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Ángeles und Julia, zwei Einwohnerinnen von Valderrebollo, auf der Plaza Mayor des Dorfes, neben Curro, der einen Lachs hält, wie er ihn ab 2028 vermarkten möchte. ANTONIO LÓPEZ DÍAZ
Fischzucht

Neuer Aufschwung mit Lachs - im Mini-Dorf Valderrebollo soll die erste Fischfarm im entvölkerten Spanien entstehen

Die Projektträger versprechen einen Geldsegen und mehr als 30 Arbeitsplätze, aber die 25 Dorfbewohner sind skeptisch

JOSÉ ANTONIO GUERRERO

Valderrebollo

Freitag, 18. Juli 2025

Lachs in der Region Alcarria, in einem kleinen Dorf mit 25 Einwohnern, von denen nur sechs das ganze Jahr über dort leben? Vor drei Jahren rollte die Regierung von Castilla-La Mancha den roten Teppich für ein Projekt des Unternehmens Cold Water aus, das in Valderrebollo, einem Dorf in der Provinz Guadalajara, die vom kristallklaren Wasser des Flusses Tajuña umspült wird und nur gut 100 Kilometer von Madrid entfernt liegt, eine Lachsfarm errichten wollte. Die Aquakulturanlage wurde mit großem Tamtam angekündigt, denn dahinter stand eine Investition von 36 Millionen Euro und das Versprechen, 30 direkte Arbeitsplätze im Herzen des entvölkerten Spaniens zu schaffen.

Die Regierung von Castilla-La Mancha war von diesen Zahlen so begeistert, dass sie das Vorhaben 2022 zu einem Projekt mit bevorzugter Behandlung und beschleunigtem Verfahren erklärte. Doch bis jetzt, fast drei Jahre später, hat sich nur wenig getan und die Probleme scheinen sich nur langsam zu lösen.

Der Mann von Cold Water in Valderrebollo heißt Curro Villareal, ein 51-jähriger Madrilene mit einem Abschluss in Meereswissenschaften, der sein halbes Leben damit verbracht hat, Wolfsbarsche, Seezungen, Seebrassen, Garnelen und sogar Halal-Austern (nach islamischen Gesetzen produziert) zu züchten, die er in die Villen der Scheichs der Arabischen Emirate schickt.

Seit 19 Jahren ist Curro Inhaber von Naturix, einem Unternehmen, das sich der Forellenzucht in Valderrebollo widmet. Seine Anlagen befinden sich zwei Kilometer vom Dorf entfernt und umfassen 19 Teiche – die jedes Jahr 200.000 Kilo Forellen hervorbringen – und einen künstlichen See für Hobby-Angler, der an den Wochenende immer voll ist. Erwachsene und Kinder zahlen fünf Euro für eine Angelkarte, die gefangenen Forellen können sie für zehn Euro das Kilo mitnehmen.

All das bildet die Grundlage für die von Cold Water angestrebte Aquakulturfarm, und Curro hofft, bald eine Baugenehmigung zu erhalten, damit er die 19 Teiche, in denen letztes Jahr keine Forellen mehr gezüchtet wurden, zu Becken für die Lachszucht umbauen kann. Den Angelsee will er für die Dauer der Arbeiten offen halten, «weil er wunderbar funktioniert».

Einer der Naturix-Mitarbeiter untersucht das Wasser des künstlichen Forellensees für Freizeitangler. A. López Díaz

Das Projekt liegt erheblich hinter dem Zeitplan zurück. Seit seiner Ankündigung im Jahr 2022 ist nichts passiert. Als Grund nennt der Unternehmer einen unvorhergesehenen Wechsel des Lieferanten des Wasserkreislaufsystems. «Mit dem neuen System wurde die Technologie weiter verfeinert, aber wir mussten alle Verbesserungen in einen neuen Projektentwurf einarbeiten, der derzeit fertiggestellt wird. Wir wollen das Dokument in den nächsten Wochen vorlegen, damit wir im Oktober oder November die Baugenehmigung erhalten und im Dezember mit den Arbeiten beginnen können.»

Die Umstellung von Forelle auf frischen Lachs sei die logischste Konsequenz für einen Markt, auf dem Forelle kaum noch konsumiert werde, während Lachs in den Fischgeschäften und Supermärkten der Renner sei, argumentiert Villareal. «Aber in Spanien wird kein einziges Gramm Lachs produziert. Alles kommt aus Norwegen und, in kleineren Mengen, aus Chile, Irland, Schottland und Kanada zu uns», erklärt er.

Curro, ein Mann mit Unternehmergeist und von Natur aus Optimist, dessen kleine blaue Augen leuchten, wenn er Zukunftspläne schmiedet, hat das Jahr 2028 im Visier. Dann soll der erste Lachs mit einem Gewicht von 4 oder 5 Kilo und einer Länge von 60 oder 70 Zentimetern aus der neuen Anlage auf den Markt kommen.

Diesem ersten Exemplar, das er 'Currito' nennen wird, soll eine Charge von 150.000 Lachsen (etwa 600 Tonnen) folgen, bis die für dieses Projekt vorgesehene Menge von 1.200 Tonnen pro Jahr erreicht ist.

Er spricht bereits von «Iberischem Lachs» und ist überzeugt, dass er in fünfzehn Jahren ein ebenso traditionelles nationales Produkt sein könnte wie Lammfleisch oder Iberischer Schinken. «Mir ist klar, dass es ein langer Weg sein wird, aber am Ende werden wir auf der gleichen Stufe stehen wie der Marktriese Norwegen. Sie haben ihre Lobby und überall ist vom norwegischen Lachs die Rede, aber wir werden die Leute dazu bringen, vom iberischen Pata Negra-Lachs zu sprechen, oder besser gesagt vom Aleta-Negra-Lachs (Schwarzflossenlachs)», sagt er lachend.

Zudem sei es eine Frage der Umweltverträglichkeit. «Allein der Transport per Schiff, Flugzeug oder Straße, der nötig ist, um einen Lachs mehr als 3.000 Kilometer weit zu transportieren, verursacht eine enorme Menge an CO2. Der Schlüssel ist die Null-Kilometer-Produktion, und hier sind wir 104 Kilometer von Madrid entfernt», sagt Curro, der auch von «Lebensmittelsouveränität» und «Kreislaufwirtschaft» spricht, da aus den Abfällen Wasserstoff hergestellt werden soll.

Gegen die Entvölkerung

Gleichzeitig glaubt er, dass die künftige Fischfarm mit den versprochenen 30 Arbeitsplätzen – er rechnet sogar mit 50 – dazu beitragen wird, die Entvölkerung von Valderrebollo, wo die Schule vor 50 Jahren geschlossen wurde, zu stoppen, und die gesamte Region Alcarria, die derzeit nur an Wochenenden und im Sommer belebt ist, attraktiver zu machen.

«Wer zum Arbeiten kommt, wird sich in den Ort verlieben und bleiben. Wir werden versuchen, junge Leute anzulocken, und ich bin sicher, dass sie sich hier niederlassen werden, denn ehrlich gesagt lebt es sich nirgendwo besser als hier. Es gibt eine wunderbare Naturlandschaft mit Kiefern, Steineichen und Eichen und eine einzigartige Fauna mit Rehen, Hirschen, Wildschweinen, Frettchen... Die Luft ist so rein wie nirgendwo sonst, und die Nächte sind spektakulär mit laut rufenden Eulen und ohne Lichtverschmutzung; wenn man nachts rausgeht, kann man alle Sternbilder sehen. Ja, der Winter ist hart, aber er ist auch wunderschön», erzählt er.

Curro an den Becken, in denen die Jungforellen aufgezogen werden. A.L.D.

Trotz der offenkundigen Vorzüge des Projekts und der Tatsache, dass es auch der Gemeindekasse eine üppige Summe an Einnahmen aus Lizenzen und Steuern bescheren würde, sind die Anwohner skeptisch. «Ich wünschte, es wäre wahr, aber ich glaube es nicht. Wenn vier Arbeitsplätze geschaffen werden, dann ist das gut. Und sie sagen bis zu 50, aber es wird viel erzählt», misstraut Javier, ein 68-jähriger Rentner und einer der vielen Einwohner, der in Madrid lebt, aber viel Zeit in Valderrebollo verbringt.

Die 87-jährige Julia, die wir an der Tür ihres Hauses an der Plaza Mayor trafen, sagt, dass das Dorf im Winter «sehr einsam ist und es mit jungen Leuten lebendiger wäre», aber ihre Tochter Isa, 57, ehemalige Bürgermeisterin und Kindergärtnerin in Guadalajara, räumt ein, dass es schwierig ist, sich niederzulassen, weil es keine Mietwohnungen gibt. «Zudem wurden viele Versprechungen gemacht, aber bis jetzt ist nichts passiert», beklagt sie. «Vor dem Lachs müssen die Straßen asphaltiert, das Abwassersystem erneuert und ganz allgemein der Ort auf Vordermann gebracht werden.» Die 70-jährige Ángeles sagt, dass das Einzige, was in dieser Gegend Geld einbringe, Solarpaneele seien, aber vorsichtshalber bittet sie Curro, ihr einen guten Preis für den Lachs zu machen. «Die ersten 25 werden für die 25 Einwohner kostenlos sein», verspricht er. Und die derzeitige Bürgermeisterin, María del Carmen Martínez, will sich erst äußern, wenn der neue Entwurf steht.

Das einzige Lokal in Valderrebollo ist ein Gemeinschaftszentrum und nur am Wochenende geöffnet. Es wird von Francisco betrieben, der gerne mehr Gemeindemitglieder aus einer künftigen Lachsfarm bedienen würde. Aber auch er zweifelt: «Es gibt keine Häuser zu vermieten. Und wir sind hier nicht in Madrid, hier kann man nicht einfach enteignen, um eine Wohnsiedlung zu bauen. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Kinder im Winter bei zehn Grad unter Null herumlaufen.» Und Miguel, einer seiner Kunden, hält das Projekt für reine Phantasie: «In diesem Dorf sind wir sehr ruhig, wir kennen uns alle, und wir brauchen nicht noch mehr Leute», begründet er seine Ablehnung. Es ist klar, dass Curro gegen den Strom schwimmt.

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