Kein Geld für eine Klimanalage: Viele Spanier leben wie in einem Ofen
Weil eine Renovierung, die Installation einer Klimaanlage oder die Energiekosten für viele nicht bezahlbar sind, wird die extreme Hitze zu einem weiteren sozialen Faktor der Armut
ROCÍO MENDOZA
Freitag, 5. September 2025
Die Lungenkrebstherapie der 74-jährigen Sara (ein fiktiver Name) erlitt einen schweren Rückschlag, als am 1. Juli die erste große Hitzewelle dieses Sommers einsetzte. Die 36 Grad in ihrer renovierungsbedürftigen Mietwohnung ohne Klimaanlage in Zaragoza forderten ihren Tribut: «Ich duschte so kalt, wie ich es aushalten konnte, und setzte mich vor den Ventilator, um die Hitze zu ertragen», erinnert sie sich. In der ersten Nacht der Hitzewelle wurde sie ins Krankenhaus eingeliefert wegen einer Infektion, die möglicherweise durch eine Schwächung ihres bereits durch die Chemotherapie angegriffenen Immunsystems verursacht wurde.
Auch in der 60er-Jahre-Wohnung von Omar, Besitzer eines Friseursalons in einem Vorort im Süden Madrids, gibt es keine Klimatisierung. Er schalte an den schlimmsten Tagen den Ventilator an und ertrage es, bis es vorbei ist, wie er sagt. Eine alte Wohnung ist auch das Schicksal von Pepe, einem Witwer in La Línea (Cádiz), der im Sommer praktisch eingesperrt lebt, mit heruntergelassenen Rollläden, Duschen, ständiger Flüssigkeitszufuhr und viel Fernsehen. Er ist an die Hitze in Andalusien gewöhnt und es käme ihm nicht in den Sinn, eine Klimaanlage zu installieren, da er die Rechnungen mit seiner Mindestrente gar nicht bezahlen könnte. Ähnlich denkt Elisabeth aus Valencia, die jeden Nachmittag mit ihren Kindern in eines der gut klimatisierten Einkaufszentren geht.
Diese vier Fälle verdeutlichen die 'Energiearmut' in Spanien. Ein Begriff, der erstmals in den 80er Jahren von der Forscherin Brenda Boardman der Universität Oxford definiert wurde als die Unfähigkeit von Familien, ihr Zuhause zu einem erschwinglichen Preis auf einer gesunden Temperatur zu halten, und der heute aktueller ist denn je. Der Begriff wird wegen der Kosten für Heizenergie in den kalten Monaten eher mit dem Winter in Verbindung gebracht. In Spanien ist es jedoch mittlerweile schwieriger, im Sommer bei immer längeren und intensiveren Hitzewellen für Abkühlung zu sorgen als den Winter zu überstehen. Dies wird vor dem Hintergrund des Klimawandels mit stetig neuen Temperaturrekorden noch deutlicher.
Eine Umfrage der Verbrauchervereinigung Cecu am Ende des vergangenen Sommers ergab, dass 15 Prozent der Befragten mit der Temperatur in ihrer Wohnung im Sommer überhaupt nicht zufrieden waren, gegenüber 11,6 Prozent im Winter. 34,3 Prozent hatten keine Klimaanlage. Und fast die Hälfte derjenigen, die eine hatten, benutzten sie nur bei großer Hitze, aus Angst vor hohen Stromrechnungen. «4,9 Prozent benutzten sie aus diesem Grund nie», so Cecu.
Dies zeigt, dass die Energiekosten und die Investitionen, die mit der Anpassung an eine wärmere Zukunft verbunden sind, nicht für alle tragbar sind. Auf globaler Ebene führt dies zu einer Kluft zwischen reichen und armen Ländern, aber auch reichen und armen Regionen innerhalb eines Staates. Spanien bildet da keine Ausnahme: Die Fähigkeit, eine extreme Hitzewelle zu überstehen, hängt vom Wohnort sowie der sozialen Schicht ab. Das INE (Nationales Institut für Statistik) liefert einige der wenigen offiziellen Daten zu diesem Thema. Die letzte Umfrage zu den Lebensbedingungen aus dem Jahr 2023 enthielt eine Frage zur Temperatur in den Haushalten, deren Ergebnisse sehr auffällig sind. So geben 33,6 Prozent der Familien an, im Sommer nicht in der Lage zu sein, eine angemessene Temperatur in ihrem Zuhause aufrechtzuerhalten. Von dieser Gruppe leben 53,3 Prozent in 'Energiearmut'.
Spanien ist – zusammen mit Frankreich – eines der wenigen Länder auf dem alten Kontinent, das diese Situation beobachtet, wie die Europäische Union in ihrem Bericht 'Framing summer energy poverty' (Energiearmut im Sommer) hervorhebt. In diesem Dokument wird auch festgestellt, dass 19 Prozent der europäischen Haushalte angeben, ihr Zuhause im Sommer nicht kühl halten zu können. In Europa, wo im Jahr 2024 48.000 Todesfälle auf hohe Temperaturen zurückgeführt wurden, bereitet das Thema zunehmend Sorgen. «Die Kühlung wurde in der Energieeffizienzrichtlinie als wesentliche Energiedienstleistung anerkannt, wobei auch passive, naturbasierte Lösungen für die städtische Infrastruktur nicht vergessen werden», betont Alba Ara, Sprecherin der Verbrauchervereinigung.
Wohnungsbestand veraltet
Diese Situation beruht auf dem Zustand des spanischen Wohnungsbestands. Der Großteil davon – mehr als 80 % – wurde gebaut, bevor eine technische Norm Mindestanforderungen vorschrieb, mit denen ein angenehmes Raumklima ohne Energieverschwendung gewährleistet werden soll. Und je schlechter die Bauweise und damit die Isolierung, desto mehr Energie ist vonnöten, um eine angemessene Temperatur aufrechtzuerhalten.
Dolores Huerta, seit 1999 Architektin und Mitglied des Green Building Council España (GBCe), einem Verband von Unternehmen und Experten für nachhaltiges Bauen, kennt das Problem aus nächster Nähe. «Wir haben einen sehr alten und ineffizienten Gebäudebestand. Alle wurden (nach der Diktatur und im Boom vor 2008) gebaut, bevor wir uns bewusst wurden, dass sie viel Energie verbrauchen. Früher wurde gebaut, als wäre Energie kostenlos», beklagt sie und betont, dass die Herausforderung für die Branche in der Renovierung liegt.
Dies ist jedoch eine der größten Hürden für Familien mit geringem Einkommen. Wer sich eine hohe Stromrechnung nicht leisten kann, ist bei einer Renovierung erst recht hilflos. Das erklärt, warum Sozialverbände vom Ministerium für ökologischen Wandel und demografische Herausforderungen (Miteco) immer wieder ein staatliches Projekt zur Renovierung der am wenigsten energieeffizienten Gebäude fordern.

«Unsere Wohnungen, die bei fortschreitender Klimaerwärmung eigentlich ein Zufluchtsort sein sollten, verwandeln sich im Sommer aufgrund der schlechten Isolierung von 95 Prozent der Wohneinheiten in Dauerheizungen. Deshalb müssen wir entweder hohe Stromrechnungen für die Kühlung in Kauf nehmen oder die unerträgliche Hitze in unseren Häusern, die zu Öfen werden, ertragen», fasst María Prado, Kampagnenleiterin im Bereich Klima, Energie und Mobilität bei Greenpeace Spanien, zusammen.
Die Bezeichnung 'unerträglich' für den Aufenthalt in einem Gebäude ist keine Frage des Komfort, sondern um ein Problem der öffentlichen Gesundheit, da nicht alle Menschen gleichermaßen in der Lage sind, Hitze zu ertragen. Die Weltgesundheitsorganisation legt fest, dass die angemessene Temperatur in Wohnräumen im Winter bei 21 °C und im Sommer bei 26 °C liegt.
Wenn die Statistiken für die Zeit vom 21. Juni bis zum 12. August dieses Jahres von fast 1.800 Hitzetoten – letzte offizielle Daten – sprechen, dann handelt es sich nicht Opfer einer einmaligen Exposition, sondern um Personen, die bereits durch verschiedene Beschwerden geschwächt waren und deren Gesundheitszustand durch die Hitze verschlimmert wurde.
María V. Cabrera ist Forscherin am Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) in Bern (Schweiz) und hat sich auf die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit spezialisiert, insbesondere auf die Auswirkungen von Hitze. Sie erklärt den Mechanismus: «Hitze hat einen verheerenden Effekt: Sie verschlechtert den Gesundheitszustand von Menschen, die aufgrund von Erkrankungen bereits sehr geschwächt sind, erheblich. Sie beschleunigt den Verfallsprozess dieser Menschen, die schließlich sterben. Aber viele sind sich dessen nicht bewusst. Man kann einer Person sagen, dass sich ihr Diabetes verschlimmern wird, aber sie wird nicht darauf hören, weil sie glaubt, dass die Warnungen nur für Menschen gelten, die mitten in einer Hitzewelle der Sonne ausgesetzt sind, nicht für sie selbst.» Und es wirkt sich auch auf die psychische Gesundheit aus. «Menschen mit psychischen Störungen reagieren besonders empfindlich auf das Umfeld. Kleine Veränderungen, wie z. B. ein Temperaturanstieg, verändern eine Reihe von physischen Mustern und Gewohnheiten, die zum Verlust der Kontrolle über ihren Geisteszustand führen oder sogar Prozesse auslösen können, die einen Selbstmord oder eine gewalttätige Handlung zur Folge haben.
Hitze ist also keine Frage des Komforts, sondern der Gesundheit. Und wieder einmal trifft es vor allem die einkommensschwächsten Bevölkerungsgruppen. Fátima Cabello, nationale Gesundheitsdirektorin des Roten Kreuzes, kennt die Situation dieser Gruppen sehr gut. «Diese prekäre Lage ist durch verschiedene Umstände bedingt: einige sind arbeitslos, alleinerziehend oder allein lebende Senioren... 60 Prozent der Menschen dieser Gruppen, die wir betreuen, sind nicht in der Lage, ihre Wohnungen auf einer angemessenen Temperatur zu halten.»
Was Fátima Cabello und ihre Kollegen Jahr für Jahr und mit zunehmender Häufigkeit sehen, ist, dass «die Hitze nicht alle gleichermaßen betrifft».
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