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Wildcampen an der Küste ist zwar romantische, aber oft verboten. Unsplash
Legal unterwegs

Wildcampen und Freistehen: Was in Spanien erlaubt ist und was nicht

Einmal am Strand übernachten, im Camper einschlafen und zum Wellen-rauschen aufwachen, das klingt nach Freiheit pur. Doch wer in Spanien nicht aufpasst, dem drohen hohe Bußgelder

EMILIA HUBERT

Málaga

Samstag, 23. August 2025

Ein Parkplatz mit Meerblick, die Sonne sinkt über dem Mittelmeer, das Wohnmobil steht ruhig am Rand einer Nebenstraße. Im Inneren köchelt das Abendessen, ein Fenster ist leicht geöffnet. Ein Moment der Freiheit, bis das Klopfen an der Tür folgt. Zwei Beamte der Guardia Civil bitten freundlich, aber bestimmt: «Hier dürfen Sie nicht übernachten.»

Solche Szenen erleben viele Reisende an der Costa del Sol. Was harmlos aussieht, kann rechtlich problematisch sein. Denn Spaniens Gesetzgebung unterscheidet klar zwischen Parken (estacionar) und Campen (acampar). Wer lediglich parkt, also ohne Möbel, Markise oder austretende Flüssigkeiten auf einem öffentlichen Parkplatz steht, ist grundsätzlich auf der sicheren Seite. Auch Übernachten im geschlossenen Fahrzeug ist erlaubt, solange keine äußeren Hinweise auf 'campingähnliche Nutzung' sichtbar sind.

Sobald allerdings Fenster offenstehen, gekocht wird oder Stühle aufgestellt werden, gilt die Situation als Campen und das ist außerhalb genehmigter Flächen in vielen Regionen verboten. Besonders streng wird kontrolliert in Naturparks, Dünenlandschaften, Strandnähe oder touristischen Ortszentren. In Andalusien drohen Bußgelder von 100 bis 500 Euro. In geschützten Gebieten sogar mehr. Oft reicht eine Kleinigkeit, um in diese Kategorie zu rutschen. Ein Urlauber erzählt: «Ich dachte, ich parke nur kurz, aber weil ein Stuhl draußen stand, gab's eine Verwarnung»

Man sollte sich nie auf Hörensagen verlassen, besser ist es, im Rathaus oder Tourismusbüro nachzufragen

Regionale Unterschiede und graue Zonen

Hinzu kommt, dass es keine einheitliche Regelung für ganz Spanien gibt. Jede autonome Region und teilweise sogar einzelne Gemeinden regeln das Thema unterschiedlich. Wer mit dem Camper unterwegs ist, sollte sich daher vorab informieren. Viele nutzen Apps wie Park4Night, Campercontact oder iOverlander, um sich an Erfahrungswerten anderer zu orientieren. Doch diese Hinweise ersetzen keine rechtlich bindende Auskunft. Auch offizielle Park- oder Übernachtungszonen können je nach Jahreszeit oder lokaler Verordnung plötzlich eingeschränkt werden. Camper berichten immer wieder von Situationen, in denen sie an Orten übernachtet haben, die in der App noch als 'geduldet' galten, vor Ort aber plötzlich verboten waren.

Besonders empfindlich reagieren die Behörden in Naturschutz- oder Natura-2000-Gebieten. Hier kann schon das bloße Parken in ökologisch sensiblen Zonen zu hohen Strafen führen, auch ohne sichtbares Campen. Die regionalen Umweltbehörden sind angehalten, Verstöße konsequent zu verfolgen, da sich in der Vergangenheit wiederholt illegale Müllentsorgung, Lagerfeuer oder Wildpinkeln negativ auf das Ökosystem ausgewirkt haben.

Legale Stellplätze werden mehr

Eine sichere Alternative bieten offizielle Stellplätze, sogenannte 'áreas de autocaravanas', die vielerorts eingerichtet wurden. Etwa in Rincón de la Victoria, La Viñuela, Torrox oder Alhaurín el Grande. Hier gibt es meist Wasseranschluss, Entsorgungsmöglichkeiten und manchmal sogar Strom, oft kostenlos oder gegen geringe Gebühr. Auch private Anbieter wie Bauernhöfe, Weingüter oder Fincas stellen immer öfter Stellflächen zur Verfügung. Wer höflich fragt und respektvoll auftritt, bekommt häufig einen schönen und legalen Platz, oft mit regionalem Charme und abseits vom Massentourismus.

Hilfreich sind in diesem Zusammenhang auch neuere Plattformen wie Landvergnügen España oder Ruralcaravaning, die das Konzept von 'Camping auf dem Land' stärken wollen. Hier stehen Begegnung, Nachhaltigkeit und regionaler Bezug im Vordergrund und der Aufenthalt erfolgt immer mit ausdrücklicher Genehmigung des Eigentümers.

Rücksicht statt Risiko

Unabhängig vom Standort gilt, dass sich Rücksicht und Zurückhaltung auszahlen. Das Fahrzeug sollte in der markierten Fläche stehen, Müll muss mitgenommen werden und Lärm ist zu vermeiden. Viele Konflikte entstehen nicht durch das Campen selbst, sondern durch unüberlegtes Verhalten. Die Guardia Civil kontrolliert regelmäßig, besonders in der Hochsaison und in Küstenregionen. Wer sich kooperativ zeigt, erlebt diese Begegnungen meist unkompliziert. Wer diskutiert, riskiert Ärger, auch wenn man sich im Recht wähnt.

Man sollte sich nie auf Gerüchte oder Hörensagen verlassen. Aussagen wie «Hier standen letzte Woche auch Camper» oder «Die Polizei duldet das schon» bieten keine Sicherheit. Stattdessen lohnt es sich, direkt beim örtlichen Tourismusbüro oder beim Rathaus (Ayuntamiento) nachzufragen. Manche Gemeinden stellen sogar Stellplatzlisten oder Karten zur Verfügung.

Auch die Kommunikation mit den Behörden ist oft einfacher als gedacht. Viele Polizisten sind freundlich und hilfsbereit. Wenn man erklärt, dass man sich nicht bewusst war, etwas falsch zu machen, bleibt es manchmal sogar bei einer mündlichen Verwarnung.

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