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Fußball

Potenzial der Frauen nutzen

Fußball-EM in der Schweiz setzt neue Maßstäbe: Attraktive und spannende Spiele mit Rekord-Einschaltquoten

WOLFGANG STEPHAN

Donnerstag, 31. Juli 2025

Das gab es in dieser Form bisher nicht: Frauen spielen Fußball – und alle schauen hin. Mehr als 600.000 Fans sahen die Spiele der Frauen-EM in der Schweiz live in den Stadien, am Fernsehen waren es mehrere Millionen, vor allem in Spanien, Deutschland und England.

Sie sahen Fußball vom Feinsten, ehrlichen Fußball, den wir bei den Männern kaum noch sehen. Kaum Proteste, kaum Theater nach Fouls. Parallel zu diesem Turnier hatte die FIFA eine Klub-WM in den USA veranstaltet, die sportlich auf keinem hohen Niveau war und die es unter seriöser Betrachtung angesichts der ausgefallenen Erholungspause für die Spieler nicht hätte geben dürfen. Doch wenn die FIFA die Geldruckmaschine anwirft, halten alle die Hand auf.

«Das ist nicht mehr mein Fußball», hatte mir die Real-Ikone Ulli Stielike vor wenigen Tagen gesagt. Der ehemalige deutsche Nationalspieler hat nicht einmal ein Abo für das Bezahlfernsehen. Gut, dass er die Frauen-EM bei den öffentlichen Sendern sehen konnte. Über 14 Millionen Deutsche sahen das Ausscheiden der Deutschen in der vergangenen Woche gegen Spanien. Immerhin noch sieben Millionen schalteten am Sonntag beim Endspiel Spanien gegen England ein.

Sie sahen tollen Fußball, technisch auf hohem Niveau, attraktive und spannende Spiele und hörten Interviews von Spielerinnen, die offen sagten, was sie dachten und nicht die eingeübten und weichgespülten Sätze ihrer männlichen Kollegen.

Am Ende jubelten die Engländerinnen, was durchaus überraschend war. «Seele, Herz und Talent – uns fehlt es an nichts», hatte die geniale spanische Außenspielerin Olga Carmona vor dem Finale gesagt. Sie sollte sich irren: Wer im entscheidenden Elfmeterschießen dreimal nicht trifft, dem fehlt es an Kaltschnäuzigkeit und Präzision im Abschluss. Spanien war das beste Team, spielerisch kommt an den amtierenden Weltmeister derzeit niemand heran. Aber wir lieben den Fußball wegen seiner Überraschungen. Diesmal hat nicht die beste Mannschaft den EM-Titel gewonnen, sondern die willensstärkste und glücklichste.

Übrigens: Es wäre schön, wenn dieses Fußball-Turnier auch im Business Nachhall finden könnte: Auch in den Unternehmen wäre es gut, endlich die Potenziale der Frauen zu erkennen und zu nutzen.

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