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JOSÉ ANTONIO GUERRERO
Madrid
Montag, 24. März 2025
Die Regierung und die PP, d.h. AENA und die Stadtregierung von Madrid, haben in den Obdachlosen von Barajas einen weiteren Grund für gegenseitige Vorwürfe gefunden. Während der Flughafenbetreiber die Stadtoberen auffordert, «eine menschenwürdige Lösung» für die in den Terminals lebenden Obdachlosen zu finden, weist die Stadtverwaltung darauf hin, dass die Situation «eine enorme Komplexität aufweist, die über die 'Obdachlosigkeit' hinausgeht», dass nicht alle Obdachlosen soziale Interventionen akzeptieren würden und dass die Mehrheit Asylbewerber seien. Außerdem erinnern sie daran, dass die Zentralregierung für die Sicherheit zuständig ist. Die AENA betont ihrerseits, dass die Sozialhilfe in den Zuständigkeitsbereich der Stadtverwaltung fällt und dass die Flughäfen nicht darauf vorbereitet sind, «dass Menschen dort leben».
Dienstag, 4. März um zehn Uhr abends. Draußen vor dem T4-Gebäude regnet es und das Thermometer zeigt 6 Grad an. Es ist kalt in Madrid. Zu kalt, um im Freien zu schlafen. Zur gleichen Zeit breiten Fernando und Aurora, ein Ehepaar im Alter von 69 und 63 Jahren, in einem Korridor im Transit- und Check-in-Bereich des Terminals ein paar Decken auf dem Boden aus und rollen ihre Schlafsäcke aus. Es ist Zeit, sich darauf vorzubereiten, eine weitere Nacht – in ihrem Fall sind es schon mehr als tausend – unter dem Dach des Flughafens Barajas zu verbringen. «Hier ist es warm, es gibt öffentliche Toiletten, um sich zu waschen, und man kann mit der Metro nach Madrid fahren. Klar, ich hätte lieber ein eigenes Zimmer, aber mit 500 Euro Rente kann ich mir das nicht leisten», sagt Fernando, ein Kubaner mit spanischer Staatsangehörigkeit, während Aurora, seine rumänische Frau, resigniert nickt. Das Ehepaar wartet seit drei Jahren auf eine betreute Wohnung und schläft seitdem in den Barajas-Terminals (jetzt im T4, aber sie haben auch die anderen drei durchlaufen), die nach Angaben der Alternativa Sindical AENA/Enaire (ASAE), einer unabhängigen Gewerkschaft (die Mehrheit der 1.100 AENA-Beschäftigten in Barajas vertritt), zur Notunterkunft für «300 bis 500 Obdachlose» geworden sind. ASAE prangerte «das wachsende Problem der Obdachlosigkeit» auf dem Madrider Flughafen an, indem sie die Dritte-Welt-Zustände auf dem größten Flughafen Spaniens und fünftgrößten Europas publik machte.
Fernando und Aurora sind zwei der Obdachlosen, die in T4 gestrandet sind, wo neben dem Glamour der Reisenden nach Paris, London oder New York die harte Realität der Menschen existiert, die auf keiner Passagierliste stehen und auf keinen Abflug warten. Wie David, 52 Jahre alt, aus dem benachbarten Guadalajara, den eine Scheidung ruiniert hat und der seit einem Jahr in T4 lebt, mit seinem Koffer, in dem er seine wenigen Habseligkeiten aufbewahrt und von dem er sich nicht trennt, «weil hier schon zwei Mobiltelefone gestohlen worden sind». Oder wie Ángel, ein 56-jähriger Madrilene, der 20 Jahre älter aussieht: «Ich war Kellner, habe wegen des Alkohols meinen Job verloren und die Miete nicht mehr zahlen können, wurde aus dem Haus geworfen und versuche jetzt, nicht mehr zu trinken, aber es ist schwer», fasst er ein Leben zusammen, das in zwei Mercadona-Tüten passt. Aus der einen ragen zwei verschlissene Decken heraus, die andere enthält eine Packung Chips und einen Schoko-Milchshake, die ihm gerade zwei 'echte' Reisende geschenkt haben.
Unter Tausenden von gleichgültigen Passagieren, die durch die Korridore von T4 kommen und gehen, gibt es eine Handvoll, die stehenbleiben angesichts des Anblicks, den man eher unter einer Brücke vermutet und der in krassem Kontrast zur Welt der Duty-Free-Shops und teuren Parfüms eines internationalen Flughafen steht.
Solche Gesten sind zwar an einer Hand abzuzählen, aber es gibt Touristen, die helfen, Menschen wie Ángel. Oder Nelly, die 67-jährige Peruanerin, die wegen ihrer Arthrose in der Hüfte auf eine Krücke angewiesen ist und in Tränen ausbricht, wenn sie von den Umständen erzählt, wegen denen sie seit acht Monaten im Hauptterminal von Barajas leben muss. «Ich war Hausangestellte und habe einen alten Mann in Madrid gepflegt, aber er starb, und ich stand ohne Arbeit da. Mein Erspartes hatte ich für die Beerdigung meiner Mutter in Lima ausgegeben. Und jetzt warte ich darauf, dass meine Rente anerkannt wird, damit ich hier weg kann. Glauben Sie, dass ich in meinem Alter noch auf einem Flughafen schlafen will?»
Wie viele andere Obdachlose, die in T4 übernachten, fährt Nelly jeden Tag mit der U-Bahn zur Casa de Baños am Embajadores-Kreisel, um zu duschen, und zur Cáritas-Suppenküche, um etwas Warmes zu essen. Dann kehrt sie zu 'ihrem' Terminal zurück, wo ihr Abendessen von einer wohltätigen Organisation, die gelegentlich in T4 vorbeikommt, oder einem wohltätigen Reisenden abhängt. Oft versucht sie ihr Glück bei McDonald's. «Ich weiß, dass es verboten ist, aber ich gehe hin und spreche mit ihnen, erzähle ihnen meine Situation und einige von ihnen verstehen mich und laden mich zum Essen ein.» Der Tag endet für Nelly auf einer Aluminiumbank in der Nähe der Check-in-Schalter. Dort kauert sie sich hin und träumt von ihrer ersehnten Rente.
Ganz in der Nähe sucht Liset, eine 42-jährige Nicaraguanerin im Rollstuhl, nach einer bequemen Position, die es ihr ermöglicht, ein Nickerchen zu machen. Dies ist ihre zweite Nacht in Barajas. «Ich war in einem städtischen Wohnheim, aber dort gibt es viele Menschen mit psychischen Problemen, mit Suchtproblemen, Menschen, die in der Morgendämmerung schreien und sich prügeln... man lebt dort nicht, man überlebt, und ich fühlte mich überhaupt nicht sicher. Eine Frau aus Kolumbien erzählte mir vom Flughafen, und bevor ich auf der Straße schlafe und vor Kälte sterbe oder in einer Herberge voller Verrückter bin, geht es mir hier besser. Es gibt Wachpersonal und es ist warm», erklärt sie.
Keine hundert Meter von Liset entfernt sitzt die 67-jährige Venezolanerin Marta auf einer weiteren dieser Bänke der «feindlichen Architektur», die so gebaut sind, dass man nur schwer darauf schlafen kann, und füttert ihren 36-jährigen autistischen Sohn Luis Alberto; beide sind auf der Suche nach einer speziellen Betreuung nach Spanien gekommen. «Wir sind vor einem Monat in Madrid angekommen, aber man hat uns herumgeschubst und ich halte es nicht mehr aus. Ich habe beschlossen, dass wir nach Caracas zurückkehren.» Bis zu ihrem Rückflug (die Tickets waren für den 17. März gebucht, rund anderthalb Wochen nach dem Interview; Anmerkung der Redaktion) schlafen Mutter und Sohn auf dem Flughafen. «Wir legen ein paar Pappen auf den Boden und werfen ein paar Decken darauf. Es ist ungemütlich, aber in Venezuela ist es auch nicht besser.» Die Latinos, die in T4 übernachten, haben Luis Alberto ins Herz geschlossen und bringen ihm den einen oder anderen Hamburger, was der junge Mann mit einer fröhlichen Geste dankt. Viele von ihnen sind Auswanderer, die in Madrid arbeiten, zumeist auf dem Bau oder «was immer sich ergibt», und abends zurückkommen, um zu schlafen und die 200 oder 300 Euro zu sparen, die sie für ein Zimmer in Vallecas bezahlen müssten.
Die Menschen, die in Barajas ihr Zuhause gefunden haben, sind so unterschiedlich, dass die Lösung des Problems sehr komplex ist. Flughafenbetreiber AENA und die Sozialbehörde der Stadt Madrid, die für die Obdachlosen zuständig ist, haben sich vor zwei Wochen getroffen, um der Obdachlosigkeit in Barajas Einhalt zu gebieten. Das Phänomen sei im letzten Jahr «exponentiell gewachsen und hat verheerende Auswirkungen», klagt Antonio Llarena, Generalsekretär der ASAE, für die der Flughafen «die größte Gratis-Pension Europas» geworden ist.
Unter den Menschen, die dort unterkommen, sind viele, die durch unglückliche Lebensumstände oder Pech in den Ruin getrieben wurden oder durch das soziale Netz gefallen sind. «Aber die richten keinen Schaden an. Sie fallen nicht auf, sind meist nur auf der Durchreise oder versuchen, aus dem Tief zu kommen. Sie sind diejenigen, die am wenigsten Probleme verursachen», sagt Llarena, der die 'anderen' hervorhebt, die Obdachlosen mit psychischen Störungen und die konfliktbereiten, um nicht zu sagen aggressiven, alkohol- oder heroinabhängigen Gestalten, die sich nachts prügeln, die Beschäftigten verängstigen und Probleme bei der Sicherheit, Gesundheit und Hygiene verursachen.
Um die Situation zu entschärfen, hat AENA die Obdachlosen in zwei Flügeln von T4 untergebracht, dem nördlichen, einem 'ruhigeren' Bereich, wie die Wachleute sagen, und dem südlichen, «eher wie in der Bronx». Dort werden die Reinigungskräfte, wenn sie um halb fünf Uhr morgens mit der Reinigung der beiden Flügel des Terminals beginnen, regelmäßig beschimpft und bedroht. Sie werden daher von Sicherheitspersonal begleitet, das die Obdachlosen weckt und sie zum Gehen auffordert, damit das Reinigungspersonal mit seinem Arsenal an Eimern, Mopps und Desinfektionsmitteln mit der Arbeit beginnen kann. Einige lassen die Luft aus ihren Matratzen, rollen sie zusammen und verstauen sie in Taschen und Rucksäcken, aber diejenigen, die auf Pappkartons geschlafen haben, bekommen diese abgenommen. «Sie sehen dieses Stück Pappe als ihr Eigentum an, und wenn man es ihnen wegnimmt, werden sie gewalttätig und lassen ihre ganze Wut und ihren Frust an uns aus», beklagt Fernanda Correia, eine Angestellte des Reinigungsdienstes Barajas und Gewerkschafterin der USO. «Nimmt man ihnen die Kartons weg, fühlen sie sich angegriffen und beschimpfen und bedrohen einen. Die Situation wiederholt sich jeden Tag, und es ist schon unerträglich. Die Kolleginnen der Frühschicht haben Angst, sie werden von den Wachleuten begleitet, aber die gehen, wenn die Obdachlosen aufgestanden sind, und wir wollen, dass sie dort bleiben, bis wir fertig sind.»
Die Reinigungskräfte finden oft Urin und Erbrochenes vor, das in der 'Bronx' für einen üblen Geruch sorgt, aber am schlimmsten ist es in den Toiletten. «Dort waschen sie ihre Kleidung und wir haben auch schon Spritzen gefunden», sagt Correia. Der Leiter von ASAE bestätigt dies: «Das Personal lebt zwischen Ekel und Angst, wenn es sieht, wie diese Leute diese Einrichtungen verschmutzen oder sich auf den Toiletten Drogen spritzen.»
Das Sicherheitspersonal bestätigt, dass dieses Chaos in den Toiletten und in anderen Bereichen von T4 (es wurden schlafende Personen in einem Aufzug und hinter den Abfertigungsschaltern gefunden) kaum zu kontrollieren ist.
Diese Realität einer «gesetzlosen Stadt» hat ASAE dazu veranlasst, ein umfangreiches 27-seitiges Dossier zu erstellen, in dem das Problem detailliert beschrieben wird (und das auf andere Flughäfen wie El Prat, Gran Canaria, Palma, Teneriffa Süd und Málaga, ausgeweitet wurde) und das mehreren politischen Fraktionen als Grundlage diente, um Fragen zu diesem Thema zu stellen, die noch nicht beantwortet wurden.
Vor zwei Wochen hat die Situation am Barajas-Flughafen für Aufregung in Politik und Medien gesorgt, vor allem nachdem der Madrider Stadtrat behauptet hatte, AENA plane eine unverzügliche Räumung der Obdachlosen und eine Zugangskontrolle, was von AENA selbst bestritten wurde. Und obwohl die Verwaltungen weiterhin uneins sind, beginnen viele dieser 'Passagiere', die seit Monaten durch die Gänge irren und auf eine Reise ins Nirgendwo warten, sich über die Möglichkeit Gedanken zu machen, dass sie eher früher als später darüber informiert werden, dass die Zeit ihres Abfluges bald kommen wird.
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