Tennis: Spaniens Heldentaten beim Davis Cup
Munar und das Doppel Granollers/Martínez schaffen das Comeback gegen die Tschechische Republik und führen das Team ins erste Halbfinale seit 2019
Enric Gardiner
Freitag, 21. November 2025
Ohne Carlos Alcaraz, ohne Alejandro Davidovich, aber mit einem heldenhaften Team qualifizierte sich Spanien gestern gegen Tschechien für sein erstes Davis-Cup-Halbfinale nach sechs Jahren. Siege von Jaume Munar sowie Marcel Granollers und Pedro Martínez im Doppel machten die Auftaktniederlage von Pablo Carreño wett und schickten das Team von David Ferrer in die vorletzte Runde des Turniers, bei der Spanien am kommenden Samstagmittag auf das deutsche Team treffen wird.
Spanier Alcaraz sagt Start bei Davis-Cup-Endrunde ab
Der Sieg gegen die Tschechen war ein kleines Kunststück, wenn man bedenkt, dass zwei wichtige Spieler fehlten. Aber Kapitän Ferrer wusste offenbar, dass dieses Team diese Chance verdient hatte, nachdem es schon im Februar erfolgreich gegen die Schweiz und im September gegen Dänemark gepunktet hatte.
Ein Comeback war allerdings gefragt nach der 7-5, 6-4 Niederlage zum Auftakt von Pablo Carreño gegen Jakub Mensik. Der Asturier, der seit der Qualifikationsrunde gegen Dänemark kein Match mehr auf ATP-Ebene gewonnen hat, spielte zwar ein großartiges Match, hatte aber mit 22 Winnern und 20 Assen des Tschechen zu kämpfen, der beim Aufschlag unfehlbar war und Carreño - Ferrers Notlösung nach dem Ausfall von Alcaraz - schlicht vor sich hertrieb.
Bei einem 0:1-Rückstand gab es für Spanien nur noch eine Lösung, nämlich die beiden verbleibenden Spiele zu gewinnen. Die ganze Last spürte zunächst Jaume Munar, der zudem unter dem Druck stand, dass er in diesem Wettbewerb noch nie ein Einzelspiel gewonnen hatte. Er hatte die beiden vorherigen Davis-Cup-Einzel verloren, und seine einzigen beiden Siege in dieser Saison hatte er im Doppel gegen die Schweizer und die Dänen errungen.
Doch der Spanier wuchs über sich hinaus und bezwang Jiri Lehecka, die Nummer 17 der Welt (6:3, 6:4), mit einem der besten Siege seiner sportlichen Karriere.
«Ich habe mich auf einem guten Niveau gesehen, ich würde nicht sagen, dass es ein stratosphärisches Spiel war», sagte der Mallorquiner auf der Pressekonferenz und lobte sein Team, das in diesen Tagen in Italien darum kämpft, für Spanien die siebte Salatschüssel nach Hause zu holen. «Wir müssen mit dem klarkommen, was wir haben, und das ist eine Menge. Wir müssen das auch zu schätzen wissen. Das ist unsere Mentalität und es war auch unsere Stärke mit Nadal und Ferrer in der Mannschaft. Sie waren die besten Vertreter dieser Mentalität und dieses Kampfgeistes. Und jetzt sind wir dran. Ich versuche, diese Leidenschaft und diesen Willen auf den Platz zu bringen und alles zu geben».
Die wenigen Chancen genutzt
Beim Stand von 1:1 war das Doppel an der Reihe. Tomas Berdych, der tschechische Kapitän, hatte das Niveau von Mensik gesehen und entschied sich, ihn an der Seite von Tomas Machac, einem Olympiasieger im gemischten Doppel, ins Spiel zu bringen, während Ferrer keine Änderungen vornahm: Marcel Granollers und Pedro Martínez gingen auf den Platz. Das spanische Duo, das erst eine Handvoll Spiele zusammen bestritten hat, holte den entscheidenden Punkt in zwei spannenden Tiebreaks (7:6 (8), 7:6 (8)) und führte Spanien damit ins Halbfinale.
Granollers und Martínez wehrten drei Satzbälle im Tiebreak des ersten Satzes und zwei weitere im zweiten Satz ab. Es war oft ein Drahtseilakt, wie es in einem Doppel auf einem so schnellen Belag üblich ist, aber sie brachten die Tschechen zur Verzweiflung, indem sie die wenigen Chancen, die sie ihnen gaben, nutzten. Eine Reihe kaum machbarer Punkte, von denen einige von Granollers und andere von Martínez gewonnen wurden, entschied eines der besten Spiele dieser Ausgabe des Davis Cups. Es wurde wieder einmal deutlich, warum dieser Wettbewerb trotz aller Höhen und Tiefen, die er in den letzten Jahren erlitten hat, einer der beliebtesten ist.
«Der Geist in diesem Wettbewerb ist unglaublich. Wir leiden, weil die Spiele hart sind, aber heute haben wir die Mischung aus Leiden und Gewinnen geschafft. Die Nerven spielen im Davis Cup immer mit», sagte Granollers nach der Qualifikation. Mit seinen 39 Jahren ist der unermüdliche Spieler aus Barcelona immer noch mit Begeisterung dabei.
«Mit Marcel zu spielen ist sehr einfach, er ist der beste Doppelspieler der Welt», fügte Pedro Martínez hinzu. Der 28-jährige Valencianer hat in diesem Jahr alle drei Doppelspiele gewonnen. «Ich weiß nicht, was in diesem Jahr mit mir passiert ist, aber wenn ich im spanischen Trikot auf den Platz gehe, gehe ich mit einem anderen Adrenalinspiegel in die Spiele».
Am Samstag findet gegen die deutsche Mannschaft das erste Halbfinale für Spanien seit 2019 statt, als in der Caja Mágica in Madrid die «hässlichste Salatschüssel der Welt» zum sechsten Mal gewonnen wurde. Der Einzug in die Runde der besten Vier ist ohne Carlos Alcaraz bereits ein großer Erfolg.