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DIETMAR FÖRSTER
TORROX.
Donnerstag, 30. Januar 2025
Als Schwangerschaftsvertretung war Sonja Bülow, die damals noch Mayerhöfer hieß, Ende der Nullerjahre als Redakteurin zu einer deutschen Wochenzeitung nach Torrox gekommen, um von dort über das Geschehen an der östlichen Costa del Sol zu berichten. In der Urbanisation, in der sie damals wohnte, lebte und arbeitete auch Peter aus Mecklenburg-Vorpommern, der sich dort ein Häuschen gekauft und mit einem Garten- und Poolservice selbstständig gemacht hatte. «Eines Tages, ganz romantisch, als wir beide den Müll rausbrachten», sind wir uns das erste Mal begegnet», schmunzelt Peter Bülow und «wenig später sind wir zusammengekommen», ergänzt seine heutige Ehefrau.
Als nach gut zwei Jahren ihre Vorgängerin bei der Zeitung aus dem Mutterschaftsurlaub zurück war, brauchte Sonja einen neuen Job und beschloss, sich beim Auswärtigen Dienst zu bewerben, nachdem sie als Journalistin über Informationsveranstaltungen des Deutschen Konsulats in Málaga berichtet und dadurch erfahren hatte, welche Möglichkeiten sich dort boten. Nachdem sie erfolgreich die Bewerbungsrunden durchlief und schließlich die Zusage für den Posten als Fremdsprachenkorrespondentin erhielt, machte das Paar Nägel mit Köpfen und zog mit Sack und Pack nach Berlin, wo Sonja den Amtsdurchlauf absolvierte, um sich von dort auf einen Auslandsposten zu bewerben. «Wir hatten beide Lust, die Welt zu bereisen und neue Kulturen kennenzulernen», sagt die Oberpfälzerin und kommt zu dem Schluss, dass der Eintritt in den Auswärtigen Dienst «die beste Entscheidung meines Lebens» war. Und auch Peter, der in der DDR aufgewachsen ist und beruflich erfolgreich im Fahrzeugbau aktiv war, genießt offiziell als 'Mitausreisender Partner' die diplomatischen Privilegien und das Leben in der großen weiten Welt, «von dem ich nie zu träumen gewagt habe».
Da Sonja nach Stationen in Harare (Simbabwe), La Paz (Bolivien) und zuletzt im texanischen Houston in den USA nach zwölf Jahren Auslandseinsatz für einige Zeit in die Zentrale des Auswärtigen Amtes nach Berlin muss, haben sich beide für ein Sabbatical in der alten Heimat entschieden. Das Haus in Torrox Park hatten sie behalten. Dort gibt es genug Platz für die Tiere, die ihnen in den jeweiligen Ländern zugelaufen waren. Sonja hat vom Standort an der Costa del Sol außerdem die Möglichkeit, öfter ihre Eltern in Tirschenreuth zu besuchen und sich dort ausgiebig um ihr Pferd zu kümmern, das sie in die USA nicht mitnehmen konnte und von ihr schmerzlich vermisst wurde.
Bis August vergangenen Jahres war das Paar in der Millionen-Metropole Houston, wo Sonja Bülow am deutschen Generalkonulat eingesetzt war. Mit Interesse verfolgten sie daher auch die Vereidigung von Donald Trump zum 47. Präsidenten der USA am Montag vergangener Woche, der in Texas nach Meinung von Sonja Bülow «vor allem von der weniger gebildeten Bevölkerungsschicht auf dem Land gewählt wurde». In der Stadt selbst, wo die Demokraten in der Wählergunst oben stehen, hätten sie so gut wie keinen Kontakt zu republikanischen Anhängern gehabt. Trumps Pläne, die Immigration einzudämmen, kann die Beschäftigte im Auswärtigen Dienst nur schwer nachvollziehen: «40 Prozent der Einwohner in dem US-Bundesstaat sind lateinamerikanischer Herkunft, die das System am Laufen halten.» Und was die Kriminalität anbelangt, so versichern beide, hätten sie nie Angst um Leib und Leben gehabt. Sorgen hätten ihnen eher die vielen Obdachlosen gemacht, die überall in Zelten auf der Straße oder in ihren Autos übernachten. Das amerikanische 'Hire and fire'-System' sei Schuld daran, dass Menschen auch schnell in Not gerieten.
Von Harare in Simbabwe, ihrer ersten Station im Ausland, hatten Sonja und Peter vorher nicht viel gewusst. Da der Auswärtige Dienst seine Mitarbeiter und ihre Partner gut vorbereite, hätten sie dann aber ein gutes Haus inmitten von Einheimischen gefunden und seien überrascht gewesen, wie sicher sie dort auf den Straßen unterwegs sein konnten. Die Simbabwer seien ein sehr gelassenes Volk, das sich so schnell nicht aus der Ruhe bringen lasse.
Schon etwas anders sei es im bolivianischen La Paz gewesen, wo es immer mal wieder Unruhen gegeben habe, die sie von ihrem Domizil oben auf dem Berg beobachten konnten. Passiert sei ihnen auch dort nichts. «Wir sind aber dort auch ein bisschen demütig geworden», sagt Peter Bülow, als es um die Armut in dem südamerikanischen Land geht. «Da merkt man erst, wie gut es einem geht.»
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