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Eurovision

ESC: Kein bisschen Frieden

Weil Israel nicht ausgeschlossen wurde, wollen Spanien und drei weitere EU-Länder den Musikwettbewerb boykottieren – was falsch ist

WOLFGANG STEPHAN

Donnerstag, 11. Dezember 2025

Mit 'Ein bisschen Frieden' gewann Nicole 1982 den Grand Prix de Eurovision, der in den Eurovision Song Contest (ESC) umbenannt ist. Ein Wettstreit von Künstlern und Komponisten, der seit 1956 ausgetragen wird und als größte Musikshow der Welt gilt. Doch vom Frieden ist die Welt und auch dieser Wettbewerb weit entfernt, denn hinter den Kulissen kracht es gewaltig. Spanien, Irland, Niederlande und Slowenien boykottieren die nächste Veranstaltung 2026 in Wien, weil Israel weiter teilnehmen darf. Vor allem Spanien hatte sich wegen des Krieges im Gaza-Streifen dagegen ausgesprochen.

Auf den ersten Blick scheint das verständlich, denn der furchtbare Krieg von Benjamin Netanjahu mit knapp 70.000 Toten steht in keinem Verhältnis zu dem brutalen Überfall der Hamas auf Israel. Dies deutlich zu machen, ist nahezu Pflicht der europäischen Staaten, von denen sich viele – vor allem Deutschland – immer noch wegducken.

Spaniens Regierungschef Pedro Sanchez war einer der wenigen EU-Regierungschefs, der politische und wirtschaftliche Maßnahmen ergriff, um Israel zu stoppen. Weil Benjamin Netanjahu und seine Scharfmacher sich weiterhin gegen die Anerkennung eines palästinensischen Staates wehren, ist der Druck auf Israel weiter notwendig. By the way, in Deutschland wird dies gerne verschwiegen: Gegen Benjamin Netanjahu besteht ein Haftbefehl vom Internationalen Staatsgerichtshof.

Also ist der Boykott der vier Länder beim ESC berechtigt? Nein, denn der ESC ist ein Musikwettbewerb und die Kultur sollte – ebenso wenig wie der Sport – nicht für politische Zwecke instrumentalisiert werden. Beim ESC in Wien steht nicht Benjamin Netanjahu auf der Bühne, ebenso wenig steht Kriegstreiber Wladimir Putin bei russischen Fußballvereinen auf dem Rasen – wenngleich Russlands Fußballer wegen des Angriffskrieges auf die Ukraine von allen Fifa-Wettbewerben ausgeschlossen wurden. Was ich auch für falsch halte. Kultur und Sport stehen für Dialog, Identität, Völker-Verständigung, nicht für Ausgrenzung. Und schon gar nicht für eine Symbolpolitik. Und: Dass Spanien erst für 2026 seinen Rückzug ankündigt, ist auch deswegen fraglich, weil derzeit ein Friedens-Deal mit Waffenruhe in Gaza herrscht. Immerhin doch ein bisschen Frieden.

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