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Robert Redford in Mijas mit seinen Kindern und einer «Passantin». Familienalbum

Robert Redford - der «Blonde», der aus Hollywood nach Mijas floh

Der am Dienstag verstorbene legendäre Schauspieler verbrachte 1966 sechs Monate mit seiner Familie in einer Villa an der Costa del Sol, um mit sich selbst ins Reine zu kommen und machte «eine wunderbare Erfahrung»

Paco Griñán

Mijasa

Mittwoch, 17. September 2025

Einen Monat lang saß Robert Redford fast wortlos in einem Eisenstuhl und starrte auf den Horizont. Seine Frau, Lola Van Wagenen, versuchte, die Villa in ein Heim zu verwandeln, während ihre Kinder um ihn herum oder im leeren Swimmingpool spielten. Aber er sah sie nicht, schien ausschließlich die Landschaft zu betrachten: die weißen Häuser von Mijas, Fuengirola und die Küstenlinie im Hintergrund. Aber auch das war es nicht, was er sah. Vielmehr blickte er nach innen. Sein Agent hatte ein Angebot für die Hauptrolle in «Barfuß im Park» auf dem Tisch liegen, aber Redford war sich nicht sicher, ob er weiterhin als Schauspieler arbeiten wollte. «Ich hatte keine konkreten Pläne. Ich wollte malen und lesen, das ist alles», erzählte der legendäre Schauspieler und Regisseur später in seinen Memoiren. Am Dienstag ist Robert Redford im Alter von 89 Jahren verstorben.

Es war das Jahr 1966 und die Forschungsreise ins Innere des Schauspielers sollte mehrere Wochen dauern. Obwohl seither fast sechs Jahrzehnte vergangen sind, hat Redford seinen «Sabbatical»-Aufenthalt in Mijas nie vergessen. «Ich habe keinen Flamenco getanzt, aber es war eine wunderbare Erfahrung«, erinnerte sich der Protagonist aus »Zwei Banditen« (1969) und »Brubaker« (1980).

Robert Redford mit seinem Sohn James vor der Kulisse der Sierra de Mijas im Jahr 1966. Álbum familiar

Vor etwas mehr als einem Jahrzehnt hatte sich SUR in Mijas auf die Suche nach Spuren des Schauspielers begeben und war im Rentnertreff fündig geworden. »Wer, Robert Redford? Ah, der Blonde, den wir immer auf der Straße gesehen haben«, kommentierten damals einige der Senioren. »Ich erinnere mich an die Frau, die auch blond war und zum Einkaufen ins Dorf kam«, sagte Manuel Jiménez und stellte sein gutes Gedächtnis unter Beweis: »Sie lebten in Peña Blanquilla, das eigentlich nur landwirtschaftlich genutzt worden war, sich zu jener Zeit aber nach und nach in ein Villenviertel für Ausländer verwandelte.«

Der Schauspieler fuhr nach Fuengirola, um «Wein und Lebensmittel zu kaufen»

Der Ort war auch von Michael Feeney Callan in den autorisierten Memoiren «Robert Redford. The Biography» beschrieben worden. Das Haus «außerhalb des Dorfes» und «die außergewöhnliche Stierkampfarena zehn Minuten zu Fuß die kurvenreiche, zweispurige Straße zur Küste hinunter« fanden Erwähnung. Der Schauspieler, damals ein aufstrebender Star, aber war in Málaga noch ein Unbekannter.

Der Schauspieler Robert Redford, seine Frau Lola und seine Kinder Shauna und Jamie 1966 in Mijas. Wayne Van Wagenen

Das Haus befand sich auf halbem Weg zwischen Fuengirola und Mijas und ist wahrscheinlich verschwunden. Das vermutete auch Salvador Pulpillo, ein Kenner der Geschichte des weißen Dorfes, als er vor einem Jahrzehnt von SUR befragt wurde. «Es war ein altes Haus, in dem es nicht einmal warmes Wasser gab», erklärte Pulpillo und versicherte, die Redfords hätten ein «Hippie»-Leben geführt und seien in dem Lebensmittelladen des Dorfes einkaufen gegangen.

In seinen Memoiren erzählt Redford, dass er an der Küste entlang durch Olivenhaine nach Fuengirola fuhr, «um Wein und Lebensmittel zu kaufen». Aus den Erzählungen des Schauspielers und Regisseurs geht auch hervor, dass er nach dem ersten Monat der Anpassung aus seiner Isolation herauskam, sich allmählich von dem Druck befreite und sich an Landschaft und Menschen gewöhnte. Dennoch, so sagte sein Sohn Jamie später in einem biografischen Buch über seinen Vater, dieser habe nie aufgehört, «gegen seine Dämonen zu kämpfen».

«Ich habe zu viel getrunken und zu viel ausgegeben. Ich wusste, wenn ich so weitermachte, würde ich in weniger als einem Jahr meine Ehe oder mich selbst zugrunde richten.«

Die Vorgeschichte: In Hollywood hatte Redford die Filme «Verdammte, süße Welt» und «Dieses Mädchen ist für alle» gedreht, beide an der Seite von Natalie Wood. Die Presse war schnell dabei, ihm eine Affäre mit der unglücklichen Schauspielerin anzuhängen, was ihn zusammen mit der Trennung von seiner Familie wegen seiner Arbeit dazu veranlasste, die Flucht nach vorn zu ergreifen. Er reiste nach Mijas. «Ich war beunruhigt, dass ich in die Welt von Hollywood eintrat, ohne mir darüber im Klaren zu sein», gab der Schauspieler später zu, und auch, dass er «zu viel trank und zu viel ausgab. Ich wusste, wenn ich so weitermachte, würde ich in weniger als einem Jahr meine Ehe oder mich selbst zugrunde richten».

Boheme mit Sinn für Lokales

So beschloss er, das Jahr 1966 in seine Familie und in die Selbstfindung zu investieren. Am 1. Januar 1966 ging es mit einem transatlantischen Schiff über den großen Teich. Nach der Ankunft in Gibraltar fuhr die Familie in die Sierra de Mijas. Redford lebte ein wenig als Boheme - sein Haus lag in der Nähe einer Hippie-Kommune, die durch ein großes Graffiti mit der Aufschrift «Peace and Love» unverkennbar war -, aber er suchte auch die lokale Atmosphäre und ließ sich die Aufführung einer Kreuzigung zu Ostern nicht entgehen. Die Karwoche empfand er als «aufrichtigen kulturellen Ausdruck».

Mit der Ankunft des Sommers war die Zeit der isolierten Selbstfindung zu Ende, das Haus der Redfords wurde zu einer Anlaufstelle für Freunde, Bekannte und Bewunderer, die an die Türen klopften. Zu ihnen gehörte der Schriftsteller Tom McGuane, der Jahre später Robert Redford auf das Buch «Aus der Mitte entspringt ein Fluss» von Norman Maclean aufmerksam machte, das der Schauspieler und Regisseur 1992 für die Leinwand adaptierte.

Mit der Zeit trieb Redford seine Dämonen aus und überzeugte sich selbst von seinem Talent für eine Schauspielkarriere. Den restlichen Sommer verbrachte er auf Kreta und reiste im Herbst nach Hollywood zurück, bereit, «Der Clou» zu drehen. Im folgenden Frühjahr 1967 kehrte er nach Málaga zurück. Dieses Mal allerdings auf der Leinwand des Astoria-Kinos. Dort war er wieder einmal auf der Flucht, glänzte in «Ein Mann wird gejagt» und wurde nun auch in Málaga mehr und mehr vom «Blonden, der zum Einkaufen kam» zur Schauspielerlegende.

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