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Blick in die Bodegas Carpe Diem der Kooperative Virgen de la Oliva in Mollina. SUR
Málagas Weine sind gefragt wie nie zuvor
Weine

Málagas Weine sind gefragt wie nie zuvor

Bodegas. Die Weinlese im vergangenen Jahr brachte ein qualitativ hochwertiges Ergebnis, was die Kommerzialisierung der guten Tropfen weiter fördert. Besonders Gastronomie und Weintourismus haben die Weine der Region gepusht

Lorena Cádiz

Málaga

Dienstag, 22. April 2025

Die vergangene Weinlese hat Málagas Winzer zum Schwärmen gebracht: Es war eine außergewöhnliche Ernte – nicht, was die Menge anbelangt, sondern die Qualität der Trauben. Das Klima hat prächtig mitgespielt: Regen im richtigen Moment, aber nicht zu viel, und ansonsten wie üblich Sonne en masse. «Dieser Wein ist vielversprechend, jetzt müssen wir ihn nur noch richtig verkaufen», lautet die Einschätzung der Winzer unisono.

Sie wissen wovon sie sprechen, denn die Kommerzialisierung der Weine aus Málaga war schon immer ein hartes Brot. Seit Jahren hat sich die Branche ins Zeug geworfen, um sich einen Platz auf dem umstrittenen Markt zu sichern. Jetzt scheint es geschafft. José María Losantos, seit acht Jahren Präsident des Regulierungsrates für die Herkunftsbezeichnung (Denominaciones de Origen, kurz DO) Málaga, Sierras de Málaga y Pasas de Málaga, weiß um viele Fortschritte und Errungenschaften in den zurückliegenden 25 Jahren. Das, obwohl der Wind oft von vorn geblasen habe. Zu den Meilensteinen zählt er, dass seit vergangenem Jahr alle Weine Málagas über eine DO verfügen. Bis dahin waren einige Regionen außen vor geblieben. Insgesamt gibt es in der Provinz 56 Bodegas, 24 allein in Ronda, einem der Hauptproduzenten der Region.

Die Provinz Málaga unterteilt sich in fünf Regionen: Axarquía, Montes de Málaga, Málaga, Manilva und Ronda. Eine enorme geographische Ausdehnung, was auch zu unterschiedlichen Rahmenbedingungen bei der Weinherstellung beiträgt. So sind etwa je nach Region verschiedene Trauben vorherrschend. «Die Weine unterscheiden sich komplett voneinander. Da gibt es die traditionelleren Weingebiete mit ihrer historischen Herstellung von süßen Weinen und dann sind da die anderen Regionen mit moderneren Weinen», sagt Losantos. Auch die Größe der Bodegas variiere sehr, wobei es sich bei den meisten um eher kleinere Kellereien handele. «Seit 2001 ist Málaga von einem Gebiet mit traditionellen süßen Weinen zu einer Region mit einer großen Palette von Weinen avanciert, was auch das Angebot für die Gastronomie und den Verkauf generell enorm erweitert hat», erzählt Losantos. Parallel dazu habe man «richtig viel Arbeit in die Werbung gesteckt, um die Weine bekannt zu machen». Der Weinexperte blickt zurück: «Ohne diese Werbung hätten die Verbraucher gar nicht verstanden, dass wir einen Wein aus Málaga anbieten, mit dem wir in Konkurrenz zu Weinen wie Rueda, Rioja oder Ribera getreten sind. Auch mussten wir klar machen, dass unsere höheren Preise darauf beruhen, dass unsere Weine mit einer unglaublich hohen Qualität in kleinen Bodegas hergestellt werden. Dabei mussten und müssen wir natürlich die gleichen Kosten stemmen wie eine große Weinregion.»

25 Jahre nach Beginn dieses Werbemarathons für die guten Tropfen aus Málaga ist es laut Losantos inzwischen «selten, dass ein Restaurant in Málaga keine Weine aus unserer Region auf der Karte hat. Die Gastronomie von Málaga hat erkannt, dass wir hier große Weine produzieren und uns mit Produkten von außerhalb messen können.» Bei nur rund drei Millionen Kilo Traubenernte bleibt die Produktion noch immer überschaubar und Málaga behauptet sich in einer kleinen Nische umgeben von großen, nationalen Produzenten.

Kellereien, die seit vielen Generationen im Familienbesitz sind

«Ein Wein ist lebendig, er wird geboren, wächst und stirbt. Ein Wein erzählt Geschichten, immer wenn eine Flasche geöffnet wird, gibt es etwas zu feiern. Winzer ist ein schöner Beruf, der die Mühen lohnt.» Kein Zweifel, Juan Muñoz gerät ins Schwärmen, wenn er über gute Tropfen und seine Kellerei Bodegas Muñoz Cabrera aus der Axarquía spricht. Wie viele kleinere Bodegas ist auch diese Kellerei ein Familienbetrieb, in dem die Passion für die Trauben und die guten Tropfen von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Mit seinen Kindern und Neffen, die bereits mitarbeiten, ist auch für Muñoz bereits die Zukunft seines Unternehmens gesichert.

Ein großer Verbündeter auf dem Weg zum Erfolg ist der Weintourismus. «Das ist die Hauptarbeitsschiene, über die wir derzeit vorankommen», erklärt der Präsident des Regulierungsrates. «Wir wissen, dass von den Urlaubern, die uns im Jahr besuchen, sieben Millionen auf der Suche nach Erlebnissen in Gastronomie und Weintourismus sind, was für uns ein sehr interessanter Geschäftszweig ist.» Inzwischen arbeiteten fast alle Bodegas der Provinz auf dieser Schiene.

José María Losantos ist selbst Winzer, besitzt die Bodegas Doña Felisa in Ronda. Sein Werdegang unterscheidet sich von dem der meisten Bodegueros der Region, denn er stammt nicht aus einer traditionellen Winzerfamilie. Seine Frau und er stammen aus dem Norden, aus La Rioja, von wo sie 1985 aus beruflichen Gründen an die Costa del Sol übersiedelten. Losantos war von Beruf Handelsseemann, über mehrere Jahre hinweg verdienten er und seine Frau sich an der Küste mit verschiedenen Geschäften ihren Lebensunterhalt. «1999 entschieden wir dann, von der Küste, die uns ein wenig erdrückend erschien, ins Hinterland zu ziehen und dort einen Rückzugsort zu suchen», blickt Losantos zurück. Das Ehepaar fand eine Finca in Ronda und begann, Reben zu pflanzen. Anfangs waren es fünf Hektar, die Trauben für 25.000 Flaschen Wein hergaben. Inzwischen haben die beiden ihre zweite Bodega eröffnet, mit der die Produktionskapazitäten auf 500.000 Flaschen erweitert wurden. Noch aber liegen sie bei einer Produktion von 200.000 Flaschen, für die inzwischen 60 Hektar Weinplantagen gepflegt werden.

Die fünf Weinbauregionen Málagas unterscheiden sich sehr: Es gibt die traditionellen süßen Tropfen und die modernen trockenen Weine

Das Weingut Antonio Muñoz Cabrera liegt in der Axarquía, wird 2027 einhundertjähriges Bestehen feiern. Dort reifen die 'traditionellen Weine' von Málaga heran. Verkauft werden sie laut Geschäftsführer Juan Muñoz an verschiedenen Punkten landesweit, vorwiegend aber in der eigenen Region. Dimobe, die Gesellschaft, von der die Bodega verwaltet wird, entschied sich 2015 zu einer Erweiterung der Geschäfte und stieg mit 50 Prozent in dem Unternehmen Viñedos Verticales ein, dessen Sitz ebenfalls in der Bodega ist. Die andere Hälfte des Unternehmens ist in Händen des valencianischen Önologen Vicente Inat. In den zurückliegenden zehn Jahren wurde Terrain zurückgewonnen, Reben gepflanzt und die Produktion auf 45.000 Flaschen ausgebaut. Inzwischen exportiert Dimobe in 16 Länder.

Für Juan Muñoz ist der Wein aus der Axarquía ein ganz besonderer, der «sich von allen anderen auf der Welt unterscheidet». Der Weinfachmann erklärt: «Da die Trauben an Hängen heranreifen, an denen nicht einmal Maultiere eingesetzt werden können, kann die Arbeit nicht mechanisiert werden.» Alles müsse per Hand erledigt werden, was dem Wein letztlich eine große Qualität gebe. «Wir haben Trauben in verschiedenen Höhen, an verschiedenen Orten, mit unterschiedlichen Temperaturen. Darum beginnen wir mit der Ernte im Juli und schließen sie nicht vor Mitte Oktober ab. Das ist ein wesentlich entspannterer Ablauf, der es uns auch ermöglicht, viele verschiedene Weine zu kreieren», sagt der Winzer.

Regionale Weine sind gefragt

Muñoz bestätigt, dass dieser Wein zu einem höheren Preis auf den Markt gelangt als andere Weine aus großen Produktionen im Land. Der Preis, so versichert er, sei aber «nicht das Problem». Schwieriger sei es schon, den richtigen Kunden zu finden. Die Weine von Dimobe würden in jedem Fall gerade einen guten Moment durchlaufen. «In der Provinz werden die regionalen Weine generell mehr verkauft. Wenn heute ein Restaurant eröffnet, wird als erstes Wein aus Málaga gesucht, ein lokales Produkt», versichert er.

Germán Luna ist CEO der Kooperative Virgen de la Oliva in Mollina, die größte ihrer Art in der Provinz. 1.200 Landwirte haben sich dieser Genossenschaft angeschlossen, bestellen 400 Hektar Weinplantagen und 7.000 Hektar Olivenfelder. Jedes Jahr werden zwölf verschiedene Weine auf den Markt gebracht. Wie auch Vertreter anderer Kellereien freut sich Luna auf eine «exzellente Kampagne», was die Qualität der Weine anbelangt. Besonders stolz ist der Geschäftsführer auf die Fortschritte, die die Kooperative in den vergangenen Jahren in Sachen Kommerzialisierung gemacht hat. Wurde zuvor in großen Mengen und als Schüttgut verkauft, füllt die Genossenschaft inzwischen selbst ab und vertreibt ihre Weine unter dem Namen Bodegas Carpe Diem. Das Geschäft läuft so gut, dass inzwischen bereits eine neue Abfülllinie eingerichtet wurde.

Weinfeld bei Manilva. SUR

Verlust von Weinfeldern ist eine der großen Herausforderungen

Weinfelder in Küstennähe sind nach und nach Bauprojekten gewichen, landwirtschaftlich genutzte Flächen wurden in Bauland umqualifiziert. Das alles habe dazu geführt, dass «die Branche nicht so vorangekommen ist, wie wir erhofft hatten2, bedauert José María Losantos, Winzer und Präsident des Regulierungsrates für die Herkunftsbezeichnung.

Für German Luna, CEO der Kooperative Virgen de la Oliva, einer der stärksten Genossenschaften der Provinz, ist das größte Problem, dass «wir alles verkauft haben und uns nun Trauben fehlen». Auch Argimiro Martínez, Leiter des Unternehmens Nilva-Enoturismo S. L. aus Manilva, sieht die schwierige Lage. Sein Betrieb verwaltet Wein, der auf dem städtischen Grundstück angebaut wird, auf dem auch das Weinmuseum des Ortes steht. Des Weiteren gibt es dort eine kleine Bodega und die Werkstätten Viñas de Manilva.

Martínez war 2011 aus beruflichen Gründen von Albacete nach Manilva gezogen und wurde auf den Weinanbau aufmerksam, den es im Ort noch gab. Zwar waren seinerzeit bereits fast 70 Prozent der Reben vernichtet worden, dennoch gab es noch rund 150 Hektar Weinplantagen. «Davon sind heute noch 70 bis 80 Hektar übrig geblieben», sagt Martínez.

Das große Rebensterben sei vor allem durch den Bauboom angeheizt worden. Für ländliche Grundstücke seien plötzlich bis zu 60 Euro pro Quadratmeter gezahlt worden, wo es vormals gerade einmal sechs Euro gegeben habe. «Doch niemand, der eine Bodega aufbauen möchte, kann einen solchen Preis zahlen, das rentiert sich nicht», sagt Martínez.

Wenn etwas den Winzern von Málaga Sorge bereitet, dann ist es der fortschreitende Verlust von Weinfeldern. Dass die Provinz einmal auf 120.000 Hektar Weinplantagen blickte, ist heute kaum noch vorstellbar. Inzwischen werden noch 3.000 Hektar Reben gepflegt und die Gründe für den drastischen Rückgang sind vielfältig. Zum einen ist da das mangelnde Interesse an der Landwirtschaft. In den zurückliegenden Jahrzehnten sind viele Weinfelder dem Olivenanbau zum Opfer gefallen – eine weitaus weniger arbeitsintensive Kultur mit mehr Erträgen. Auch die bauliche Erschließung der Region oder die immer häufigeren Trockenheiten haben vielen Reben den Garaus gemacht.

Weinfelder in Küstennähe sind nach und nach Bauprojekten gewichen, landwirtschaftlich genutzte Flächen wurden in Bauland umqualifiziert. Das alles habe dazu geführt, dass «die Branche nicht so vorangekommen ist, wie wir erhofft hatten2, bedauert José María Losantos, Winzer und Präsident des Regulierungsrates für die Herkunftsbezeichnung.

Für German Luna, CEO der Kooperative Virgen de la Oliva, einer der stärksten Genossenschaften der Provinz, ist das größte Problem, dass «wir alles verkauft haben und uns nun Trauben fehlen». Auch Argimiro Martínez, Leiter des Unternehmens Nilva-Enoturismo S. L. aus Manilva, sieht die schwierige Lage. Sein Betrieb verwaltet Wein, der auf dem städtischen Grundstück angebaut wird, auf dem auch das Weinmuseum des Ortes steht. Des Weiteren gibt es dort eine kleine Bodega und die Werkstätten Viñas de Manilva.

Martínez war 2011 aus beruflichen Gründen von Albacete nach Manilva gezogen und wurde auf den Weinanbau aufmerksam, den es im Ort noch gab. Zwar waren seinerzeit bereits fast 70 Prozent der Reben vernichtet worden, dennoch gab es noch rund 150 Hektar Weinplantagen. «Davon sind heute noch 70 bis 80 Hektar übrig geblieben», sagt Martínez.

Das große Rebensterben sei vor allem durch den Bauboom angeheizt worden. Für ländliche Grundstücke seien plötzlich bis zu 60 Euro pro Quadratmeter gezahlt worden, wo es vormals gerade einmal sechs Euro gegeben habe. «Doch niemand, der eine Bodega aufbauen möchte, kann einen solchen Preis zahlen, das rentiert sich nicht», sagt Martínez.

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