Wut, Verlust und das Erwachsenwerden in einer zerrissenen Familie: Zwei Brüder finden bei Neonazis so etwas wie Freundschaft
'Mit der Faust in die Welt schlagen' bei der deutschen Filmwoche in Málaga – Kindheit in der ostdeutschen Provinz zwischen Hoffnung und Absturz
Uwe Scheele
Málaga
Montag, 3. November 2025
Vom 25. bis 29. November organisiert SUR deutsche Ausgabe gemeinsam mit dem Goethe-Institut Madrid, dem deutschen Konsulat in Málaga und mit Unterstützung des Vereins Amigos del Goethe-Institut España die 6. Ausgabe der Deutschen Filmwoche in Málaga. Vorab stellen wir an dieser Stelle in loser Folge die neun Filme der diesjährigen Ausgabe im Cine Albéniz in Málaga vor, genaue Angaben zu Uhrzeiten und zum Kartenvorverkauf folgen.
Schicksal einer ganzen Region
Die Brüder Philipp (12) und Tobias (9) wachsen Anfang der 2000er in der ostdeutschen Provinz auf. Die Familie baut ein Haus. Der hagere Uwe, der auf der Baustelle hilft, ist plötzlich tot. Sein Absturz scheint das Schicksal einer ganzen Region widerzuspiegeln: zu viel Alkohol, keine Arbeit und eine DDR-Vergangenheit, von der man sich nicht befreien kann.
Mit der Faust in die Welt schlagen
Regie: Constanze Klaue; Darsteller: Anton Franke, Camille Moltzen, Anja Schneider, Christian Näthe, Johannes Scheidweiler u.a.; Länge: 110 Minuten
Mit dem Einzug in das noch unfertige Haus beginnt der Zerfall der Familie. Der Vater wird arbeitslos, die Mutter versucht, die Dinge am Laufen zu halten. Mittendrin Tobi und Philipp, alleingelassen mit sich selbst. Im Gegensatz zur häuslichen und familiären Enge scheint die Landschaft grenzenlos. Endlose Wälder, gelbe Rapsfelder und das türkisblaue Wasser der Steinbrüche, in das man springen kann, um der Langeweile für einen Moment zu entkommen. In einem Leben, in dem es ansonsten wenig Lichtblicke und Vorbilder gibt, wird die Natur zum Rückzugsort.
Gewalt und Fremdenhass
Am Ende bleiben nur noch die älteren Jungs, die Abenteuer versprechen, aber Gewalt und Fremdenhass meinen. Ihnen schließt sich Philipp an. Zum ersten Mal spürt er Sinn und Zugehörigkeit, auch wenn dafür Grenzen überschritten werden. Als in der Nähe ein Flüchtlingsheim entstehen soll, eskaliert die Situation.
Mit authentischen Figuren, atmosphärischen Bildern und einer eindrucksvollen Besetzung zeichnet Klaue ein schonungsloses Porträt einer Generation auf der Suche nach Orientierung. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Erfolgsroman von Lukas Rietzschel und feierte auf mehreren Festivals begeistert aufgenommene Premieren. Ein Film, der bewegt, aufrüttelt und lange nachklingt.