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Bettina Pietsch empfängt Hunde nach dem Spaziergang mit Freiwilligen. G. BERNER
Triple A hat weiter Sorgen, aber auch einen guten Grund zum Feiern

Triple A hat weiter Sorgen, aber auch einen guten Grund zum Feiern

Am Sonntag konnten Freunde und Angehörige des Tierheims von Triple A endlich den aus Wettergründen zweimal verschobenen Tag der Offenen Tür genießen

GABRIELA BERNER

MARBELLA.

Donnerstag, 3. April 2025

Die Stimmung war grandios. Auf der Bühne gaben Dutzende graziler Tänzerinnen von der hiesigen Flamenco-Schule Solera de Jerez Kostproben ihres Repertoires. Ihr Auftritt war gratis, den 290 Hunden und 320 Katzen zuliebe, die im Tierheim leben. Und es gab gleich zwei triftige Anlässe, die gefeiert werden mussten. «Heute feiern wir einerseits das einjährige Bestehen des neu gestalteten Tierheims, mit dem die mehrjährige Auslagerung aller Tiere und Mitarbeiter ein Ende hatte. Zum andern feiern wir den im Februar erfolgten Freispruch von jedem einzelnen der niederträchtigen Anklagepunkte, die beinahe neun Jahre auf uns gelastet hatten», sagte Bettina Pietsch, die Präsidentin der Tierschutzvereinigung Triple A.

Gravierende Baumängel

Ganz rein war die Freude allerdings nicht. Beim von der Stadt veranlassten Umbau des maroden Tierheims hatte das Triple-A-Team kaum Mitspracherecht gehabt. Mit folgenschweren Konsequenzen für die Tiere und ihre Betreuer, die seither mit schweren Planungsfehlern und Baumängeln leben müssen. So standen die Hunde in ihrem rein äußerlich perfekt sanierten, aber fensterlosen Gebäude gleich beim ersten Unwetter in tiefen Wasserlachen und Exkrementen. In den ebenfalls nur durch Neonröhren erhellten Kunststoffmodulen, die das einst gemauerte Katzenhaus ersetzen, stand der Regen ebenfalls in großen Pfützen. Diese und andere Mängel würde die Baufirma innerhalb der Gewährleistungspflicht beheben, versprach die Bürgermeisterin. Doch das geschah nicht.

Das nächste Desaster kam Mitte Februar mit pausenlosen Tiefdruckgebieten. «Es hat dauernd und überall reingeregnet», berichtet Tierheimschefin Bettina Pietsch. «Es war wirklich furchtbar. Alles nass, das Abwasser im Hundehaus drückte durch die Steigrohre nach oben, während die Ablaufrohre heillos verstopften.» Die notgedrungen von uns selbst beauftragte Firma fand die Ursache: Die hier verlegten Rohre taugen zwar für normale Haushalte, sind aber für die täglich massenweise anfallenden Tierhaare, Blätter und anderen organischen Reste absolut unterdimensioniert und folglich ungeeignet. Statt bei der Lösungsfindung zu helfen, hatte Baustadtrat Diego López sich über den improvisierten Regenschutz aus Plastikplanen und andere eiligst geschaffene Notbehelfe aufgeregt.

Seit Neustem hat Triple A mehrere kleine Hütten in den Wind und Wetter ausgesetzten Kennels aufgestellt und wird diese Initiative fortsetzen. »Die Hunde lieben sie, und hier wird einmal mehr klar, dass wir die Lebensbedingungen unserer Schützlinge am effektivsten aus eigener Kraft und mit Improvisationstalent verbessern». Einer, der das auch so sieht, ist der als größter Katzenfreund der Provinz Málaga bekannte Javier Peromingo. Er war von Anfang an nur erschüttert über die neue Unterkunft der Schmusetiger. Die Kunststoffmodule, wo sie nun untergebracht sind, haben kein Tageslicht, und an Auslauf ins Freie hatten die Planungsbeauftragten schon gar nicht gedacht. Javier lancierte einen Spendenauf auf Facebook, um die 2.500 Euro, die eine professionell gemachte Einzäunung und Überdachung verschiedener Außenbereiche kosten würde, finanzieren zu können. Das klappte nicht sonderlich gut, und so bezahlte er Handwerker und Material aus der eigenen Tasche. Der Anblick der nun friedlich in der Sonne schnurrenden Fellnasen ist seine schönste Belohnung.

Das Ende eines Martyriums

Fast neun Jahre lang dauerten die Ermittlungen in einem Gerichtsverfahren, in dem vier verantwortliche Mitarbeiter des Tierheims schlimmster Delikte angeklagt waren. Sie standen im Verdacht, einer kriminellen Vereinigung anzugehören, Tiere zu quälen, ungerechtfertigte Tötungen vorzunehmen, sich persönlich bereichert, Einbruch, Unterschlagung, Falschdokumentation und Betrug begangen zu haben sowie des fortgesetzten Verstoßes gegen die spanische Sozialversicherung und die Arbeitnehmerrechte. Für die beiden Hauptangeklagten, Bettina Pietsch und die damalige Vizepräsidentin Andrea Demmler, forderte der Staatsanwalt Haftsstrafen von jeweils 18 Jahren sowie 100.000 Euro Entschädigung.

Den Stein ins Rollen gebracht hatten Ende 2015 fünf ehemalige Triple-A-Mitarbeiter mit einer Anzeige gegen die Tierheimsleitung wegen unzulässiger Arbeitsbedingungen. Vier Monate später stürmte die Guardia Civil das Tierheim und verhaftete vier Mitglieder der Triple-A-Spitze. «Was diese fünf Kläger zusammengelogen haben, ist unvorstellbar», erinnert sich Bettina Pietsch. Heute weißβ sie allerdings mit Gewissheit, dass hinter dem Komplott der damalige Anwalt des Tierheims gestanden hat. Er habe sich anfangs kooperativ und loyal gegeben und ihr volles Vertrauen genossen, im Hintergrund aber danach getrachtet, das Tierheim an sich zu reißen. Wie sich später herausstellen sollte, hatte er neben den fünf ehemaligen Mitarbeitern auch die Sekretärin, die Tierärztin und diverse andere Helfer mit obskuren Versprechungen und Geldgeschenken geködert und zu falschen Anschuldigungen bewogen. Die verloren allerdings im Zuge der Ermittlungen jegliche Grundlage.

Am vergangenen 17. Februar dieses Jahres hat nun die erste Kammer des Landgerichts Málaga die vier Beklagten von jedem einzelnen Anklagepunkt entlastet. «In all dieser Zeit haben wir auf Unterstützung unserer Freunde und Familien zählen können wie auch auf die Mehrheit unserer Mitglieder, Mitarbeiter und freiwilligen Helfer. Die nämlich haben im Alltag des Tierheims gesehen, was hier wirklich passiert ist und darüber im Prozess ausgesagt», so Pietsch.

Sie erwähnt zudem diejenigen, die vor Gericht den Mut hatten, ihre erkauften Anschuldigungen zurückzunehmen. Auch die Vertreter der Justiz hätten alles dafür getan, das Lügengespinst zu entlarven. Die Verteidigung erwäge nun, rechtliche Schritte einzuleiten, um die angeblichen «Verantwortlichkeiten» zu klären. β

Unterdessen geht die Arbeit im Tierheim weiter. Dort wird dringend Trocken- und Nassfutter für Hunde und Katzen gebraucht, auch spezielles Diätfutter, Reinigungsmittel aller Art, Druckerpapier und andere Artikel mehr. Auskunft darüber erteilt gern Bettina Pietsch unter Tel. 639 404 057.

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