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Die Schauspieler Salva Reina und Maggie Civantos bei der Aufnahme einer Sequenz in den Baños del Carmen für den von RTVE produzierten Film 'Malaka'. SUR
Film

Drehort Málaga mischt mit bei audiovisuellen Produktionen

Spielfilme und Werbung lassen in Málaga seit den 1970er Jahren die Kassen klingeln, 2014 schaffte es die Provinz als Kulisse von 'Game of Thrones' in die nationalen Top-Locations. Doch die Branche verlangt mehr öffentlichen Rückhalt

JOSÉ RODRÍGUEZ CÁMARA

Freitag, 30. Mai 2025

Die jüngste Geschichte der audiovisuellen Industrie in Málaga hat einen Soundtrack und der heißt 'Game of Thrones'. In der Branche ist man sich einig, dass es ein Meilenstein war, als Fresco Film aus Málaga HBO (jetzt Max) überzeugte, die Dreharbeiten für diese Superproduktion nach Andalusien zu holen. Wenn seither von der Dienstleistungsbranche der Provinz gesprochen wird, dann ist davon die Rede, dass diese Unternehmen in der Lage sind, alles zu bewerkstelligen, was eine Produktion, gleich ob für Kino, Plattformen oder Werbung, benötigt. Tatsache ist aber auch, dass Málaga schon lange vor der Überquerung des Despeñaperros-Passes durch Daenerys Targaryen für die siebte Kunst ein Begriff war und durch verschiedene Produktionen sowohl die Aufmerksamkeit von Zuschauern als auch von Zeitschriftenlesern auf sich gezogen hatte.

Für Lino Paniagua Strasser begann alles in der Umgebung von Fuengirola und Mijas, als sich dort in den 1970er Jahren viele Briten niederließen, die beruflich mit Audio und Video zu tun hatten. Es gab die ersten Anfragen und Aufträge sowie Firmen wie die von Paniagua Strasser, die sie erledigten: Production Support, Experte auf dem Gebiet der Vermietung von Ausrüstung und Material. Parallel dazu ließen sich viele zumTechniker mit Spezialgebiet ausbilden. Und schon entstanden große Unternehmen wie Equipos Profesionales Cinematográficos. Der Chef von Production Support versichert: «Hier arbeitet man sehr gut, auch wenn es sich um ein saisonales Geschäft handelt.» Es gebe Hochzeiten, da «kommen wir kaum nach», dann, wenn finnische Serien, ausländisches Reality-TV oder Werbespots etwa für die Autoindustrie sich Nerja, die Sierra Nevada oder den Tech-Park von Andalusien für ihren Dreh ausgesucht haben. Kurz gesagt: In Málaga und von Málaga aus werden alle möglichen Lösungen angeboten. Für Paniagua Strasser sind dabei an der Costa del Sol nicht nur die attraktiven Locations ausschlaggebend, sondern auch, dass es sich generell um einen «guten Standort» handele.

Land – ein Cluster mit öffentlich-privater Zusammenarbeit

Mit dem Ziel, Andalusien ins Zentrum der audiovisuellen Landschaft Europas zu bringen, wurde 2023 der Cluster 'Land' ins Leben gerufen. Es ist ein Zusammenschluss aus öffentlichen und privaten Unternehmen, als da wären Agencia Digital de Andalucía, Andalucía Film Commission, Fresco Film Services, Giantx Gaming, Grupo ADM, Grupo Secuoya, Kaiju Group, Movistar+, Proamagna, RTVA, Rokyn Animation, Sandetel, 16 Escalones Producciones, Agencia Andaluza de Instituciones Culturales, La Claqueta PC, Odders Lab, Concursa, Sevilla City Office, Womack Integrated Marketing und Laboratorio de Creación Artística (bestehend aus Merlín und Teatro Soho Televisión).

Auch Rafael Guadamuro von Modexpor versichert: «Málaga steht gemeinsam mit Madrid und Barcelona ganz oben in diesem Geschäft und hat viele exzellente Fachleute mit langer Berufserfahrung zu bieten. Bis zum Jahr 2000 wurde hier vor allem Werbung gedreht, Marlboro für die Formel 1 zum Beispiel. Auch viele Musikvideos, von Madonna bis hin zu Chemical Brothers.»

Den großen Sprung machte die Branche, als es steuerliche Anreize gab, die die Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich mit anderen Locations erhöhten. Guadamuro sagt: «In der Branche wird sehr zügig und sehr gut bezahlt, darum ist es gut, dass sie hier Fuß gefasst hat. Wir befinden uns nach dem Schauspielerstreik in den USA zwar gerade in einem Moment des Umbruchs, inmitten von Veränderungen, aber die Produktion läuft gut.» Er selbst stecke gerade mit seinem Unternehmen in einer Kampagne für den Stromriesen Enel.

Eine Million an die Sozialversicherung

Peter Welter, Geschäftsführer von Fresco Film, erzählt stolz, seine Produktionsfirma habe im Juli 2018 eine Million Euro in die Kassen des Staates gezahlt: die Sozialabgaben für rund 1.000 Angestellte. Und das, so versichert er, sei gar nicht so ungewöhnlich. Seine Firma habe Málaga und Spanien in Hollywood bekannt gemacht und spiele in der Liga der Großen ganz oben mit. Erst recht, seit sie von The Mediapro Studio aufgekauft worden sei. Es sei ein Win-Win-Geschäft gewesen und ein Beispiel für das gute Händchen, das Málaga in der Branche beweise. Doch Welter glaubt, es könne noch mehr erreicht werden. «Wir müssen attraktiv sein», fordert er. Spanien sei trotz einer gewissen «Selbstgefälligkeit», die glauben mache, das Land biete alles und die Regisseure und Schauspieler wären verrückt darauf, hier zu arbeiten, bei weitem nicht der führende europäische Drehort für die Produktionsfirmen. «Ganz oben steht Großbritannien, was natürlich auch an der kulturellen Nähe zu den Vereinigten Staaten und an der Logistik liegt. Doch gleich danach kommt Ungarn. Machen wir uns nichts vor, Kino und TV ist eine Investition und die Geldgeber wollen den größten Gewinn bei den geringsten Kosten», erklärt Welter und hält es für unverzichtbar, wirtschaftliche Anreize zu schaffen, die über das hinausgehen, was derzeit geboten wird. Er denkt an eine Steuerermäßigung von 30 Prozent auf die erste Million Euro und von 25 Prozent auf den Rest. «Wir sind gut positioniert, es gibt viele Vorzüge wie etwa die Landschaften, aber wir müssen auch selbstkritisch sein», verlangt der Verantwortliche von Fresco Film.

chauspielerin Sophia Helin. S. SALAS

Schwedische Thriller-Serie dreht Kapitel in Málagas Innenstadt

Málaga. Die Hochsaison für Filmteams in Málaga hat begonnen. Anfang April drehte der italienische Energiekonzern Enel in der Nähe der Kathedrale einen neuen Werbespot. Dann wurde rund um die Plaza de Carbón für die zweite Staffel der schwedischen Serie 'Fallen' gedreht; dieser nordische Krimi hatte in der ersten Staffel auf dem schwedischen Sender TV4 großen Erfolg.

Die bekannte schwedische Schauspielerin Sophia Helin spielt in der neuen Folge von 'Fallen' die Kommissarin Iris Broman, die Ermittlungen in einem ungelösten Fall nach Málaga führen. Die Handlung spielt sich im geschäftigen Treiben der Altstadt ab. Der Lärm von Touristenkoffern und zahllosen Lieferwagen, die ein- und ausladen, wurde für jede Einstellung angehalten. An den Dreharbeiten waren rund 30 Statisten beteiligt.

Die Produktionsfirma Filmlance hat mit Unterstützung des schwedischen Fernsehsenders TV4, des deutschen ZDF und von Film i Skåne sowie des Malaga Film Office (für die Dreharbeiten in der Stadt) auch in Fuengirola und Alhaurín de la Torre gedreht, um die Arbeiten in Malaga für die zweite Staffel abzuschließen. Über 1,4 Millionen schwedische Zuschauer waren von der ersten Staffel dieses Krimidramas begeistert.

Er bringt weitere Maßnahmen ins Spiel wie die Bündelung der Förderung unter einem einzigen Schirm mit Marke Spanien und ohne Rivalität zwischen einzelnen Regionen, die Förderung neuer Talente im Land oder Erleichterungen bei den finanziellen Hilfen. Letzteres führt ihn zu einem anderen Wunsch: ein Mentalitätswandel mit Blick auf die öffentliche Unterstützung für die Branche. «Man wirft uns vor, subventioniert zu sein, obwohl das in fast jeder Branche der Fall ist. Und was nicht gesagt wird, ist, dass für jeden Euro Unterstützung neun Euro reinkommen», moniert Welter.

Kleine große Unternehmen

Leonardo Uhlenburg betreibt zusammen mit seiner Frau Séptimo Píxel Producciones im Zentrum von Arroyo de la Miel (Benalmádena). Der gebürtige Argentinier arbeitet seit 2008 für die Film- und Werbebranche, aber auch für lokale Geschäfte. «Alle Unternehmen denken heute an audiovisuelle Medien, die Seriösität vermitteln. Wir machen genauso gut eine Produktion für die sozialen Netzwerke wie Drehs in Brüssel oder der Normandie. Der Vorteil von Málaga ist die Präsenz internationaler Unternehmen, für die wir schon oft Aufträge ausgeführt haben», sagt Uhlenburg.

In seinem Job werden die Straßen von Málaga schnell mal zu Kolumbien, um globale Werbespots zu drehen. Um die Aufträge umsetzen zu können, arbeitet Séptimo Píxel Producciones mit vielen Mitarbeitern vom Fach zusammen, mit denen Drehbücher geschrieben oder Castings vorbereitet werden.

Die Arbeit der kleinen Produktionsunternehmen unterscheidet sich im Prinzip nicht von den Großen. Rafael Guadamuro von Modexpor sagt: «Wir haben sechs festangestellte Mitarbeiter, doch die Dreharbeiten sind oftmals der Wahnsinn und wir haben auch schon mit 500 Leuten zusammengearbeitet.» Ähnliches passiert bei Fresco Film, das zwar mehr Festangestellte hat, doch je nach Auftrag zusätzliches Personal unter Vertrag nehmen muss. Dann kann sich die Belegschaft auch schon mal verhundertfachen. Guadamuro versichert: «In einem guten Jahr geben wir vielen aus dem Fach einen Job.» Mit seinem Motto ist er bislang gut beraten: Ein Auftrag mag noch so klein sein, er kann immer einen größeren nach sich ziehen.

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