
Abschnitte
Dienstleistungen
IZASKUN ERRAZTI
Mittwoch, 4. Juni 2025
Jahrelang haben Unterhaltungsmedien unsere Ängste mit Geschichten genährt, die unmöglich schienen und dann doch Wirklichkeit wurden. So geschehen bei 'Contagion', dem Film über einen Virus, der ein Verwandter von Covid-19 zu sein schien. Oder 'Civil War', einer Geschichte über den Bürgerkrieg, in den die USA verwickelt sind, nachdem ein autoritärer Präsident an die Macht gekommen ist, der stark an Trump erinnert. Und jetzt fragen sich Millionen von Zuschauern, wie 'Apagón' (Stromausfall), eine vor vier Jahren gedrehte TV-Miniserie, so getreu wiedergeben kann, was am 28. April geschah, als ein historischer, in Spanien beispielloser Stromausfall mehr als 55 Millionen Menschen für mehr als zwölf Stunden im Dunkeln sitzen ließ.
Zufälle für die Optimisten, Warnzeichen und ernsthafte Gründe zur Besorgnis für all jene, die weniger optimistisch sind. Angesichts der zunehmenden geopolitischen Unsicherheit, bewaffneter Konflikte, Naturkatastrophen und anderer Ereignisse, die den Planeten erschüttern, bereiten sich Heerscharen von Menschen auf das vor, was kommen könnte. Im Zuge der mit der Pandemie einsetzenden und seither immer weiter zunehmenden Panik ist eine florierende Industrie entstanden, die mit dem Bau von Bunkern, Kursen und Überlebenskits aufwartet. Deren Geschäftsvolumen ist in den letzten zwei Jahren sprunghaft angestiegen. Der Markt für die Vorbereitung auf den Ernstfall hat weltweit einen Wert von etwa 10 Mrd. USD pro Jahr. Allein in den USA leben mehr als 4 Mio. sogenannte 'Prepper' (Menschen, die sich auf den Katastrophenfall vorbereiten) und 55 Prozent der Erwachsenen investieren in Notfallvorräte.
Jorge Miñano, ein bekennender Prepper, der in seinem auf Berg- und Survival-Ausrüstung spezialisierten Geschäft FerreHogar in Murcia derzeit ein Vermögen verdient, kann bestätigen, dass sich die Menschen immer mehr für alle Eventualitäten eindecken. Und das, obwohl er angesichts der Umstände die Preise gesenkt habe und «billiger als Amazon» sei, sagt er. Der große Stromausfall traf ihn nicht unvorbereitet. «Ich habe es sehr gelassen hingenommen, weil ich wusste, dass ich Kochplatten, einen Herd, ein Radio, Wasser, Lebensmittel habe...» Und die Menschen? Als die Europäische Union die Bevölkerung aufforderte, sich einen 72-Stunden-Überlebensrucksack zuzulegen, spürte Miñano das. «Alle sagten mir: 'Du wirst verkaufen ohne Ende». Doch was der Stromausfall mit sich brachte, habe er noch nie erlebt. «Als der Strom in meiner Wohnung um halb elf Uhr nachts wieder anging und ich wieder Empfang hatte, konnte ich nicht glauben, wie viele Bestellungen ich auf meinem Handy erhalten hatte. Eine pro Minute. Gott sei Dank haben sie uns mit einem vollen Lager erwischt», sagt er.
Die Kunden kauften hundert Radios an einem einzigen Tag, Wasserentkeimungstabletten, tragbare Kocher, Gaskartuschen... und gefriergetrocknete Lebensmittel, «die mit dem längsten Verfallsdatum». Der Händler aus Murcia, der sein Geschäft vor 14 Jahren mit Hilfe von YouTube auch außerhalb der Halbinsel bekannt machte, erklärt, dass sich sein Umsatz in den letzten Wochen verdreifacht habe. «Aber das sind auch Spitzenwerte. In ein paar Monaten wird sich die Situation stabilisieren», prophezeit er.
In der Sierra de las Nieves, in der Gemeinde Ojén in der Provinz Málaga, befindet sich seit zwei Jahrzehnten das Ausbildungszentrum 'Escuela de Supervivencia Anaconda', die auf einem 13.000 Quadratmeter großen Gelände die Bedingungen nachbildet, die in realen Notsituationen herrschen. José Miguel Ogalla ist der Leiter dieses Zentrums, das auch für Privatkunden von Militärausbildern geleitete, viertägige Kurse mit drei Übernachtungen für 326 Euro (inkl. MwSt.) anbietet. Hauptsächlich trainieren dort allerdings die spanischen Streitkräfte.
Ärzte, Anwälte, Psychologen, Ingenieure, Mechaniker... Aus Spanien, England, Belgien, Frankreich, Holland, Bologna und sogar aus den USA... Das sind die Teilnehmer, die seit jeher die Kurse von Anaconda füllen, die «wegen ihrer Härte» nur für Personen ab 16 Jahren (mit Erlaubnis der Eltern) zugänglich sind. Und was machen die Teilnehmer? «Trainieren, trainieren und trainieren», fasst Ogalla zusammen, der die 72-Stunden-Notration für den Fall von Krisen wie Cyberangriffen, Pandemien oder bewaffneten Konflikten als notwendig erachtet. Aber er weist auch darauf hin, dass das Überlebenstraining mehr als drei Tage hilft. «Survival ist ein archaisches, primitives Mittel zum Überleben», betont er. «Es braucht keine Batterien, kein Material. Man braucht nur das, was wir in der Natur haben, mit sehr einfachen Techniken, die man erlernen mus, wie ein Feuer zu machen, eine Unterkunft zu bauen, sich zu ernähren und anderes Wissen...»
Um, wie er es ausdrückt, «ein Superheld» zu sein, muss man «die Umwelt kennen, die Fähigkeiten, die wir brauchen, durch Erfahrung entwickeln und einen klaren emotionalen Zustand haben». Denn, so argumentiert er, «unser Gehirn ist unsere größte Waffe. Siebzig Prozent des Überlebens ist Psychologie. Das Gehirn hat ein Muskelgedächtnis und zeichnet alles auf, aber es muss die Erfahrung machen, um sie zu speichern. Der Teilnehmer muss sozusagen eine Mini-Katastrophe erleben», erklärt er.
Das Zentrum hat regen Zulauf. «Viele wollen die Erfahrung ihres Lebens machen. Aber seit einiger Zeit, schon vor dem Krieg in der Ukraine, kommen auch Leute hierher, die befürchten, dass sich in der Welt etwas zusammenbraut», erklärt Ogalla. Das Interesse ist so groß, dass die Zahl der Survival-Zentren in Spanien anbieten innerhalb eines Jahrzehnts von drei oder vier auf mehr als 300 gestiegen ist. «Es gibt eine Menge betrügerische Anbieter», warnt der Anaconda-Ausbilder, der den Leuten rät, «sich zu informieren und ihr Geld nicht wegzuwerfen».
Der Bau privater Bunker, ein weiteres Standbein dieser Panik-Industrie, bewegt ebenfalls Hunderte von Millionen in der ganzen Welt, mit einem expandierenden Markt, der von den einfachsten Optionen bis hin zu Super-Luxus-Bunkern reicht, wie dem, den Mark Zuckerberg, Gründer von Meta, seit vier Jahren auf Kauai, einer Insel des hawaiianischen Archipels, mit einem Budget von 170 Millionen Dollar bauen ließ.
Die Tür zu dieser Branche wurde in Spanien vor einem halben Jahrhundert von dem Ingenieur Antonio Alcahud geöffnet, der sich rühmt, mit seinem Unternehmen ABQ Refugios Atómicos mehr als 400 Anlagen dieser Art gebaut zu haben. Er war es auch, der während des Kalten Krieges im Auftrag des Unternehmers Justino Pérez den größten privaten Bunker des Landes mit einem Fassungsvermögen von 400 Personen im Erdgeschoss des Hotels Ébora in Talavera de la Reina (Toledo) baute.
Die von Esteban López geleitete Firma Búnker Zona ist seit einem Jahr in Girona tätig, hat sich einen guten Kundenstamm aufgebaut und verfügt bereits über eine Warteliste von zwölf Monaten. Der Katalog umfasst modulare Unterkünfte aus Eisen in Einzelteilen mit einer Lieferzeit von drei Monaten sowie 40 Quadratmeter große Bunker für sechs Personen, die das eigene Bauteam in neuen Wohnsiedlungen aufstellt. Der Bau kann ein Jahr dauern. «Projekte ab 120.000 Euro mit allem, was man sich vorstellen kann», sagt López.
Zur Basisausstattung eines Bunkers mit vier Bereichen und einem Kontrollraum gehören eine voll ausgestattete Küche, ein 1.000-Liter-Trinkwassertank, kontinuierliche Belüftungs- und Reinigungssysteme, Etagenbetten und ein Sofa. Je nach Nahrungsvorräten kann man sechs bis achtzehn Monate in dem Bunker bleiben.
Guillermo Ortega, Direktor von Búnker World, einem europaweit tätigen Unternehmen aus Zaragoza, schätzt den Anstieg der Aufträge für unterirdische Schutzräume auf 200 Prozent. «Vor fünf oder sechs Jahren haben wir alle zwei Jahre einen gebaut, aber durch den Stromausfall ist die Nachfrage sprunghaft angestiegen. Die Anfragen nehmen kein Ende. Und es ist zu erwarten, dass sich jeder auf die eine oder andere Weise vorbereitet», sagt er. Und sei es, indem man auf die billigste Variante zurückgreift, die etwa 20.000 Euro kostet: einen Lagerraum zu einem Zufluchtsraum zu machen, Mit Betonverschalung, einem geeigneten Belüftungssystem und einer abgedichteten Eisentür». Natürlich ist die Sicherheit in derartigen Räumen nicht für mehr als 72 Stunden gewährleistet.
Publicidad
Claudia Turiel y Oihana Huércanos Pizarro (gráficos)
Óscar Beltrán de Otálora y Josemi Benítez (Gráficos)
Lourdes Pérez, Melchor Sáiz-Pardo, Sara I. Belled y Álex Sánchez
Esta funcionalidad es exclusiva para registrados.
Reporta un error en esta noticia
Comentar es una ventaja exclusiva para registrados
¿Ya eres registrado?
Inicia sesiónNecesitas ser suscriptor para poder votar.