Nach NATO-Streit mit Trump erhöht Spanien seine Truppenstärke
14.000 neue Soldaten will Spanien einstellen und bis Jahresende sein Verteidigungsbudget auf 2,1 Prozent des BIP erhöhen
MANUEL MEYER
MADRID.
Donnerstag, 17. Juli 2025
Nach dem heftigen Streit mit dem US-Präsidenten Donald Trump auf dem Nato-Gipfel Ende Juni in Den Haag hat Spanien eine deutliche Aufstockung seiner Streitkräfte angekündigt. Spanien will seine Armee in den kommenden zehn Jahren um rund 14.000 Soldaten erhöhen.
Derzeit verfügt Spanien über rund 123.000 Soldaten. Zur Erhöhung des Personalbestands verpflichtete sich Spanien gegenüber dem Militärbündnis bereits auf dem letzten NATO-Gipfel in Den Haag. Auf dem Treffen stand Spaniens sozialistischer Ministerpräsident Pedro Sánchez (PSOE) besonders in der Kritik, weil Spanien als einziger Nato-Mitgliedsstaats die von US-Präsident Donald Trump geforderte Erhöhung der Beitragszahlungen ablehnte.
Während sich alle anderen NATO-Staaten dazu verpflichteten, ihre Rüstungsausgaben auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aufzustocken, erklärte Sánchez dieses von Trump angepeilte Ziel sogar für «unvernünftig» und «kontraproduktiv». Dabei spielten für seine Ablehnung wohl eher innenpolitische Gründe eine Rolle, da er nur einer schwachen Minderheitsregierung vorsteht und vor allem sein linker Koalitionspartnern Sumar von Vize-Regierungschefin Yolanda Díaz strikt gegen eine weitere Aufstockung der Verteidigungskosten ist. Schon 2022, als Sánchez als Gastgeber des Madrider NATO-Gipfels mehr Militärausgaben angekündigt hatte, wäre seine Koalition fast auseinandergebrochen.
Noch vor Ankunft beim NATO-Gipfel in Den Haag sagte Trump an Bord der Air Force One: «Es gibt ein Problem mit Spanien». Dass Spanien nicht bereit sei, fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben, sei «sehr unfair gegenüber dem Rest».
Auf seiner Plattform Truth Social veröffentlichte Trump eine Auflistung von Verteidigungsausgaben der NATO-Staaten, auf der Spanien ganz am Ende rangiert und ergänzte: «Wissen Sie, was wir tun werden? Wir verhandeln mit Spanien über ein Handelsabkommen. Wir werden sie doppelt so viel zahlen lassen.»
Das ließ Madrid aber ziemlich kalt, da Handelsabkommen und Zölle mit der gesamten Europäischen Union verhandelt werden und nicht mit den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten. Die spanische Armee nimmt regelmäßig an internationalen Militärmissionen der NATO, der UN und der EU teil. Im Jahr 2024 haben spanische Soldaten an 17 verschiedenen Missionen mit mehr als 15.000 Soldaten teilgenommen.
Die Truppenstärke aller 32 NATO-Länder umfasste 2025 rund 3,4 Millionen Soldaten. Die größte Truppe stellen die USA mit rund 1,3 Millionen, gefolgt von der Türkei mit 481.000 Soldaten und Polen mit 216.000. Laut offiziellen NATO-Daten gab Spanien im Jahr 2024 jedoch nur 1,28 Prozent seines BIP für Verteidigung aus – so wenig wie kein anderes der 32 Bündnismitglieder. Dennoch will Spanien sein Verteidigungsbudget bis Jahresende auf die vor dem Den Haager NATO-Gipfel vereinbarten 2,1 Prozent des BIP anheben.
Auch andere NATO-Länder unter 2 Prozent
Spanien ist allerdings nicht das einzige NATO-Land unter der Zwei-Prozent-Schwelle: Portugal, Kanada, Belgien, Luxemburg und Slowenien haben die Marke ebenfalls nicht erreicht. Auch Italien, die drittgrößte EU-Volkswirtschaft, liegt mit etwa 1,6 Prozent unter der Zielmarke, obwohl Spanien im internationalen Vergleich das Schlusslicht bildet.
Bereits im März lehnte Spanien auch den Vorschlag der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas zur Verdoppelung der Ukraine-Militärhilfen auf bis zu 40 Milliarden ab. Spanien habe sich bereits verpflichtet, der Ukraine in diesem Jahr eine Milliarde Euro Militärhilfe zukommen zu lassen. Zudem sei Spanien im EU-Vergleich überdurchschnittlich hoch an internationalen militärischen Friedensmissionen beteiligt, lautete die offizielle Begründung von Spaniens Außenminister José Manuel Albares. Grund waren aber die zunehmenden Spannungen mit der linken Sumar, die sogar den NATO-Austritt Spaniens fordert.
Comentar es una ventaja exclusiva para registrados
¿Ya eres registrado?
Inicia sesiónNecesitas ser suscriptor para poder votar.