Der Steinmetz der Kathedrale von Málaga
Francisco Aguilera fertigt in Handarbeit die Ornamente für die Sockel an, die zusammen mit einer Balustrade das Gesims der Kirche krönen werden
Jesús Hinojosa
Málaga
Freitag, 21. November 2025
Die Arbeiten am neuen Dach der Kathedrale von Málaga, mit denen das Problem der Undichtigkeiten des Gotteshauses gelöst werden soll, beinhalten auch ein einzigartiges Bauelement, das zwar in den Plänen des 18. Jahrhundert vorgesehen war, aber nie realisiert wurde: Die Zeichnungen von Antonio Ramos aus dem Jahr 1784 sahen eine Balustrade vor, die das gesamte Gesims des Gebäudes umschließen sollte, unterbrochen von Sockeln mit Heiligenbildern.
Als die Arbeiten an der Kathedrale am 5. Juli 1782 aus Mangel an wirtschaftlichen Mitteln eingestellt werden mussten, war man nur bis zu einigen der Sockel an der Fassade und den Seitenschiffen bis zum Querschiff gekommen. Dann war Schluss für den Bau der Balustrade, die dem Äußeren der Kathedrale zusätzliche Schönheit verleihen sollte.
Nun, fast zweieinhalb Jahrhunderte später, wird diese Steinmetzarbeit im Zuge der Dachsanierung wieder aufgenommen. Der erste Abschnitt der Balustrade wurde bereits am Nordturm angebracht, in den kommenden Wochen soll das Brüstungsgeländer über die gesamte Fassade fertiggestellt werden.
Einen Vorgeschmack auf diesen letzten Schliff geben die Sockel, die nach sorgfältiger Arbeit der Architekten Juan Manuel Sánchez La Chica und Adolfo de la Torre Prieto bereits im Chorumgang der Kirche aufgestellt worden sind. Auch wenn sie auf den ersten Blick identisch erscheinen, steckt doch hinter jedem Sockel eine detaillierte Vorarbeit mit Vermessung und Digitalisierung, damit sie die exakten Maße und die Ausrichtung haben, um die Balustradenprofile zu halten.
Jeder Sockel ist anders, und hinter seiner Ausführung steht nicht nur die Firma Bateig aus Alicante, die seit 1878 auf Natursteinarbeiten spezialisiert ist, sondern auch das handwerkliche Können eines der wenigen verbliebenen Steinmetze Spaniens. Die Rede ist von Francisco Aguilera Casado, ein Handwerker aus Porcuna (Jaén), der mit Hammer und Meißel jede der Sandsteinmuscheln, die die Sockel schmücken, gefertigt hat.
«Jede Muschel hat etwa drei Wochen Arbeit gekostet», erklärt Aguilera, der sich offenkundig freut, die Nachfolge der Steinmetze anzutreten, die vor Jahrhunderten an der Kathedrale gearbeitet haben. «Deshalb bin ich hier, um den Staffelstab zu übernehmen, den diese Steinmetze damals hinterlassen haben», sagt der Handwerker, und: «In diesem Jahrhundert an der Fertigstellung einer Kathedrale mitwirken zu können, ist nicht nur für mich, sondern für alle, die hier sind, ein echter Luxus und eine Freude zugleich.» Aguilera arbeitet seit mehr als 40 Jahren in einem Beruf, den er von seinem Vater übernommen hat, mit dem er seit seinem vierzehnten Lebensjahr zusammenarbeitete. Den Generationen-Staffelstab will auch er an seinen Sohn weitergeben.
«Ich bin die fünfte Generation, seit 1837», sagt der Steinmetz stolz, und: «Mein Vater sagte immer, dass wir Handwerker mit dem Kopf, den Händen und dem Herzen arbeiten. Für mich ist die Kathedrale von Málaga ein echtes Wunderwerk, eines der besten Spaniens.» Die Metallwerkzeuge für die Bearbeitung des Steins entwirft und stellt Aguilera übrigens selber her. Bei der Arbeit an der Kathedrale von Málaga hat er nicht nur die Steinblöcke in Muschelschalen verwandelt, sondern auch Sockel und Balustraden saniert sowie «Prothesen» aus Stein angefertigt, die an den Stellen zum Tragen kommen, an denen der Zahn der Zeit genagt hat.
Aguilera hat bereits Erfahrungen bei ähnlichen Sanierungsprojekten an den Kathedralen von Jaén, Córdoba und Granada gesammelt. Mit fast millimetergenauer Präzision setzt er die richtigen Hammerschläge, um dem Stein die komplexesten Formen zu entlocken. «Es ist wie ein Rausch, der dich erfasst, wenn du siehst, wie du einen Stein beherrschen, ihm Leben und Ausdruck geben kannst», sagt er.
Anhand seiner Vorzeichnungen schlägt der Steinmetz jeden Steinblock mit der Hand, bis er die gewünschte Form herausgearbeitet hat. «Das macht es dann so einzigartig, so anders», sagt der Handwerker. Obwohl die Arbeiten am Dach der Kathedrale erst Ende 2027 abgeschlossen sein werden, wird die Balustrade bereits in den ersten Monaten 2026 fertiggestellt sein und das Erscheinungsbild der noch im Bau befindlichen Kirche aufwerten.