«Jetzt mussen großzügigere Bewässerungen erlaubt werden»
Landwirte fordern mehr Wasser aus Stauseen, aber Verantwortliche und Wissenschaftler mahnen zur Vorsicht
CH. HEREDIA / I. LILLO
MÁLAGA.
Dienstag, 25. März 2025
Das Blatt scheint sich gewendet zu haben: Vom Drohszenario der anhaltenden Trockenheit und den Erwägungen, Wasser per Tankboot herbeizuschaffen, hin zu geöffneten Schleusen am Stausee La Concepción. Die Situation nach den ausgiebigen Regenfällen der zurückliegenden Tage wird jedoch unterschiedlich bewertet: Landwirte fordern bereits mehr Wasser für die Feldbewässerung, Wassermanager und auch Wissenschaftler hingegen rufen zur Vorsicht auf.
Matilde Mancha ist Geschäftsführerin von Acosol, dem Wasserversorger des westlichen Gemeindeverbandes. Sie freut sich über die Niederschläge, ihre Einschätzung aber ist eher nüchtern: «Der Regen dieser Tage war sehr von Nutzen für unsere Stauseenund generell für die Grundwasserreserven der Costa del Sol.» Mit Blick auf den noch zu erwartenden Regen war die Versorgung aus den Brunnen zunächst gestoppt worden und auch die Zahl der Produktionslinien der Entsalzungsanlage von Marbella wurde reduziert. Doch auch wenn sich die Reserven derzeit von der langen Durststrecke erholt haben, verweist Mancha auf die Wichtigkeit des geplanten Ausbaus der Wasserwiederaufbereitungsanlage, in die Andalusiens Landesregierung 35 Millionen Euro inverstieren wird, und das Projekt von Acosol für den Bau eines neuen großen Wasserdepots.
Málaga Stadt
Málagas Stadträtin für Nachhaltigkeit, Penélope Gómez, hofft, im Mai die Stufe der schwerwiegenden Trockenheit hinter sich gelassen zu haben. «Uns steht ein ruhiger, sicherer Sommer bevor. Die Arbeiten an den Brunnen kommen zügig voran. Wir könnten uns inzwischen zu 50 Prozent aus den Grundwasserleitern versorgen, die ebenfalls durch die Niederschläge gut aufgefüllt sind», erklärte Gómez.
Axarquía
Jorge Martín, Präsident des Gemeindeverbandes Axarquía und des Wasserunternehmens Axaragua, freute sich über die Gesamtlage: «Dank der Niederschläge sind bereits 40 Millionen Kubikmeter Wasser gespeichert, womit die Trinkwasserversorgung für das laufende hydrologische Jahr gesichert ist. Für die Landwirtschaft ist es jedoch noch nicht ausreichend.» Gerade werde an den Kollektoren in Algarrobo und Torre del Mar gearbeitet, wo sehr viel Meerwasser in den Kläranlagen landet, was wiederum bei der Bewässerung mit aufbereitetem Wasser der Landwirtschaft schade. «Im vergangenen Jahr gab es drei Millionen Kubikmeter aus dem Staubecken, um mit weniger Wasser zu bewässern. Hoffentlich wird es dieses Jahr mehr, wenn wir Wasser aus dem Viñuela-Becken mit aufbereitetem aus der Kläranlage mischen können», meinte Martín.
Landwirtschaft
Baldomero Bellido, Präsident des Jungbauernverbandes Asaja Málaga, bewertete die Regenfälle positiv: «Sie sind von großem Nutzen und haben für Wasserreserven gesorgt, ohne dabei nennenswerte Schäden anzurichten.» Wenn es etwas zu bedauern gäbe, dann, «dass die Niederschläge nicht gleichmäßig verteilt in die ganze Region gelangt sind, weshalb sich nicht alle Anbaukulturen gleich gut erholen werden. Im Fall der Olivenbäume gibt es nach diesem Regen aber jetzt Hoffnung für die kommende Saison, wenngleich das erst bei der Blüte wirklich beurteilt weden kann. Und die ist erst im Mai».
«Noch befinden wir uns nicht in der Bewässerungssaison und dank der jüngsten Niederschläge müssen wir auch keine Notbewässerung beantragen wie im vergangenen Jahr», versicherte der Asaja-Präsident, warnte jedoch auch: «Bei der nächsten Sitzung der Dürre-Kommission müssen großzügigere Bewässerungen für die Landwirte genehmigt werden.»
Die Wissenschaft
Mit Zurückhaltung bewerteten Wissenschaftler wie Enrique Salvo, Direktor des Lehrstuhls für Klimawandel an der Universität von Málaga (UMA), die jüngsten Niederschläge. Er erinnerte an das Jahr 2010, als sich die Stauseen ebenfalls gefüllt hätten, um nur ein Jahrzehnt später wieder vor einer heftigen Dürre zu stehen. «Wenn so viel in Sparmaßnahmen investiert wurde, dann dürfen wir das Ersparte jetzt nicht vergeuden, vor allem nicht durch unsere beiden wichtigsten Wirtschaftszweige, die Landwirtschaft und den Tourismus», warnte er.
Salvo verwies auf Klimaprognosen, wonach die derzeitige Situation sich wiederholen werde. «Auf reichlich Regenfälle folgen von Mal zu Mal längere Trockenperioden. Wir müssen Wasser mit Blick auf die Zukunft dosieren», sagte der Forscher. Niederschlagsreiche Zeiten wie diese müssten genutzt werden, um vorauszuplanen, wobei damit im ländlichen Bereich begonnen werden müsse.
Forscher Manuel Olmedo Checa, einer der führenden Wasserspezialisten in Málaga, hält es für wichtig, die geringen Regenfälle durch «Überleitungen zwischen den Flusstälern» zu kompensieren und so auch zu verhindern, dass bei stärkeren Niederschlägen Stauseen wie La Concepción ihre Schleusen öffnen müssen. Wichtig sei es auch, neue Staubecken zu bauen.