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Juan Diego Gil erklärt Besuchern vor dem römischen Theater in Málaga die Geschichte der Stadt. SUR

Mit virtueller Realität ins alte Málaga

Tourismus. Das auf touristische Führungen spezialisierte Unternehmen 'Voilà Málaga' bietet jetzt auch ganz andere Einblicke in die Vergangenheit der Stadt sowie Picasso-Touren

VÍCTOR ROJAS

Donnerstag, 2. Januar 2025

Juan Diego Gil ist Architekt, Touristenführer und Gründer des Fremdenführerunternehmens 'Voilà Málaga'. Die Idee zu einem eigenen Unternehmen setzte Gil 2008 um, also mitten in der geplatzten Immobilienkrise und deren teils verheerenden Folgen. «Als Architekt fand ich mich damals in der Situation wieder, umdenken zu müssen und ich entschied, mich etwas anderem zu widmen, das nichts mit der Baubranche zu tun hatte», erzählt Gil. Die Entscheidung fiel auf den Tourismus, ein Thema, für das er sich begeisterte und das schließlich auch zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen Málagas gehörte. «Ich wollte ein Unternehmen schaffen, das einen besonderen Service bietet, das Besuchern eine Stadt so näherbringt, wie es mir als Reisender gefallen würde», sagt er. Es sollte eine besondere Erfahrung sein, an die der Kunde sich bei seiner Rückkehr in die Heimat mit Freude zurückerinnert und weiß, dass er etwas Besonderes erlebt hat.

Neu im Repertoire des inzwischen konsolidierten 'Voilà Málaga' ist eine Reise in die Vergangenheit dank virtueller Realität. Wer bucht, bekommt unter anderem die Plaza de la Marina und die Alameda im 19. Jahrhundert oder die Alcazaba-Festung im 18. Jahrhundert zu sehen. «In der Stadtbebauung gibt es im Laufe der Geschichte sehr abrupte Veränderungen. Málaga hat sich in den zurückliegenden Jahrhunderten sehr stark verändert. Dies gilt besonders für den Küstenstreifen, wo sehr viel Bewegung war», sagt Gil. Die virtuelle Zeitreise, die das Unternehmen neu in sein Angebot aufgenommen hat, ist nur dank der Forschung möglich. «Mir wurde das Programm von einer australischen Firma angeboten, die von einem Archäologen geführt wird, der in Spanien studiert hat und diese Art von Erlebnissen verkauft», erläutert Gil. Dies mache es möglich, historische Bereiche und Details zu sehen, die heute so nicht mehr existierten wie etwa die Puerta Oscura, das dunkle Tor, der Alcazaba-Festung.

Gil bietet verschiedene Touren an. Eine richtet sich an Besucher, die nur wenige Tage nach Málaga kommen und die wichtigsten Bauwerke der Stadt sehen möchten. «Ich habe ein Buch dabei mit Stadtplänen, alten Fotos, Fotomontagen, damit die Menschen das Gestern und Heute besser begreifen können, die Veränderungen verstehen. Auch das macht einen großen Unterschied für das Erlebte aus», versichert er.

Ein anderer Protagonist einer der meistgefragten Touren ist Picasso. «Ich habe eine Führung im Programm, die zu den Ursprüngen des Malers führt. Es geht nicht nur um das Geburtshaus-Museum, es ist mehr: Es geht um das Verhältnis von Picasso zu Málaga. Und das gefällt den Leuten. Wir spazieren durch die Stadt und sehen Orte, die mit dem Genie in Verbindung stehen», erzählt Gil. «Ich habe mich so sehr auf Picasso spezialisiert, dass ich mein Wissen auch in einem Spannungsroman verarbeitet habe, in dem sich Fiktion und die Kunstgeschichte rund um den Maler vermischen. Das Buch heißt 'El Picasso perdido'.»

Des Weiteren spricht Gil in seinen Touren über lokale Traditionen wie den Biznaguero, der Jasmin-Gestecke in den Straßen Málagas verkauft, oder andere typische Dinge der Provinzhauptstadt. Seine Kunden, so Gil, sollten die Stadt verstehen. Auch wichtige Begebenheiten oder internationale Malagueños wie Schauspieler Antonio Banderas dürfen bei den Stadtführungen nicht fehlen. Wenn konkrete Sachen mit der Stadt verknüpft würden, dann erlebten die Leute Málaga direkter, meint Gil und sagt: «Wir gehen beispielsweise durch das Limonar-Viertel und ich erzähle über dessen Vergangenheit, speziell über die ersten Kriegsmonate. Dabei bediene ich mich auch Erzählungen von ausländischen Autoren, die seinerzeit in Málaga lebten.»

Die Führungen laufen in kleinen Gruppen, damit das Erlebte einzigartiger wird. Auch Besichtigungen für nur eine Person hat Gil bereits gemacht. Nur gelegentlich arbeitet er auch mit größeren Gruppen, mit Schulklassen etwa oder Schülern der Sprachschule von Málaga, für die es fremdsprachliche Führungen gibt. «Ich spreche Englisch und Französisch, lerne gerade Italienisch, um mein Angebot noch erweitern zu können. Ich versuche eben, Dinge anzubieten, mit denen ich mich hervorhebe», sagt Gil.

Die Stadtführungen dauern rund drei Stunden und ihr Preis variiert je nach Teilnehmerzahl. Für zwei Personen etwa kostet eine Tour 150 Euro. «Das ist ein sehr privates und personalisiertes Erlebnis», versichert der Chef von 'Voilà Málaga'. Bei großen Gruppen kostet eine Tour normalerweise zehn Euro pro Person. Am häufigsten wird von US-Amerikanern, Engländern und Franzosen gebucht.

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