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Flutkatastrophe

Würdeloser Abgang

Der valencianische Ministerpräsident Carlos Mazón ist ein Jahr nach der verheerenden Sturzflut zurückgetreten

MANUEL MEYER

Donnerstag, 6. November 2025

Trotz der heftigen Kritik an seinem Krisenmanagement im Zuge der verheerenden Flutkatastrophe klammerte sich Carlos Mazón ein Jahr lang an seinen Posten als Regionalpräsident Valencias. 229 Menschen kamen am 29. Oktober 2024 in den Fluten um. Die Angehörigen machen Mazón und seine Regierung für die Toten verantwortlich, weil sie stundenlang die Flutwarnungen an die Bevölkerung verzögerten. Am Montag erklärte Mazón nun endlich seinen Rücktritt. Auslöser war vergangene Woche die Staats-Trauerfeier mit dem spanischen Königspaar. Vor Millionen von Spaniern, die die Gedenkveranstaltung live im Fernsehen verfolgten, beschimpften ihn die Hinterbliebenen der Opfer als «Mörder» und «Hurensohn». Doch so konsequent wie er ein Jahr lang die Hinterbliebenen ignorierte, so würdelos war auch sein Abgang. Er räumte zwar kurz «Fehler» ein, die «mich mein Leben lang verfolgen werden». Aber das war es auch schon mit seinem Mea Culpa. Die Opfer erwähnte er nur in einem Nebensatz.

Vielmehr holte er erneut zum Rundumschlag aus: Die Angehörigen der Opfer würden ihn ungerecht behandeln, die sozialistische Zentralregierung habe keine Hilfe angeboten und der Wetterdienst habe ihn nicht rechtszeitig benachrichtigt. Das erste ist fraglich, die anderen Behauptungen stimmen schlichtweg nicht. In seiner Rücktrittserklärung hätte er auch endlich mal klarstellen können, warum er das fast vierstündige Essen mit einer attraktiven Journalistin nicht unterbrach, obwohl die ersten Menschen in den Fluten schon um ihr Leben kämpften!

Doch eine Sache nehme ich ihm ab: Er sagte, er wäre am liebsten schon viel früher zurückgetreten. Eigentlich war es die Chronik eines angekündigten politischen Todes. Doch seine konservative Volkspartei wollte eine zeitliche Distanz zur Flutkatastrophe, um bei Neuwahlen eine zu erwartende Niederlage zu vermeiden. Aber die Massenproteste gegen Mazón und die jetzt sogar juristischen Untersuchungen haben alles nur noch schlimmer gemacht. Nicht weniger schlimm: Mazón rief weder Neuwahlen aus noch gab er sein Abgeordnetenmandat auf, weshalb er juristisch weiterhin unantastbar bleibt. All das dürfte die Opfer-Angehörigen in ihrer Meinung bestätigen. Und auch viele Valencianer. Damit stellt Mazóns Rücktritt ohne die Ausrufung von Neuwahlen seine Partei vor ein erhebliches Problem: Sie muss nun einen Kandidaten aufstellen, der auch Vox anspricht. Die Rechtspopulisten reiben sich jetzt schon die Hände.

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