Wir reinigten Keramik, dokumentierten die Funde… Wir arbeiteten beide für das selbe Unternehmen und als wir glaubten, ausreichend vorbereitet zu sein, haben wir den Sprung gewagt und unser eigenes Unternehmen gegründet», blickt Gestoso zurück.

Die ersten Jahre waren sehr gute Jahre, von Beginn an wurden den beiden Geschäftspartnern bedeutende Projekte anvertraut. Es ging voran. 2013 und 2014 aber wurden auch sie von der Krise erwischt. «Wir haben nur mit sehr viel Anstrengung durchgehalten und es war eine sehr hässliche Zeit innerhalb unserer Berufslaufbahn. Doch hier sind wir noch immer, wir haben an Prestige hinzugewonnen und heute wächst unser Unternehmen wieder», erzählt der Archäologe.

«Solange weiter Urbanisationen und Straßen gebaut werden, haben auch wir Archäologen viel zu tun»

Inzwischen haben die beiden Geschäftspartner sieben Angestellte und arbeiten an Projekten in ganz Spanien. Derzeit sind sie in Huelva, Cádiz und Málaga, konkret in Antequera, im Einsatz. «Wir decken alle Bereiche ab: von Prospektionen über die Kontrolle von Erdarbeiten bis hin zu Sondierungen und Ausgrabungen», erläutert Gestoso und fügt hinzu, sein Studio arbeite sowohl für Behörden wie Stadtverwaltungen oder Landesregierungen als auch für private Bauträger, die Industrie oder Unternehmen, die Photovoltaikanlagen installieren. Speziell für Photovoltaikprojekte ist Astarté in letzter Zeit immer häufiger im Einsatz. «Wir sprechen schließlich von Infrastrukturen, die sich über 150 oder 200 Hektar große Gebiete erstrecken. Wenn man dann bedenkt, dass man in Andalusien generell bei beinahe jeder Bohrung auf archäologische Funde stoßen kann, so ist es verständlich, dass bei einer solchen Anlage mit archäologischen Überresten gerechnet wird», sagt Gestoso. Das sei so auch in den Flächennutzungsplänen der Gemeinden verankert und die Projektträger wüssten, in welchen Fällen sie mit einer archäologischen Expertise an ein Projekt herangehen müssten.

Der Respekt gegenüber der Arbeit von Astarté sei groß, versichert der Archäologe. «Archäologische Funde bringen Bau- und Projektträger in eine komplizierte Lage, denn sie erhalten keinerlei Unterstützung, müssen die entstehenden Kosten aus der eigenen Tasche zahlen und ziehen ja keinerlei Vorteil daraus. Doch in meiner gesamten Laufbahn hat mich noch niemand unter Druck gesetzt, mich gedrängt, das eine oder das andere zu tun.»

Eine 'unbekannte' Burg

Zu den jüngsten Funden von Astarté gehört eine 'unbekannte Burg' in Antequera. «Es handelt sich um eine kleine Festung an der einstigen Verteidigungslinie von Antequera, die bislang nicht katalogisiert war, obwohl die Stadt eigentlich schon sehr gut erforscht ist», erzählt Gestoso. Auch hier habe sein Unternehmen im Auftrag einer Photovoltaikfirma gearbeitet. «Inzwischen ist die Burg katalogisiert und aufgrund ihrer Beschaffenheit von Gesetzes wegen gleich als Kulturgut erfasst worden, steht also künftig unter Schutz», so der Archäologe.

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