Spaniens Ex-König Juan Carlos rechnet in seinen Memoiren mit Königin Letizia und Regierungschef Sánchez ab
In seinen Memoiren ist Altkönig Juan Carlos I. mit Kritik an anderen nicht sparsam, spricht über seine Seitensprünge und vergöttert seine Frau, Königin Sofía
Enric Bonet
París
Donnerstag, 6. November 2025
Noch sind die vor wenigen Tagen in Frankreich erschienenen Memoiren des spanischen Altkönigs, Juan Carlos I., hierzulande nicht im Handel, dennoch bietet das Buch des strittigen Monarchen auch in seiner Heimat täglich neuen Gesprächsstoff. In «Reconciliación» (Versöhnung) spricht Juan Carlos nicht nur über die spanische Diktatur, seine Regentschaft, die Abdankung und seinen Nachfolger, Sohn Felipe VI. sowie sein Leben als Ex-König. Er rechnet auch mit einigen Personen aus Familie und Politik ab.
Sánchez habe «die Krone geschwächt»
So stichelt er mehrfach gegen Regierungschef Pedro Sánchez, dem er vorwirft, «die Krone geschwächt» zu haben. «Heutzutage verbringen die Regierungschefs ihren Urlaub dort, während einige von ihnen mich ständig kritisieren und die Kröne schwächen Krone», sagt er und bezieht sich dabei auf den Königspalast La Mareta auf der Insel Lanzarote, wo der PSOE-Chef mehrere Sommer verbracht hat. Auch kritisiert er die Minister der progressiven Regierungskoalition von Sánchez, die die königliche Familie offen verunglimpfen könnten, «ohne dass dies Konsequenzen hat».
Der Kampf gegen die ETA war «der härteste»
Spaniens ehemaliges Staatsoberhaupt - Juan Carlos I. war von 1975 bis 2014 im Amt - beschreibt mit offensichtlichem Fatalismus die Tatsache, dass er seit fünf Jahren auf der Privatinsel Nurai in den Emiraten lebt und dass ihm seitdem die finanzielle Unterstützung entzogen wurde. «Ich bin der einzige Spanier, der nach 40 Dienstjahren keine Pension erhält.«
Die schwierigsten Momente seines Lebens und seiner Regierungszeit seien die Terroranschläge der ETA gewesen, die Spanien erlitten habe. «Ich wusste, dass wir am Ende stärker sein würden als sie, dass wir diesen Kampf gewinnen würden, der der härteste und schmerzhafteste in meiner Regierungszeit war», erzählt er. Die 854 Toten und 3.000 Verwundeten, die durch die «Tortur» der nationalistischen Bande verursacht sein worden, bezeichnet er als «eine persönliche Wunde, die noch immer schwer zu heilen ist». Die dschihadistischen Anschläge vom 11. März 2004 auf dem Madrider Bahnhof Atocha bezeichnet er als den «verheerendsten» und «schwersten» Tag, den er als Monarch erlebt habe.
Unzufrieden mit Königin Letizia
Der Emeritus lässt in seinem Buch auch sein schlechtes Verhältnis zu Königin Letizia nicht unerwähnt. Ihre Ankunft im Köningspalast, sagt er, «hat dem Zusammenhalt unserer Familienbeziehungen nicht gut getan». Er wirft seiner Schwiegertochter sogar vor, dass sie ihn nicht von Angesicht zu Angesicht treffen wollte und dass «ich nie allein mit meinen Enkelinnen (Prinzessinnen Leonor und Sofía, Anm.d.Red.) durch Madrid gehen konnte».
Er erwähnt auch das umstrittene Leben des wohl umstrittensten seiner Enkel, Froilán de Todos los Santos. Was den Sohn von Infantin Elena und Jaime Marichalar betrifft, räumt er ein, dass «die Scheidung seiner Eltern und ein gewisser Mangel an väterlicher Autorität ihn zu einem schamlosen Leben verleitet haben, aber ich konnte ihm helfen, eine Arbeit und eine Wohnung zu finden». Dies erklärt, warum er zu ihm in die Emirate zog.
Lob für die betrogene «Sofi»
Das Buch besteht aus fast 40 Kapiteln. Eines davon handelt ausschließlich von der Untreue zu seiner Frau, Königin Sofía, die er «Sofi» nennt und als «eine außergewöhnliche Frau, aufrecht und gut (...) Sie ist die Verkörperung des Edelmuts in der Seele» beschreibt. Trotzdem gibt Juan Carlos zu, ihr mehr als einmal untreu gewesen zu sein.
Seine Seitensprünge beschreibt er so: «Inmitten eines überstrapazierten und aufgeregten Lebens kam es zu Gefühlsschwankungen, von denen eine öffentlich bekannt wurde.» Die Enthüllung seiner Affäre mit Corinna Larsen und ihr gemeinsamer Ausflug zur Elefantenjagd in Botswana im Jahr 2012 trugen dazu bei, dass er zwei Jahre später abdanken musste. «Diese Beziehung war ein Fehler, den ich sehr bedauere (...)«, sagt der Emeritus, verweist aber auch auf erfundene Liaisons wie etwa mit Prinzessin Diana oder Schauspielerin und Sängerin, Sara Montiel.